Schmerzhafte Regelblutungen - was hilft den Frauen?
Oft muss kombiniert behandelt werden, wobei alternative Behandlungsmethoden häufig genau so wirksam sind wie Medikamente, dies berichten Mediziner nach einer Studienanalyse.
Leider getrauen sich immer noch viel zu wenig Frauen beim Arzt über ihre Regelbeschwerden zu sprechen. Oft passiert dies aus Scham oder einfach aus dem Gefühl heraus, die Schmerzen erleiden zu müssen.
Dieser Artikel spricht gegen ein solches Schweigen, schmerzhafte Regelblutungen können gezielt behandelt werden.
Der Originalartikel erschien in der medizinischen Fachzeitschrift Britisch Medical Journal, hier eine Zusammenfassung der deutschen Version aus dem Fachblatt ArsMedici.
Dysmenorrhö ist die medizinische Bezeichnung für Schmerzen und Beschwerden während der Regelblutung. Es wird unterschieden zwischen der primären Dismenorrhö und der sekundären Dismenorrhö. Bei der primären Dismenorrhö wird oft keine körperliche Erkrankung festgestellt.
Darunter leiden vorwiegend junge Mädchen. Bei der sekundären Dismenorrhö stellt der Arzt eine gynäkologische Erkrankung fest, z.B. eine Endometriose (Verschleppung von Gebärmutterschleimhaut in den Bauchraum), Myome, Polypen oder Entzündungen im Beckenraum.
Für die Ursachen der schmerzhaften Regelblutungen sind zum Teil die Prostaglandine verantwortlich, die beim Einsetzen der Menstruation freigesetzt werden. Prostaglandine helfen bei der Uteruskontraktion (Zusammenziehen der Gebärmutter).
Wie stellt der Arzt eine Dysmenorrhö fest?
Der Arzt kann durch gezielte Fragen feststellen, wie, wann und wo sich die Beschwerden zeigen. Meistens genügt ausserdem eine normale gynäkologischen Untersuchung.
Zusätzliche Untersuchungen
Wenn sich bei der primären Diysmenorrhö die Intensität und die Dauer der Schmerzen verändern, wird der Arzt nach einer organischen Erkrankung forschen und weitere Untersuchungen vornehmen, z.B. Abstriche, Ultraschall oder eine Bauchspiegelung (Laparskopie).
Solche Untersuchungen können auch bei erfolglosen Behandlungen, bei Zwischenblutungen, bei Blutungen während Geschlechtsverkehr oder andern zusätzlichen Beschwerden notwendig werden. Sollte das tägliche Leben eingeschränkt sein, muss die Patientin dies sofort dem Arzt melden.
Welche Beschwerden können bei einer Dysmenorrhö entstehen?
Junge Mädchen haben nach der ersten Regelblutung (Menarche) oft nach 6 bis 12 Zyklen erstmals Beschwerden. Die Beschwerden setzten meistens mit Beginn der Monatsblutung ein und können bis zu 72 Stunden anhalten.
Häufige Beschwerden sind: Schmerzen im Bauch- und Unterbauch, Rücken oder Oberschenkel. Aber auch Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen werden beschrieben.
Behandlungsmöglichkeiten - deren Wirkung und Nebenwirkungen
Oft reicht eine Behandlungsmethode nicht aus, meistens muss kombiniert behandelt werden.
Medikamente
- Schmerzmittel (z.B. Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS): *Alle Schmerzmittel sollten nur nach ärztlicher Verschreibung genommen werden. Bei Dauereinnahme gewöhnt sich der Körper daran und es braucht immer mehr und stärkere Schmerzmedikamente (*Anmerk.Redaktion).
- Bei jungen Mädchen werden von den Autoren – sofern keine organische Erkrankung vorliegt – orale Verhütungsmittel oder nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) empfohlen. NSAR haben oft starke Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Allenfalls müssen magenschützende Medikamente zusätzlich verschrieben werden.
- Selektive COX-2-Hemmer: diese entzündungshemmenden Medikamente wurden schon mit Herzerkrankungen in Verbindung gebracht und in vielen Ländern nicht mehr eingesetzt.
- Orale Verhütungsmittel: Eine aktuelle Studie an 100'000 Frauen zeigte bei 65% der Frauen eine Verbesserung der Beschwerden. Nebeneffekt: die Frau ist vor einer Schwangerschaft geschützt. Aber auch orale Verhütungsmittel haben Nebenwirkungen (z.B. Übelkeit, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust etc.). Laut Studien bieten sie aber auch gesundheitliche Vorteile wie ein vermindertes Risiko für Endometriosen oder Eierstockkrebs.
- IUP (Intra-Uterine-Pessar) mit Levonorgestrel: der Wirkstoff verhindert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, nach ca. 12 Monaten stoppt die Regelblutung (Amenorrhö): in Untersuchungen berichteten Frauen über eine starke Verbesserung der Beschwerden. Frauen, die unter Endometriose litten, berichteten ebenfalls über eine Verbesserung der Symptome.
Alternative Behandlungsmethoden
Wissenschaftler haben verschiedene Studien zu alternativen Behandlungsmöglichkeiten analysiert:
- Nahrungsergänzungsmittel: Thiamin (Vitamin B1), Pyridoxin (Vitamin B6), Vitamin E, Magnesium und Fischöl können Schmerzen lindern, doch sind Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen.
- Körperliche Aktivitäten: Sport und körperliche Aktivitäten scheinen eine Verbesserung der Beschwerden zu bringen. Als Ursache wird eine verbesserte Durchblutung des Beckens und eine gesteigerte Freisetzung von Glückshormonen vermutet.
- Transkutane elektrische Nervenstiumlation (TENS): Hier wird die Haut mit unterschiedlicher Frequenz und Stärke stimuliert. Kleinere Studien bewiesen deren schmerzlindernde Wirksamkeit.
- Akupunktur: In kleineren Studien konnte eine wirksame Schmerzreduktion durch Nadelungen festgestellt werden. Hier erwarten die Autoren weitere und grössere Untersuchungen.
- Wärmeanwendungen: ein bewährtes Hausmittel sind Wärmewickel oder Wärmeanwendungen durch Bettflaschen. Hier zeigten kontrollierte Studien, dass Wärmepatchs (39°), während 12 Std. angewendet, die Schmerzen effektiv und gleich stark reduzieren konnte, wie ein Schmerzmittel. Eine andere Studie zeigte, dass Wärmewickel sogar effektiver waren als Paracetamolbehandlungen.
26.10.2006