Bindehautentzündung: Wann mit Antibiotika behandeln?
Englische Forscher wollten wissen, ob und wann bei einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) eine Antibiotika-Behandlung sinnvoll ist. Die Ergebnisse wurden im Fachblatt British Medical Journal publiziert.
Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt: eine Gruppe erhielt sofort nach der Konsultation antibiotische Augentropfen; eine Gruppe erhielt verzögert Antibiotika, d.h. die Betroffenen konnten nach eigenem Ermessen nach drei Tagen mit antibiotischen Tropfen behandeln; und eine Gruppe erhielt kein Antibiotikum (Placebo, Scheinmedikament).
Ausserdem wollten die Forscher wissen, ob ein Augenabstrich und die Verteilung eines Informations-Merkblattes einen Einfluss auf die Heilungsdauer hatten.
Die Forscher interessierten am Schluss folgende Faktoren:
- Schwere der Beschwerden 1-3 Tage nach der ärztlichen Konsultation
- Dauer der Beschwerden
- Der Glaube der Patienten in die Effektivität der Antibiotika bei Augeninfektion.
Resultat
Die Heftigkeit der Beschwerden wurde durch die Behandlungsstrategie nicht beeinflusst.
Die Beschwerden dauerten bei sofortiger und bei der verzögerten Antibiotikagabe etwa gleich lang (3.3 respektive 3.9 Tage); ohne Antibiotika dauerten die Beschwerden 4.8 Tage.
Die verzögerte Behandlungsstrategie zahlte sich bei der Menge der eingenommenen Antibiotika sowie bei der Zahl der nachfolgenden ärztlichen Konsultationen aus.
Sofort Behandelte brauchten mehr Medikamente und gingen häufiger zu Nachkonsultationen als die Patienten, die nach eigenem Ermessen und erst später Antibiotika bekamen.
Augenabstrich und das Info-Merkblatt hatten keinen Einfluss auf den Verlauf.
Fazit der Autoren
Bindehautentzündungen müssen nicht sofort und in jedem Fall mit Antibiotika behandelt werden. Durch den verzögerten Einsatz - nach eigenem Ermessen des Patienten oder dem Ermessen der Eltern - kann die Menge der Medikamente sowie die Zahl der Konsultationen gesenkt werden.
Die Schwere und die Dauer der Beschwerden werden dadurch nicht merklich negativ beeinflusst. Ein Augenabstrich zu machen scheint nicht notwendig zu sein.
14.08.2006