Infektionserkrankungen auf Reisen bei Senioren
Der Hausarzt sollte der vorbeugenden medizinische Beratung bei älteren Menschen besondere Aufmerksamkeit schenken. Zu diesem Schluss kommen Mediziner am Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden.
Welche Infektionen im Seniorenalter relevant sind und welche Vorsorgemöglichkeiten es gibt, lesen Sie hier. Ausserdem finden Sie in diesem Artikel allgemeine Reisetipps für chronisch kranke Menschen.
- Influenza (Grippe)
- Lungenentzündungen (Pneumokokkeninfektionen)
- Legionellose
- Leishaminosen
- Vorbeugung von Starrkrampf (Tetanus), Hepatitis A, Gelbfieber, Malaria
- Reisedurchfall (Reisediarrhoe)
- Tipps für Kreuzfahrten
- Tipps zu Flugreisen
- Allgemeine Tipps
Influenza, Grippe
Verursacher
Verantwortlich für eine Influenza sind die Influenzaviren des Typs A, B oder C. Typ A kommt häufiger vor. Risikofaktoren: Menschenballungen über längere Zeit, auf engem Raum (z.B. Kreuzfahrten).
Mögliche Beschwerden
- Fieber, Glieder- und Muskelschmerzen
- Schwäche
- Husten
- Ev. Verwirrtheit
Mögliche Komplikationen
- Herzentzündung, Herzinfarkt
- Schlaganfall
Vorbeugemöglichkeit
Grippe-Impfung; vor allem bei Tropen- und Gruppenreisen, auf Kreuzfahrten, auf Reisen in die südliche Hemisphäre, insbesondere in den Monaten April bis September.
Das Problem bei der Grippeimpfung im Sommer ist, dass der alte Impfstoff eventuell nicht mehr und der Neue noch nicht zur Verfügung steht, so die Experten. Um einen genügenden Impfschutz zu erreichen raten Tropenmediziner, sich für eine Reise im April zum Beispiel noch einmal mit dem alten Impfstoff impfen zu lassen, auch wenn im September zuvor bereits eine Impfung erfolgt war.
Krankheitsbild: Grippe, Influenza >>
Lungenentzündung
Oft sind Lungenentzündungen die Folge einer Grippe-Infektion.
Verursacher
- Bakterien( z.B. Pneumokokken), Viren, Pilze, Chlamydien-Bakterien
Mögliche Beschwerden
- Hohes Fieber
- Starker trockener oder schleimiger Husten
- Atemabhängige Schmerzen
- Verfärbungen der Lippen
- Kreislaufstörungen
Mögliche Komplikationen
Der Krankheitsverlauf hängt stark von der allgemeinen Konstitution und der vorliegenden Bakterienart ab.
Vorbeugemöglichkeit
- Pneumokokkenimpfung
Krankheitsbild: Lungenentzündung >>
Legionellose
Verursacher
Legionellen vemehren sich vornehmlich im Wasser. Hauptquellen sind Duschköpfe, Whirlpools. Eine Legionellen-Infektion kann durch einen Antigentest im Urin festgestellt werden.
Mögliche Beschwerden
- Starker, trockener Husten
- Kurzatmigkeit
- Hohes Fieber
- Durchfall
Mögliche Komplikationen
Unbehandelt kann die Legionellose zum Tod führen (ca. 31%), bei sofortiger Behandlung mit Antibiotika liegt die Sterblichkeit zwischen 0 und 11%.
Vorbeugemöglichkeiten
- Impfung gegen die Legionellen, insbesondere bei Hotelaufenthalten und Kreuzfahrten.
- Wasser ein bis zwei Minuten leer laufen lassen, bevor man sich unter die Dusche stellt.
Leishmaniosen
Verursacher
Der Erreger wird durch den Stich infizierter Mücken übertragen. Leishmaniosen kommen vorwiegend in Mittelmeerländern, in allen tropischen und subtropischen Klimazonen (ausser in Australien) vor.
Mögliche Beschwerden
- Haut: Rötungen, Schwellungen
- Schleimhaut: Geschwürbildungen in Nasen- Rachenschleimhaut und Lippen.
- Darmtrakt: Durchfälle, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Fieber, Wassereinlagerungen, Blutungen.
- Blutbildveränderungen, Milzvergrösserung. Ein Verdacht auf eine Leishaminosen-Infektion kann nur durch eine Gewebeprobe gesichert werden.
Mögliche Komplikationen
Trotz Behandlungsmöglichkeiten sterben ca. 3-20% der Betroffenen. Schwere Komplikationen sind massive Verstümmelungen und Entstellungen z.B. im Gesicht. Bei sofortiger Behandlung – die meist über längere Zeit erfolgen muss (z.B. mit Natriumantimongklukonat) - heilt die Erkrankung innerhalb weniger Tage ab.
Vorbeugungsmöglichkeiten
- Eine vorbeugende Impfmöglichkeit gegen die Leishmaniose gibt es nicht.
- Mückenschutzmittel, vor allem während der Dämmerung.
- Hautbedeckende Kleidung
- Moskitonetze, Fliegengitter
Vorbeugung von Starrkrampf (Tetatnus), Hepatitis A, Gelbfieber, Malaria
- Starrkrampf (Tetatnus): alle 10 Jahre muss eine Auffrischungsimpfung gemacht werden.
- Hepatitis A: Bei Personen, die vor 1950 geboren sind, müssen zuerst die Antikörper bestimmt werden. Bei fehlenden Antikörper sollte geimpft werden.
- Gelbfieber: Insgesamt ist das Risiko einer Gelbfieberinfektion in einem Endemiegebiet um ein Vielfaches höher als das Risiko einer Impfnebenwirkung. Nebenwirkungen können sein: Lokale Reaktionen, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen. Generalisierte Reaktionen: Organerkrankungen mit Organversagen (bei älteren Menschen 1: 50'000).
- Malaria: Im Alter nehmen der Schweregrad und Sterblichkeit bei Malaria zu. Gewisse Malaria-Prophylaxemedikamente sind bei Reizleitungsstörungen des Herzens untersagt, deshalb sollte bei älteren Menschen zu Beginn der Malariaprophylaxe ein Ruhe-EKG vorgenommen werden. Zusätzliche Präventionsmassnahmen: Insektenschutz, wie oben beschrieben. An einer Impfung wird zur Zeit noch geforscht.
Krankheitsbild Starrkrampf, Tetanus >>
Reisediarrhoe (Reisedurchfall)
Reisedurchfallerkrankungen können bei älteren Menschen schnell lebensbedrohlich werden. Massiver und lange andauernder Durchfall mit starkem Flüssigkeitsverlust kann zu Kreislaufkollaps mit Nierenversagen führen. Durchfall, der länger als drei Tage dauert, sollte unbedingt ärztlich behandelt werden. Behandlung: Mindestens 3-4 Liter Flüssigkeit in Form von Tees oder Boullions. Leicht gesalzener Reis gilt heute als bewährtes Anti-Durchfallmittel.
Vorbeugemassnahmen
- Cook it, peal it or leave it: Koch es, schäl es oder lass es sein.
- Keine rohen Salate, keine Sandwiches mit Salat- oder Rohgemüsebeilagen, keine rohen Eier, keine Eisspeisen.
- Trinkwasser abkochen, mit Micropur® aufbereiten oder Mineralwasser verwenden. Dies gilt auch für das Zähneputzen. Keine Eiswürfel ins Getränk.
Krankheitsbild Durchfall, Diarrhoe >>
Tipps für Kreuzfahrten
Auf Kreuzfahrten drohen vor allem:
- Durchfälle , erhöhtes Risiko bei Landgängen
- Grippe (Menschen-Ballungen für längere Zeit auf relativ engem Raum), älteren Menschen wird die Impfung empfohlen.
- Legionellosen (Whirlpools)
- Seekrankheit: Die Lage der Kabine hat keinen Einfluss auf die Entwicklung von Seekrankheit. Als Prophylaxe sind Pflaster gegen Reisekrankheit zu empfehlen. Auch hier soll beachtet werden, dass häufiges Erbrechen zu Austrocknung führen kann. Experten empfehlen, sich an den Bordarzt zu wenden.
Tipps zu Flugreisen
Chronisch Kranke sollten vor einer Flugreise unbedingt ihren Arzt konsultieren und sich nach ihrer "Flugtauglichkeit" erkundigen.
Thromboseprophylaxe: die Vorbeugung gegen Thrombosen gilt insbesondere auch für Menschen mit einem Krampfadernleiden.
Siehe auch:
- Venenthrombose und Lungenembolie: Gefahren bei langen Flugreisen
- Krankheitsbild Venenthrombosen, Lungenembolie >>
Allgemeine Tipps
Es wird empfohlen einen Medikamenten-Pass und ev. einen EKG-Auszug (z.B. bei Herzkranken) neueren Datums mit zu nehmen. Für bestimmte Medikamente braucht es eine Ausfuhrbewilligung, die wenn immer möglich in der Landessprache oder mindestens in Englisch abgefasst werden sollte.
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19.09.2006