Alzheimer-Krankheit: Atypische Neuroleptika praktisch wirkungslos
Alzheimer-Patienten werden häufig medikamentös „ruhig gestellt“. Eine amerikanische Studie untersuchte die Wirkung der dabei häufig angewendeten sogenannten atypischen Neuroleptika.
Wenn Alzheimer-Patienten aufgrund von Wahnvorstellungen oder Halluzinationen zu schweren Erregungs- oder Aggressionszuständen neigen, werden sie häufig mit Neuroleptika behandelt.
Die dabei eingesetzten atypischen Neuroleptika (auch Neuroleptika der zweiten Generation genannt) haben deutlich seltener "typische", unerwünschte Nebenwirkungen als ältere Neuroleptika.
An dieser grossen amerikanischen Untersuchung waren 43 ambulante Zentren beteiligt.
Insgesamt wurden 421 Alzheimer-Patienten mit Verhaltensstörungen (psychotisch, erregt oder aggressiv) behandelt. Die Behandlung erfolgte nach dem Zufallsprinzip mit einem von 3 atypischen Neuroleptika oder mit Plazebo (Scheinmedikament). Je nach Bedarf wurden die Dosierungen angepasst. Die Beobachtungszeit dauerte 36 Wochen.
Die Forscher interessierte die Zeit vom Behandlungsbeginn bis zum Abbruch der Behandlung aus irgend einem Grund, sowie die Anzahl an Patienten mit einer Zustandsverbesserung nach 12 Wochen.
Resultate
- Die Zeit bis zum Behandlungsabbruch – aus welchem Grund auch immer – war bei der Therapie mit Neuroleptika und Plazebo etwa gleich lang ( 5- 8 Wochen).
- Die Zeit bis zum Absetzen der Neuroleptika wegen fehlender Wirkung betrug zwischen 9 und 22 Wochen (je nach Medikament); beim Plazebo waren es 9 Wochen.
- Am wenigsten unerwünschte Wirkungen oder Unverträglichkeiten waren in der Plazebogruppe zu verzeichnen.
- Verbesserungen im Zustandsbild zeigten sowohl die mit Neuroleptika behandelten Patienten, als auch diejenigen mit Plazebo (32 -26% mit Neuroleptika, 21% mit Plazebo).
Fazit der Forscher
Die Ergebnisse dieser Studie sprechen gegen den Einsatz von atypischen Neuroleptika zur Behandlung von Alzheimer-Patienten mit akuten psychotischen Verhaltensstörungen: Die Vorteile sind gering, das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen ist hoch.
09.01.2007