Angst, Panik und Hyperventilation: Tipps für Helfer
Von
(Doris Zumbühl)
Angst, phobische Reaktionen, Panikattacken und Hyperventilationsanfälle werden nicht nur von den Betroffenen dramatisch erlebt, sondern aktivieren das Umfeld in höchstem Mass, weil das Verhalten des Betroffenen lebensbedrohliche Ursachen vermuten lässt.
Dieser Artikel soll zeigen, wie man mit einfachen Atmungsübungen und körperorientierten Massnahmen intervenieren kann, um die Betroffenen zu stabilisieren und zu beruhigen.
Merke
- Wenn innere Anspannung als bedrohliche Körperempfindung bewertet wird, steigert dies die Angstreaktion noch weiter.
- Es entsteht ein Teufelskreis, der sich mitunter dramatisch im äusseren Verhalten niederschlägt. Die Betroffenen können mit einfachen Atemübungen stabilisiert und beruhigt werden.
- Ruhe und Gelassenheit des Helfers sind sehr wichtig.
- Der betroffenen Person ist genügend Zeit zu lassen, wieder eine ruhige Beziehung zu ihrem Körper zu bekommen.
Folgende Symptome werden erlebt oder sind auch von aussen
sichtbar:
- Herzklopfen, Herzrasen
- Brustschmerzen, Druck- und Engegefühl
- Atemnot
- Benommenheit, Schwindel
- Schwitzen
- Bauchschmerzen
- Zitternde Muskeln
- Schlotternde Knie
- Kalte Hände und Füsse
- Leerer Kopf
- Angst zu sterben, die Kontrolle zu verlieren
- Hilfesuchendes Verhalten, Fluchtverhalten.
Eine akute Hyperventilation baut sich auf, deren Symptome die subjektiv erlebte Bedrohung noch erhöhen:
- Schnelle Atemfrequenz (Tachypnoe)
- Gleichzeitig Atemnot
- Zwang, tief einatmen zu müssen
- Engegefühl über der Brust
- Gähnen, Seufzer, Reizhusten
- Gefühllosigkeit und Missempfindungen in den Extremitäten (z.B. Ameisenlaufen)
- Verkrampfung der Hände (Pfötchenstellung) und der Lippen (Karpfenmaul), Zittern, Muskelschmerzen, unter Umständen Lähmungen der Extremitäten
- Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Benommenheit
- Teilweise Synkope, Ohnmacht: wenn der Betroffene nicht sofort wieder erwacht: Seitenlagerung, Atmung überwachen, Notfall Tel. 144.
Merkblatt für Helfer bei Angst, Panik und/oder
Hyperventilieren
Vom Psychologen Claude Haldimann-Balli
- Zeit haben und sich Zeit nehmen!
- Beruhigendes Zusprechen
- Sich mit dem Betroffenen an einen ruhigen, "ungefährlichen Ort begeben".
- Betroffener sitzt bequem oder liegt
- Zum ruhigen Atmen anhalten (ein : aus = 1:2)
- Betroffener legt Hand auf den Bauch (Zwerchfellatmung)
- Mitatmen des Helfers (geräuschvolles Ausatmen)
- Mit Bewegungen das Atmen begleiten (Hand/Arm auf und ab)
- Lippenbremse und Ton beim Ausatmen
- Unterstützung durch Helfer: Hand auf der Hand des Betroffenen oder auf dem Bauch mit leichtem (!) Druck beim Ausatmen; eventuell mit der andern Hand leichten (!) Druck auf den Thorax beim Einatmen (Schaukelbewegung)
- Immer wieder loben und wertschätzen!
- Falls das Hyperventilieren nicht zurückgeht, dem Betroffenen eine Papier(!) Tüte zum Ein- und Ausatmen geben (Kartonbecher, Tasse oder Hande reichen zur Not auch):
- zirka 10 Atemzuge in die Tüte aus und ein
- 15 Sekunden atmen ohne Tüte
- wiederholen, bis sich Atmung normalisiert. - Medikamente nur als letzte Wahl, da die Gefahr der Abhängigkeit
besteht und der Betroffene so keine eigene Bewältigungsmöglichkeit
lernt. - Dem Betroffenen zu einer Psychotherapie raten (eher kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansatz)
Rosenfluh Publikationen ArsMedici 3.12.
30.08.2012
30.08.2012
Doris Zumbühl
Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.