Plötzlicher Kindstod: Mitverantwortliche Gene gefunden
Bereits vor fünf Jahren haben Forscher einen Zusammenhang zwischen dem plötzlichen Kindstod und bestimmten Gen-Varianten gefunden. In einer neuen Studie konnten die Verursacher-Gene jetzt identifiziert werden.
Jetzt konnten Forscher der Universität Manchester Mutationen in den Genen Interleukin-6 (IL-6) und VEGF als Ursachen für SIDS identifizieren. Die ersten zwei Gene spielen in der Abwehrreaktion eine wichtige Rolle; das VEGF-Gen ist zuständig für die Lungenentwicklung.
Die Forscher analysierten die DNA von 25 an SIDS gestorbenen Säuglingen und suchten nach Abweichungen in fünf bestimmten Genen.
Ergebnis: Die drei oben beschriebenen Gene zeigten wichtige Unterschiede zu jenen der Kontrollgruppe. Die Forscher folgern daraus, dass Babys mit einer verminderten Lungenfunktion sowie einem geschwächten Immunsystem ein höheres Risiko für den plötzlichen Säuglingstod haben. Ein Baby mit einer verminderten Abwehrfunktion kann so an einem simplen Infekt sterben, so die Experten. Die höchste Sterblichkeitsrate liegt zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat.
Die Ergebnisse der Studie erweitern die Erkenntnisse über Ursachen von SIDS erheblich. Demnach führt nicht – wie bisher angenommen - eine simple Erkrankung zum plötzlichen Kindstod. Es handelt sich vielmehr um eine Ansammlung verschiedener Ursachen. Mit den neuen Erkenntnissen können Risikobabys besser identifiziert werden und die Gesundheitspflege kann den Fokus auf die verletzlichsten Kinder richten. Diesen Babys könnte mit einem frei erhältlichen Immunserum geholfen werden. Daneben müssen aber die Mütter nach wie vor über andere Risikofaktoren für SIDS (wie z.B. Schlafhygiene, Raumtemperaturen etc.) aufgeklärt werden.
Die Studie hilft aber auch der forensischen Wissenschaft. So kann in Zukunft der Pathologe durch genetische Proben beurteilen, ob ein Säugling tatsächlich an den Folgen von SIDS gestorben ist oder nicht. Tragische Fehlurteile der Justiz können in Zukunft so vermieden werden.
Die Studienergebnisse der Wissenschaftler der Universität Manchester wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Human Immunology veröffentlicht.
28.08.2006