Noroviren-Infektion: Zitronensaft als Desinfektionsmittel?
Deutsche Forscher entdecken ein möglicherweise effizientes, unbedenkliches Mittel gegen die Verbreitung der hochansteckenden Noroviren, die heftige Magen-Darminfektionen auslösen können.
Magen-Darminfektionen ausgelöst durch Noroviren sind hochansteckend und gerade für Pflegeinstitutionen oder Kinderstätten eine Plage und gefährlich. Denn: Noroviren verbreiten sich rasch über fäkalen-oralen Kontakt, z.B. über kontaminierte Hände, Lebensmittel, Gegenstände.
Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg haben Erkenntnisse aus früheren Studien aufgegriffen. Diese wiesen auf die Verminderung der Infektionsfähigkeit von Noroviren zum Beispiel durch Orangen- oder Granatapfelsaft hin. Ein amerikanischer Virologe hatte dazumal per Zufall entdeckt, dass Citrat (Salz der Zitronensäure) aus dem Chemikalienhandel an die Oberfläche von Noroviren bindet.
In Heidelberg wurde diese Erkenntnis weiterverfolgt und ein Laborversuch zeigte, dass Citrat fähig ist, an Noroviruspartikel zu binden, wodurch diese ihre Gestalt verändern. Sie entdeckten auch, dass Citrat aus ein paar Tropfen Zitronensaft oder citrathaltigem Desinfektionsmittel genau an die Stelle des Virus bindet, mit dem dieses beim Infektionsvorgang mit menschlichen Körperzellen in Kontakt kommt und damit seine Infektionsfähigkeit reduziert.
Die Forscher vermuten, dass der Saft einer Zitrone genügend Citrat enthält, um bei der Handhygiene die Noroviren auszuschalten. Ob Citrat künftig auch in der Behandlung einer Magen-Darminfektion durch Noroviren eingesetzt werden kann, ist heute noch Spekulation. Aber die Forscher bleiben dran.
Plötzliches, heftiges, schwallweises Erbrechen, verbunden mit starker Übelkeit und Durchfällen weisen in den häufigsten Fällen auf eine Noroviren-Infektion hin. Die Infektion ist so hochansteckend, dass die Krankheit schnell um sich greift. Im Umgang mit den Patienten sind Hygienemassnahmen wie häufiges, gründliches Händewaschen, das Tragen von Handschuhen, Desinfizieren auch von Gegenständen (z.B. Türklinken) und separates Waschen von Wäsche deshalb unumgänglich. Zitronensaft wäre hier ein umweltfreundliches und unbedenkliches Desinfektionsmittel.
Linkempfehlung
02.09.2015