Behandlung der COPD-Erkrankung: Neue Optionen und Früherkennung
Experten nehmen Stellung zur Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (Novartis PharmaTalk COPD, 15. September 2010)
Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine relevante, häufige und potenziell tödliche Krankheit. In der Schweiz sind rund eine halbe Million Menschen betroffen. Mit inhalativen Medikamenten wie dem von Novartis im August 2010 in der Schweiz eingeführten Bronchodilatator Indacaterol lässt sich die Lebensqualität der Patienten erhöhen, indem sie Symptome wie Atemnot und den Verlust der körperlichen Leistungsfähigkeit signifikant verbessern.
Laut Dr. Jürg Barandun, Leiter und Gründer des LungenZentrums Hirslanden, sterben rund 3000 COPD-Patienten jährlich an der Krankheit, die vor allem durch eine massive Atemnot gekennzeichnet ist. Durch Tabakrauch oder Feinstaub-Exposition ausgelöste chronische Entzündungsprozesse führen einerseits zu einer irreversiblen Verengung der Atemwege, sie zerstören aber auch das Lungengewebe und blähen die Lunge auf. Das resultierende Lungenemphysem macht das Ausatmen zur Qual. Hauptziele der COPD-Therapie, zu der neben der medikamentösen Behandlung ein konsequenter Rauchstopp und körperliches Training gehören, sind die Verbesserung der Belastbarkeit im Alltag und die Erhöhung der Lebensqualität der Betroffenen.
Lange stumme Krankheit
«Problematisch ist, dass die COPD über lange Zeit stumm voranschreitet, bevor erste Symptome auftreten», sagte Dr. Barandun.
«Wenn sich morgendlicher Husten und Auswurf – also die typischen Symptome einer chronischen Bronchitis bzw. des sogenannten Raucherhustens – bemerkbar machen und die Atemnot spürbar wird, ist die Krankheit meist schon weit fortgeschritten», betonte der Pneumologe. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Betroffene die Signale verharmlosen und ihrem Hausarzt verschweigen. «Je früher wir mit der COPD-Therapie beginnen, desto besser sind die Erfolgsaussichten».
Lungenfunktionsmessung ermöglicht Frühdiagnose
Exakte Hinweise über das Vorliegen oder das Risiko einer COPD liefert die spirometrische Bestimmung der Lungenfunktion – ein einfacher Test, der laut Dr. Barandun nicht nur beim Lungenspezialisten, sondern auch bei jedem Hausarzt durchgeführt werden könnte. Wichtigster Parameter der Untersuchung ist das sogenannte FEV1 bzw. die Luftmenge, die eine Person in einer Sekunde maximal ausatmen kann – bezogen auf den nach Alter, Geschlecht und Körpergrösse korrigierten Sollwert. «Mit der spirometrischen Lungenfunktionsmessung haben wir die ideale Methode für die frühzeitige Diagnose der COPD zur Verfügung», sagte der Lungenspezialist.
Professor Dr. med. Michael Tamm, Chefarzt Pneumologie am Universitätsspital Basel, ging in seinem Vortrag zu den aktuellen therapeutischen Möglichkeiten der COPD ebenfalls auf die Bedeutung eines Lungenfunktions-Screenings bei Rauchern ein: «Viele Menschen weisen im Lungenfunktionstest FEV1-Werte einer mittelschweren COPD bzw. des Stadiums 2 auf, verspüren aber kaum Symptome. Aufgrund der Ergebnisse der Lungenfunktionstests können wir Patienten rechtzeitig eine geeignete Therapie zukommen lassen und den Krankheitsverlauf viel besser kontrollieren als zu einem späteren Zeitpunkt.» Ausserdem hätten die Werte und Kurven der Spirometrie einen motivierenden Effekt auf einen raschen Rauchstopp der Patienten.
Neue Behandlungsoption
Die medikamentöse Basistherapie der COPD ab Stadium 2 sieht gemäss internationalen ärztlichen Empfehlungen (GOLD-Richtlinien) eine Dauerbehandlung mit langwirksamen Bronchodilatatoren vor. Bei diesen wird zwischen anticholinergen und beta2-adrenergen Substanzen unterschieden, deren Wirkung auf zwei unterschiedlichen Mechanismen beruht. Mit dem neuen Wirkstoff Indacaterol, welcher sich in klinischen Versuchen gegenüber anderen Dilatatoren als überlegen erwiesen hat, kommt ein langsamwirksamer Bronchodilatator auf den Markt.
Mehr Hoffnung für die Patienten
Professor Tamm berichtete des weiteren über Fortschritte bei der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion, einem minimalinvasiven Verfahren zur Reduktion der Lungenüberblähung. Bei dieser werden über eine Lungenspiegelung schirmähnliche Ventile so platziert, dass zerstörte Lungenabschnitte von selbst absterben und die gesunden Bereiche über mehr Platz verfügen. Das Universitätsspital Basel verfügt auf diesem Gebiet über grosse Erfahrung und hat diese Emphysemventile bereits auch bei Hochrisikopatienten implantiert.
Allerdings profitiert nur ein begrenzter Teil der Patienten von einer solchen Massnahme Die Basler Resultate wurden am 20. September 2010 am europäischen Lungenkongress (ERC) in Barcelona präsentiert, an welchem über 15'000 Spezialisten teilnahmen
Lungenliga: Stark in Prävention, Früherkennung und Therapiebegleitung
Die Lungenliga Schweiz spielt eine zentrale Rolle bei der Betreuung und Begleitung von COPDPatienten und ihren Angehörigen in der Schweiz. Eveline Z’Graggen, Mitglied der Geschäftsleitung der Lungenliga beider Basel, stellte am Mediengespräch das umfassende Engagement der Lungenliga vor. Das Tätigkeitsfeld umfasst neben Aufklärung und Information sowie Dienstleistungen für COPD-Patienten (Verleih von Atemtherapiegeräten, schweizweites Netz von Sauerstofftankstellen, technische und psychosoziale Beratung) auch Kurse und Gruppen sowie Massnahmen im Bereich von Prävention und Früherkennung der COPD.
Eine wichtige Rolle spielen die Roadshows der kantonalen Ligen, mit denen die Lungenliga auf die Bevölkerung zugeht. Die Gelegenheit zu Rauchstopp-Beratungen und Lungenfunktionstests wird rege in Anspruch genommen. «Rauchende kostet es offensichtlich weniger Überwindung, bei der Lungenliga einen Lungenfunktionstest durchführen zu lassen oder sich Beratung zu holen, als sich dem Hausarzt anzuvertrauen», sagt Eveline Z’Graggen. Wichtig sei, dass sie den ersten Schritt in Richtung eines Erhalts der Lungenfunktion machen.
30.09.2010