Diabetes: Häufige Fehler bei der Blutzucker-Selbstkontrolle
Eine richtig durchgeführte Selbstkontrolle des Blutzuckers ist beim Diabetiker unabdingbare Vorsaussetzung für eine gute Einstellung des Blutzuckers. Doch: bei der Blutentnahme können viele Fehler passieren, die sich unter Umständen fatal auswirken.
Nicht nur "Anfänger", auch "Langzeit-Diabetiker" machen immer wieder Fehler bei der Blutentnahme.
Solche Fehler verhindern eine optimierte Blutzuckereinstellung und können unter umständen tragische Folgen haben.
Hier ein paar wichtige Merkpunkte für eine optimale Blutentnahme.
Vorbereitungen für exakte Blutzuckerwerte
- Saubere, gewaschene und trockene Hände
- Keine Desinfektion der Finger
- Nur trockene Teststreifen verwenden: geöffnete Teststreifenröhren, die Nässe und Feuchtigkeit ausgesetzt waren (z.B. über Nacht im Bad gelegen) können Messwerte verfälschen.
- Kodierungen von Messgerät und Teststreifen müssen identisch sein
- Aussentemperatur: Messungen bei +40° oder –10° können verfälschte Werte ergeben (Packungshinweise beachten).
Blutentnahme an der Fingerkuppe
- Die Fingerkuppe ist die idealste – weil bestens durchblutete - aber auch schmerzhafteste Stelle für eine korrekte Blutentnahme.
- Fingerkuppe seitlich anstechen: weniger schmerzhaft, weil dort weniger Nervenenden vorhanden sind.
- Stechhilfen mit verschiedenen Stichtiefen nutzen
Alternative Messstellen
Auf dem Markt sind Testgeräte (AST-Geräte = Alternate Site Testing) erhältlich, die an alternativen Messstellen eine schmerzarmere Blutentnahme erlauben. Solche alternative Messstellen sind: Hand- und Daumenballen, Ober- und Unterarm sowie Oberschenkel, Wade und Bauch.
Alternative Messstellen – ungleiche Blutzuckerwerte
Es ist zu beachten, dass Blutzuckermessungen an andern Stellen nicht unbedingt mit den gleichzeitig an den Fingerkuppen gemessenen Werten übereinstimmen. Es kann zu zeitlichen Verzögerungen bis zu einer Stunde kommen. Beispiel: Vor allem nach dem Essen, nach einer Insulin-Injektion oder nach körperlicher Betätigung kann eine Messung am Unterarm verglichen mit einer Fingerkuppenmessung bis zu einer Stunde verzögert das gleiche Ergebnis zeigen. Grund dafür ist die vergleichbare schlechtere Durchblutung am Unterarm.
Warum ist das wichtig? Akute Veränderungen des Blutzuckers machen sich daher an anderen Messstellen erst später bemerkbar. Eine Unterzuckerung würde somit am Unterarm zu spät entdeckt werden, was ernste Folgen haben kann.
Wann wird eine Messung an Fingerkuppen, Hand- oder Daumenballen empfohlen:
- bis zu 2 Std. nach körperlicher Aktivität
- bis zu 2 Std. nach dem Essen
- bei Verdacht auf Hypoglykämie (Unterzuckerung)
Wann ist eine Messung an alternativen Stellen (Arme, Beine, Bauch) ohne Risiko sinnvoll und ungefährlich?
Diese werden zu Zeiten empfohlen, wo der Blutzucker nur geringen Schwankungen unterliegt:
- morgens unmittel nach dem Aufstehen
- vor den Hauptmahlzeiten
- vor der nächsten Insulin-Gabe
- vor körperlicher Betätigung
- zwischen Hauptmahlzeiten
Welche Faktoren können Messwerte zusätzlich verfälschen?
- Falsche Codenummer: Codenummern der Teststreifen und des Gerätes müssen übereinstimmen. Bei neuer Teststreifen-Packung immer Code des Gerätes nach Übereinstimmung überprüfen.
- Spuren von Zucker an den Händen: z.B. nach Essen einer Frucht, feuchte Hände oder Handcremes. Daher Hände vor der Messung am besten mit warmen Wasser waschen (fördert die Durchblutung) und sorgfältig Abtrocknen.
- Desinfektion der Finger mit Alkohol (Desinfektionsmittel)
- Hochhalten der Finger: vor dem Stechen die Hand runterhängen lassen, staut das Blut in den Fingern, Quetschen wird überflüssig
- Die heutigen Messgeräte benötigen nur sehr kleine Blutstropfen, sodass ein Quetschen der Finger meist nicht mehr notwendig ist.
Der Bericht ist eine Zusammenfassung eines Fortbildungsbeitrages für Ärzte. Das Original erschien im Fachblatt ArsMedici beim Rosenfluhverlag.
27.08.2007