Schlafstörungen: Verhaltenstherapie hilft besser als Schlafmedikamente
Eine Studie der Universität Bergen hat gezeigt, dass bei Schlafstörungen Schlafhygiene und Verhaltensänderungen mehr und vor allem längerfristig helfen, als Schlafmittel.
Schlafstörungen sind beim älteren Erwachsenen keine Seltenheit. Die Verordnung von Schlafmittel (Hypnotika) stellt jedoch oftmals keine geeignete Lösung dar, da sie abhängig mache können Ihre Wirkung ist ausserdem, auf die Einnahmezeit beschränkt. Mit der Verhaltenstherapie kann schlafstörendes Verhalten geändert werden was längerfristig zu einem besseren Schlaf führen kann.
Die 46 Teilnehmer mit chronischen Ein- und Durchschlafstörungen wurden nach dem Zufallsprinzip auf drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt ein Schlafmedikament. Die zweite Gruppe erhielt ein Scheinmedikament (Placebo).
Die dritte Gruppe nahm an einer Verhaltenstherapie teil, die aus mehreren Abschnitten bestand:
- Schlafhygiene (Infos über Einfluss körperlicher Betätigung, Ernährung und Alkoholgenuss auf den Schlaf, Behinderung des Einschlafens durch Licht, Lärm und zu hohe Temperaturen).
- Schlafrestriktion: Einhalten bestimmter Schlafzeiten, die solange verkürzt werden können, bis die Patienten einen erholsamen Schlaf finden.
- Stimuluskontrolle: Das Bett darf nur zum Schlafen benutzt werden (nicht zum Lesen oder Fernsehen), bei Schlafstörungen soll das Zimmer verlassen werden, anstelle sich im Bett zu wälzen.
- Hauptteil: Unrealistische Vorstellungen über das Schlafverhalten (z.B. Überschätzung des eigenen Schlafbedarfs) werden aufgedeckt und beseitigt.
- Erlernen eines Entspannungstrainings: Lockerungsübungen, die den Schlaf fördern.
Bei den Teilnehmern der Verhaltenstherapie waren nach sechs Wochen die nächtlichen Wachzeiten um 52% reduziert. Bei den Teilnehmern, die ein Schlafmedikament bekamen reduzierten sich die Wachzeiten lediglich um 4% und unter Placebo um 16%.
Die Schlafeffizienz (Anteil des Schlafes während des Aufenthaltes im Bett) wurde ebenfalls mit der Verhaltenstherapie besser. Bei den Patienten mit Verhaltenstherapie war die Tiefschlafphase länger und sie wachten nachts seltener auf, als die Patienten der beiden anderen Gruppen.
Angesicht dieser guten Ergebnisse und der doch eher begrenzten Wirkung von Hypnotika bei chronischen Schlafstörungen raten die Forscher den Ärzten, den Patienten eine Verhaltenstherapie zu verordnen.
04.07.2006