Migräne: Grundsätze gegen Vorurteile
Vorurteile und falsches Wissen können eine erfolgreiche Migränetherapie verhindern, sagen Mediziner und wollen falsche Vorstellungen zum Krankheitsbild korrigieren.
Migräniker und Migränikerinnen wissen es: Oft wird über ihre Krankheit gespottet, nicht ernst genommen und belächelt.
Dabei sind genau diese Verhaltensweisen und Vorurteile gegenüber der Migräne-Krankheit oft der Grund, dass sie nicht richtig oder gar nicht behandelt wird.
Der unkontrollierte Konsum von irgendwelchen Schmerzmitteln könne die Krankheit und das Leiden der Betroffenen aber nur verschlimmern, sagt der Münchener Neurologe Dr. Volker Pfaffenrath.
Hier müsse mit Vorurteilen und falschen Vorstellungen aufgeräumt werden, betont der Experte und hält ein paar Grundsätze fest.
Dichtung - Wahrheit
Falsch: | Migräne ist oft eingebildet und trifft nur Hypochonder und sensible Menschen! |
Richtig: | Mit modernen Diagnoseverfahren können Gehirnveränderungen, die auf eine Migräne hindeuten, bildlich dargestellt werden. |
Falsch: | Migräne ist verstärktes Kopfweh! |
Richtig: | Migräneattacken unterscheiden sich von "gewöhnlichem" Kopfweh in der Stärke und Konzentration auf eine Kopfseite, der Häufigkeit und den Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen, Gesichtsfeldausfällen usw. Oft gehen einem Migräneanfall sogenannte Prodromi (Vorboten) voraus mit abgeschwächten Begleiterscheinungen. |
Falsch: | Unter Migräne leiden vor allem Intellektuelle und Kopfmenschen. |
Richtig: | Unter Migräne können alle Menschen unter allen Berufs- und Sozialschichten leiden. |
Falsch: | Gegen Migräne gibt’s keine Behandlung! |
Richtig: | In den letzten Jahren hat sich eine neue Wirkstoffgruppe, die sogenannten Triptane, zur erfolgreichen Behandlung von Migräne durchgesetzt. Sie wirken einerseits gefässverengend und anderseits entzündungshemmend. Richtig angewendet sind Triptane gut verträglich. Zu beachten gilt, dass ein chronischer Konsum sowohl von Triptanen, aber auch von herkömmlichen Schmerzmitteln zu Dauerkopfschmerzen führen und die Betroffenen von den Medikamenten abhängig machen kann. |
Falsch: | Schuld an Migräneanfällen sind Schokolade und Süssigkeiten! |
Richtig: | Heisshunger auf Süssigkeiten oder auch auf fette Nahrungsmittel können Prodromi (Vorboten) einer Migräneattacke sein und werden so mit Auslösern verwechselt. |
Wichtig sei, so der Neurologe, dass immer wiederkehrende Kopfschmerzen in ärztliche Behandlung gehörten und nicht selber mit Schmerzmitteln behandelt werden sollten. Eine frühzeitige Diagnose und die richtige Behandlung könnten verhindern, dass daraus eine chronische Krankheit werde.
22.11.2005