Reiseapotheke: Gut gerüstet für den Notfall
Durchfall, Schmerzen, Fieber, Wundinfektionen sind gesundheitliche Probleme, die in den Ferien auftreten können. Ein Reisemediziner erklärt, was in die Reiseapotheke gehört und gibt Tipps, was insbesondere für Reisen in tropische Länder notwendig ist.
Der Hausarzt fungiert hier als Berater, so der Reisemediziner PD Dr. med. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM, Centrum für Reisemedizin, in Düsseldorf, gegenüber dem Fachblatt ArsMedici.
Durchfall, Diarrhöe - ein häufiges Problem
Durchfallerkrankungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen, insbesondere in fernen Ländern wie Indien, Ägypten, Türkei. Bei Durchfall ist es wichtig, den Mineralienverlust auszugleichen. Oftmals helfen hier Salzzugaben in Form von Bouillon oder Salzstangen. In Apotheken gibt es fertige Rehydrationslösungen zu kaufen, die mit Mineralwasser oder abgekochtem Leitungswasser zubereitet werden können. Die Ruhigstellung des Darms mittels Loperamid (Immodium®) empfiehlt der Mediziner hingegen nicht. Die Toxinausscheidung werde damit gestoppt und es können sich neue Toxine im Darm bilden. Schwangere und Kinder dürfen diesen Wirkstoff sowieso nicht einnehmen.
Studien haben gezeigt, dass Präparate auf der Basis von Milchsäurebakterien den Verlauf der Durchfallerkrankung verbessern können; vorbeugend nützen sie allerdings nicht.
(Mehr dazu: Sprechzimmer.ch, Fokus Durchfall)
Bei Durchfall mit Blutausscheidung und/oder Fieber sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Der Reisemediziner empfiehlt für Reisen in Länder mit einem hohen Durchfall-Risiko vorbeugend die orale Cholera-Schutzimpfung, welche gleichzeitig vor Infektionen mit Escherichia-coli-Bakterien schützt.
Andere Magen-Darm-Beschwerden
Der Mediziner empfiehlt: bei Koliken Scopolaminbutylbromid, bei Erbrechen Metoclopramid sowie Rehydrationslösungen, bei Blähungen Simeticon, bei Magenbrennen Antazida (Säurehemmer) und bei Verstopfung Trockenobst.
Fieber und Schmerzen
Paracetamol-Präparate gegen Fieber und Schmerzen können insbesondere für Reisen in tropische und subtropische Länder empfohlen werden.
Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin®) ist hier wegen seiner blutverdünnenden Wirkung deshalb nicht empfohlen, weil die Reisenden in diesen Ländern häufig an viralen Durchfall-Erkrankungen leiden (z.B. Dengue-Fieber), die von inneren Blutungen begleitet sind.
Wundinfektionen
Schnell hat man sich geschnitten oder sich an einem Stein verletzt oder ist auf etwas Scharfkantiges getreten: Mullbinden, Hautpflaster, Desinfektionsmittel, sterile Kompressen, Wundpflaster, eine Pinzette, ev. eine kleine Lupe, gehören deshalb in jede Reiseapotheke. Bei tiefen Wunden besteht ein Infektionsrisiko, welches mit einem Breitbandantibiotikum abgeschirmt werden kann. Hier kann der Hausarzt weiterhelfen. Das Aufbewahren von Antibiotika an einem dunklen, kühlen und trockenen Ort ist nicht immer einfach, deshalb empfiehlt es sich, solche Medikamente wenn immer möglich unterwegs zu kaufen.
Patienten mit Dauermedikation
Wichtig: Medikamente, die immer benötigt werden, müssen insbesondere auf Flugreisen in der doppelten Ration mitgenommen werden (eine Ration gehört ins Handgepäck, eine ins normale Gepäck). Ausserdem empfiehlt es sich, sich ein Attest des Hausarztes (wenn möglich in der Landessprache, sicher aber in Englisch) für die Medikamente ausstellen zu lassen. So erspart man sich Probleme am Zoll. Einige Medikamente müssen kühl gelagert werden; geeignete Kühlboxen gibt es dazu in der Apotheke.
Weitere Empfehlungen des Mediziners
Erkältungsbeschwerden:
- Halsschmerzen: Emser Salz zum Gurgeln
- Husten: Antitussivum; Expektorantien
- Akuter Schnupfen, Ohrschmerzen: Imidazolderivate (z.B. Xylometazolin)
Insektenstiche:
- Diethyltoluamid (DEET), Insektenspray, Duftstoffe; Desinfektionsmittel; für den Allergiker: Allenfalls Notfallspritze, Antihistaminikum bzw. Kortisonsalbe
Mehr dazu:
Sonnenschutz:
UV-A- und UV-B-Filter, für Kinder und Hautempfindliche mit mineralischem Filter
Mehr dazu:
Allgemeine Reisebeschwerden:
- Schlafstörungen: Baldrianwurzel, evtl. Benzodiazepin (z.B. Lorazepam) kurzzeitig
- Reisekrankheit: Ingwerwurzelpräparate
- Trockenes Auge: Künstliche Tränen (z.B. Hyaluronsäure)
- Flugangst: Benzodiazepin (z.B. Lorazepam)
04.07.2011