Geschlechtskrankheiten nehmen in Europa zu
Eine Europäische Studie zu sexuell übertragbaren Erkrankungen (sogenannten STI) zeigt, dass insbesondere Chlamydien-Infektionen am zunehmen sind. Hauptbetroffene sind Menschen unter 25 Jahren. Der Europa-Report des ECDC umfasst fünf beobachtete Erkrankungen.
Wenn hier von Europa die Rede ist, muss bedacht werden, dass nicht alle 30 Länder Daten lieferten. Aus folgenden Ländern liegen Daten vor: EU-Mitgliedstaaten, Island, Norwegen und Liechtenstein. Zu den beobachteten Erkrankungen gehören: Chlamydien, Gönorrhoe, die Syphilis und die angeborene Syphilis sowie das Lymphogranulom.
Chlamydien-Infektionen: Chlamydien sind Bakterien, welche verschiedene Krankheiten auslösen können. Die klassische Infektion führt zu unspezifischen Harnröhrenentzündungen sowohl bei Frauen wie auch bei Männern. Zu den Zahlen: Aus sieben Ländern bekamen die Forscher keine Angaben, darunter auch keine aus Deutschland. Die Erfassung in anderen Ländern sei ebenfalls sehr unterschiedlich. Grund: Eine Chlamydien-Infektion verläuft sehr unterschiedlich, zum Teil auch ohne Beschwerden.
Länder mit einem intensiven Früherkrennungsprogramm lieferten dahingehend verlässliche Zahlen: Total waren 343’958 Chlamydien-Infektionen registriert (das macht in etwa 217 pro 100‘000 Frauen und 152 pro 100‘000 Männer. Etwa 75% der Krankheiten betrafen sexuell aktive Menschen unter 25 Jahren.
Chlaymdien-Infektionen werden laut Bericht als STI stark unterschätzt und bedürfen der Aufklärung. Denn: Unbehandelt können solche Infektionen weitergegeben werden und insbesondere bei Frauen zu Unfruchtbarkeit, Eileiterverklebungen und dadurch zu Bauchhöhlenschwangerschaften führen. Einziger Schutz ist das Kondom.
Dass Aufklärung Not tut, zeigen die ansteigenden Erkrankungszahlen in den Jahren 1990 bis 2009 aus allen Ländern – mit Ausnahme von vier. Das sei daraufhin zurückzuführen, dass in dieser Zeit in vielen Ländern ein Früherkennungsprogramm eingeführt wurde.
Gonorrhoe (Tripper): Die Ursache dieser sexuell übertragbaren Erkrankung ist das Bakterium Neisseria gonorhoeae (oder Gonokokken). Die Krankheit ist hochansteckend, sehr schmerzhaft und kann bei Männern wie auch bei Frauen zu Unfruchtbarkeit führen. Die Mutter kann die Gonorrhoe auch auf das Neugeborene übertragen. Zahlen: 29‘000 Erkrankungen im Jahr 2009. Gonorrohe-Fälle sind in den meisten Ländern rückläufig. Ausnahmen: Dänemark, Island, Portugal und Polen, hier waren ansteigende Zahlen zu verzeichnen; aus Deutschland und Liechtenstein fehlen Zahlen. Häufigste Betroffene: Männer dreimal häufiger als Frauen (wobei es ein Viertel der Männer trifft, welche mit Männern Sex haben). 44% der Betroffenen sind unter 25-jährig.
Syphilis (Lues): Die Syphilis ist eine sehr gefährliche, höchst ansteckende Geschlechtskrankheit. Nach jahrelangem Ruhen im Körper kann sie erneut ausbrechen und unter Umständen zum Tod führen. Frühzeitig behandelt wird sie allerdings ausgeheilt. Aus 28 Ländern (ohne Island und Liechtenstein) wurden 2009 bei 18‘279 Einwohnern – dreimal häufiger bei Männern als bei Frauen – Syphilis gemeldet. Auch hier: Die Hauptgruppe bildeten junge Menschen unter 25 Jahren und jede zweite Erkrankung betraf einen Mann, welcher mit Männern Sex hatte.
Angeborene Syphilis: Die angeborene Syphilis wurde im Jahr 2009 101 Mal gemeldet, 71 wurden nach Tests bestätigt. Die Häufigkeit wird auf 3.5 pro 100‘000 Lebendgeburten geschätzt. Der Hauptanteil der Fälle wurde aus Bulgarien, Portugal, Italien, Spanien, Polen und Rumänien gemeldet. Bei der angeborenen Syphilis wird das Baby noch in der Gebärmutter über die Plazenta oder während der Geburt angesteckt. Bei einer Ansteckung während der Schwangerschaft ist das Risiko für eine Früh- oder Totgeburt gross.
Lymphogranuloma venereum (LGV): Die Ursache ist eine Untergruppe des Chlamydien-Bakteriums. Unbehandelt kann die Krankheit durch Verlegung der Lymphgefässe einen Lymphstau verursachen, was unter anderem zu einer Schwellung der Geschlechtsorange führt. Aus 16 Ländern kamen Zahlen, insgesamt 245 Mal wurde die Krankheit diagnostiziert. Zu 98% betraf die Krankheit Männer, welche mit Männern Sex hatten und zu 75% HIV-Positive.
Allen Krankheiten ist gemein, dass sie sexuell übertragen werden, dass man sich nur mit einem Kondom davor schützen kann, dass aber heute alle Krankheiten – rechtzeitig entdeckt – ausheilend behandelt werden können.
31.05.2011