Fasten: Heil oder Unheil für die Gesundheit?
Fasten als "Frühjahrsputz für den Köper", Fasten zum Abnehmen, Fasten zur Vorbeugung, Fasten als Jungbrunnen. Doch: Fasten hat auch seine Schattenseiten. Lesen Sie hier.
Seit Tausenden von Jahren fasten die Menschen aus unterschiedlichen Gründen. Mahatma Gandhi z.B. zelebrierte das politische Fasten (Hungerstreik). Die christliche Fastenzeit oder der islamische Ramadam sind Fastenzeiten als Vorbereitung auf Festtage.
In der heutigen Zeit "reinigen" sich Menschen mittels Fasten von "Schlackenbefall", zur Vorbeugung oder Heilung von Krankheiten, als Anti-Aging-Mittel (Jungbleibe-Mittel) oder einfach als Diätform, um Pfunde zu verlieren.
In diesem Artikel reden wir nicht von Teil-Fasten (Verzicht auf bestimmte Lebens- oder Genussmittel) sondern von Nullkaloriendiäten. Ernährungsmediziner warnen nachdrücklich vor Nullkalorienzufuhren über längere Zeit. Ohne ärztliche Aufsicht, sollte nach Angaben von Experten keine Fastenkur durchgeführt werden. Für gewisse Menschen kann Fasten sogar gefährlich sein.
Fasten: Was passiert mit dem Körper? | Umstellung der Ernährung |
Wann ist Fasten gefährlich? | Schlaf als Diätmittel |
Empfehlung von Ernährungsexperten | Zusammenfassung |
Fasten: Was passiert mit dem Körper?
Während Nullkalorien-Fastenkuren wird dem Körper vor allem Flüssigkeit entzogen. Zur Deckung des Proteinbedarfs greift der Organismus auf das Muskelprotein zurück – Muskulatur wird abgebaut. Ausserdem fördert es die Entstehung von Cellulite.
Auf Fettreserven greift der Organismus dabei nicht oder nur wenig zurück. Man verliert zwar Wasser-Pfunde, aber kein Fett. Für Übergewichtige ist Fasten kein gesundes und wirksames Vorgehen, da es den Jo-Jo-Effekt fördert. Jo-Jo-Effekt: Man verliert innerhalb relativ kurzer Zeit ein paar Pfunde. Stellt man die Ernährung nicht um und bewegt sich öfter, zeigt die Waage bald wieder das alte Gewicht oder auch mehr an. Der Köper war auf "Fasten" eingestellt und sammelt jetzt um so eifriger wieder Vorräte. Das ergibt einen Teufelskreis von Ab- und Zunehmen.
Längere Fastenperioden schwächen die körpereigenen Abwehrkräfte, weil die Zufuhr von wichtigen Vitaminen und Mineralien fehlt. Der Körper wird für Infektionskrankheiten anfälliger.
Als Unwort der Ernährungswissenschaft bezeichnen Experten das Wort "Schlacken". Schlacken fallen im menschlichen Organismus nicht an. "Schlacken fallen als Verbrennungsrückstände in Öfen an. Der Körper produziert aber keine Verbrennungsrückstände, also entstehen auch keine Schlacken," so die Experten. Bis heute gibt es keine Untersuchungsmethoden, mit denen Schlacken nachgewiesen werden können.
Wann ist Fasten gefährlich?
Durch den hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust (ähnlich wie bei Durchfallerkrankungen) kann es nach ein paar Nulldiät-Tagen zu folgenden Beschwerden kommen:
- Absinken des Blutdrucks, allgemeine Schwäche
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Trockene Haut und Schleimhäute
- Mundgeruch
- Erhöhtes Kältempfinden
- Herzhrythmusstörungen
Dauert eine Fastenkur länger als ein paar Tage, kann es zu Erhöhung des Harnsäurespiegels (Blutübersäuerung, führt später zur Gicht) kommen. Bedenklich ist auch das Fehlen von lebenswichtigen Fettsäuren.
Menschen mit folgenden chronischen Erkrankungen oder besonderen Umständen sollten nicht fasten, da es für sie besonders gefährlich sein kann:
- Herzkranke
- Nierenkranke
- Krebskranke
- Leberkranke
- Zuckerkranke
- Schwangere und stillende Mütter
- Kinder
- Senioren
Empfehlung von Ernährungsexperten
- Wenn Fasten, dann nur unter ärztlicher Aufsicht, am Besten in einer Klinik.
- Beim Fasten mindestens 3-4 Liter Flüssigkeit zuführen; am besten in Form von leicht gesüssten Tees, Wasser, verdünnten Fruchtsäften oder leichten Suppen. Es kann auch ein Elektrolyt-Getränk hergestellt werden:
- 0.5 Liter abgekochtes Wasser
- einen halben Teelöffel Salz
- 4 Teelöffel Traubenzucker oder Zucker
- etwas Orangensaft zum Abschmecken.
In der Apotheke gibt es verschiedene Nahrungsergänzungsmittel auf Proteinbasis, die den Eiweissbedarf des Körpers decken. Diese sollten nur unter Anleitung von Fachleuten genommen werden.
Umstellung der Ernährung
Besser als "Heilfasten" ist eine grundsätzliche Umstellung der Ernährung. Viel Gemüse und Obst - 5 Portionen am Tag - ist gesünder und nachhaltiger als Fasten. 2-3 Liter Flüssigkeit sollte am Tag getrunken werden. Auch regelmässige Alkohol- und Nikotinabstinenztage sind sinnvoll.
Ausserdem kann das Gewicht mit regelmässiger Bewegung und sportlichen Aktivitäten an der frischen Luft schonend und längerfristiger reduziert werden.
Schlaf als Diätmittel
Viele Tiere machen es uns vor, den Winterschlaf. Auch für den Menschen soll ausreichender Schlaf besser sein, als jede Diät, wie neuere Studien zeigten. Zu wenig Schlaf verstärke den Appetit und fördere damit Übergewicht.
Forscher der Columbia Universität in New York untersuchten Menschen zwischen 32 und 59 Jahren. Dabei stellten sie fest, dass bei einer Schlafzeit von vier Stunden oder weniger das Risiko für Übergewicht deutlich höher ist, als bei Menschen, die jede Nacht sieben bis neun Stunden schlafen.
Verantwortlich dafür sind nach Auffassung der Wissenschaftler zwei Hormone: Leptin und Grehlin. Leptin hemmt die Nahrungsaufnahme und steigert die Bewegungsaktivität und dadurch den Energieumsatz. Grehling ist ein appetitanregendes Hormon und verleitet zu mehr Nahrungsaufnahme. Schlafmangel vermindert das Leptin-Hormon und steigert die Grehlin-Produktion.
Die Wissenschaftler vermuten, dass dieser Mechanismus aus der Zeit unserer Vorfahren stammt. In den Sommermonaten bauten die Menschen den eigenen Fettvorrat aus: wenig Schlaf, mehr Bedarf an Nahrungsaufnahme, höhere Bewegungsaktivität, grösserer Energieumsatz. Im Winter hingegen, zehrten sie von ihren eigenen Vorräten: viel Schlaf, wenig Appetit, wenig Nahrungsmöglichkeiten, Angriff auf eigene Reserven.
Wenig Schlaf bedeutet demnach für unseren Körper, er soll die Nahrungszufuhr erhöhen und Fett speichern. Also ist viel Schlafen ein gutes Diätmittel.
Zusammenfassung
- Es gibt keine Schlacken: Der Stoffwechsel eines gesunden Menschen ist in der Lage zugeführte Nahrung komplett zu verwerten und entstehende Abbauprodukte auszuscheiden.
- Fastenkuren sollten nur von gesunde Menschen und nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.
- Ernährungsumstellung und Bewegung ist die gesündere Methode für eine effiziente und nachhaltige Gewichtsreduktion.
- Viel Schlaf scheint als Diät zu funktionieren.
- Chronisch Kranke, ältere Menschen und Kinder dürfen nicht fasten.
01.02.2006