Anaphylaxie bei Kindern – wie wird dieser allergische Notfall behandelt
Allergiker wissen, dass sie das verantwortliche Allergen strikt vermeiden sollen, doch gerade bei Kindern ist dies nicht immer ganz einfach. Schon ein Bienenstich oder der Verzehr geringster Mengen des Allergens können eine lebensbedrohliche allergische Reaktion (Anaphylaxie) auslösen. Das richtige Notfallset sollen gefährdete Allergiker deshalb stets zur Hand haben und genau wissen, wie damit umzugehen ist.
Der Artikel erschien als Fortbildung für Ärzte im Fachblatt ArsMedici des Rosenfluhverlages. Hier eine vereinfachte Zusammenfassung für den medizinischen Laien.
Bei Kindern stehen Lebensmittelallergien - und hier vor allem Baumnüssen, Erdnüsse und Kuhmilch - an erster Stelle als Ursache für einen allergischen Schock. Danach folgen Insektengifte und eine Anaphylaxie im Rahmen einer "Allergie-Impfung" (Hyposensibilisierung). Weitere häufige Auslöser für schwere allergische Reaktionen sind Naturlatex (z.B. in Schnuller, Fläschchensauger, Gummibänder, Luftballons, Schutzhandschuhe, Wärmflaschen, Bälle, Latexmatratzen, etc.) oder Medikamente wie bestimmte Antibiotika, bestimmte Schmerzmittel (sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika) oder Röntgenkontrastmittel.
Wie zeigt sich ein allergischer Schock (Anaphylaxie)?
Durch rechtzeitiges Einsetzen der Notfalltherapie kann die Lebensbedrohung abgewendet werden. Dazu sollte man die wichtigsten Symptome einer Anaphylaxie kennen.
Wenn es kurz nach Kontakt mit einem bekannten oder wahrscheinlichen Allergen plötzlich zu folgenden Zeichen kommt, dann handelt es sich um einen allergischen Schock:
1. Akuter Beginn, in der Regel innerhalb weniger Minuten nach Kontakt mit dem Allergen (seltener auch erst nach Stunden)
2. Akute Reaktion der Haut und/oder Schleimhaut der Atemwege:
- Haut/Schleimhaut: Ausschlag (stark juckende Quaddeln), Lippen- und Zungenschwellung
- Plötzliche Atembeschwerden (pfeifender, zischender Atem, Atemnot)
- Blutdruckabfall mit starkem, schnellem Herzklopfen bis hin zum Kreislaufkollaps
- Reaktionen im Magen-Darm-Trakt (Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen)
- Kleinere Kinder reagieren häufig im Vorfeld mit starker Unruhe und plötzlicher Mattigkeit.
Ein antiallergischer Schock ist immer ein absoluter Notfall und erfordert rasches Handeln (Notfallnummer: Tel 144 CH, EU Tel. 122).
Prävention einer Anaphylaxie:
Bei einer Lebensmittelallergie ist die einzige Möglichkeit nur das strikte Vermeiden von Nahrungsmitteln und Speisen, die das entsprechende Allergen enthalten, was oft gar nicht so einfach ist. Ernährungsfachleute können dabei helfen, Strategien zur Allergenvermeidung zu vermitteln. Dazu gehören z.B. Verpackungen von Lebensmittel zu prüfen oder bei nicht selber gekochtem Essen, immer darauf achten und Nachfragen, ob das Allergen (auch nur in kleinsten Spuren) vorhanden sein könnte.
Akutbehandlung im Falle eines allergischen Schocks
Hier gilt: Ein allergischer Schock ist immer eine lebensbedrohlich Situation, daher sofort den Arzt/Sanität rufen (Tel. Schweiz: 144, EU: 122). Ist man sich unsicher ob es tatsächlich eine allergische Reaktion ist, dann besser einmal zu viel ärztliche Hilfe zu rufen als einmal zu wenig.
Das Notfallset besteht aus drei Medikamenten:
1. Adrenalin-Autoinjektor
2. Antihistaminikum (Tropfen, Saft oder Tabletten)
3. Kortison (Saft, Tabletten oder Zäpfchen).
Adrenalin als Autoinjektor zur Selbstbehandlung wird an der Oberschenkelaussenseite in den Muskel gespritzt, wirkt sehr schnell, normalisiert die Herzfunktion, steigert den Blutdruck und stabilisiert dadurch den Kreislauf. Es entspannt zudem die Muskulatur der Bronchien, wodurch das Atmen erleichtert wird. Achtung: Adrenalin-Autoinjektoren dürfen nur bei Kindern über 15 kg Körpergewicht angewendet werden! Es gibt zwei Dosierungen: eine niedriger Dosierung für Kinder mit einem Gewicht zwischen 15 und 30 kg und eine höhere Dosierung für Kinder über 30 kg.
Das Antihistaminikum bekämpft die allergische Reaktion
Kortison wirkt Reaktionen entgegen, die möglicherweise auch später auftreten können.
Bei bekannter Reaktion mit Atemnot/Asthma, sollten Betroffene ausserdem ein Asthma-Notfallspray mit sich führen. Dies erweitert die Bronchien und verbessert die Atmung.
Der Betroffene selbst, Eltern, Spiel-, Sport- und Schulkameraden sowie Betreuer von Kindern und Jugendliche müssen unbedingt über die Allergie, Zeichen eines allergischen Schockes sowie die Handhabung der Notfall-Medikamente instruiert werden. Auch Kinder und Jugendliche sind fähig, im Notfall eine Spritze zu verabreichen, wenn man sie entsprechend gut schult und aufklärt. Allergiker sollen immer ihren Allergiepass und ein Notfallset bei sich tragen. Gefährdeten Kindern soll im Handy eine Notarztnummer gespeichert werden.
30.07.2013