Blutungsstörungen (Dysmenorrhoe, Störungen des Menstruationszyklus, Zyklusstörungen)
Die menstruelle Blutung ist das äussere Zeichen eines im Körper abgelaufenen Zyklus. Ein normaler, regelmässiger Zyklus (Eumenorrhoe genannt) beginnt am 1. Blutungstag, die Regelblutung (Menstruation) dauert im Normalfall etwa 4 bis 5 Tage und die Zykluslänge (Intervall zwischen zwei Monatsblutungen) beträgt normalerweise 28 Tage.
Jede Abweichung einer normalen, regelmässigen Regelblutung gilt als Blutungsstörung. Diese können die Blutungshäufigkeit (z.B. zu kurz oder zu lang) oder die Blutungsstärke (z.B. zu stark oder zu schwach) betreffen. Natürlich sind auch Kombinationen möglich.
Störungen der Blutungsdauer
- Lange andauernde Blutungen (mehr als 6 Tage) = Menorrhagie
- Kurz andauernde Blutungen (weniger als 3 Tage) = Brachymenorrhoe
Störungen der Blutungsstärke
- Sehr starke Blutung, normale Zykluslänge = Hypermenorrhoe
- Sehr schwache Blutung, normale Zykluslänge = Hypomenorrhoe)
Störungen der Blutungshäufigkeit
- Häufige Blutungen durch verkürzten Zyklus (unter 25 Tage) = Polymenorrhoe
- Seltene Blutungen durch verlängerten Zyklus (mehr als 35 Tage) = Oligomenorrhoe
- Zwischenblutungen: Blutung zwischen zwei normalen Menstruationen
- Ovulationsblutung: Blutung zum Zeitpunkt des Eisprungs
- Metrorrhagie: Längere Blutung ausserhalb des normalen Zyklus
- Amenorrhoe: Völliges Ausbleiben der Blutung
- Pseudoblutung: z.B. bei der Einnahme der Pille
- Postmenstruelle Blutung: Schmierblutung, die ein bis zwei Tage nach der Menstruation auftritt und ca. 1 Tag anhält.
- Prämenstruelle Blutung: Vorblutung vor der eigentlichen Menstruation
Störungen der Befindlichkeit
Sehr schmerzhafte Blutung = Dysmenorrhoe: Menstruationsbeschwerden
Wir zählen hier jeweils die wichtigsten Ursachen auf, es können aber auch kombinierte Ursachen für Blutungsstörungen vorliegen:
Starke Blutung (Hypermenorrhoe)
- Hormonstörungen (vor allem Pubertät, Wechseljahre)
- Veränderungen der Gebärmutter oder der Eierstöcke: Entzündungen, Polypen, Tumore, Myome
- Medikamente zur Empfängnisverhütung oder Einnahme von Medikamenten zur Senkung der Blutgerinnung
- Spirale zur Empfängnisverhütung
- Seltener: Bluthochdruck, Blutgerinnungsstörung
Schwache Blutung (Hypomenorrhoe)
- Hormonstörungen (z.B. Eierstock schwäche in den Wechseljahren, zu Beginn der Pubertät)
- Medikamente (z.B. Pille oder andere Hormonpräparate)
- Psychische Belastung
- Anorexie (Magersucht) oder starkes Übergewicht
- Störungen oder Krankheiten der Gebärmutter
- Zu tiefe Kürettage (Ausschabung), Verletzungen der Gebärmutter
Häufige Blutung (Polymenorrhoe)
- Störungen in der hormonellen Zyklussteuerung des Gehirns
- Hormonveränderungen (Pubertät, Wechseljahre)
- Seelische Belastungen
Seltene Blutung (Oligomenorrhoe)
- Störungen in der hormonellen Zyklussteuerung des Gehirns
- Funktionsschwäche oder Erkrankung der Eierstöcke oder der Schilddrüse
- Seelische Belastungen
Lange Blutung (Menorrhagie)
- Myome oder Polypen in der Gebärmutter
- Endometriose (Gebärmutterschleimhautverprengungen)
- Gebärmutterkrebs
- Hormonstörungen
- Spirale
- Seltener: Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen
Ausbleiben der Blutung (Amenorrhoe)
- Primäre Amenorrhoe: Ausbleiben der ersten Regelblutung bis zum vollendeten 16. Lebensjahre. Ursache können Missbildungen der Eierstöcke oder Gebärmutter sowie Hormonstörungen sein.
- Sekundäre Amenorrhoe: Ausbleiben der Regelblutung nach dem bereits Regelblutungen stattgefunden haben. Als Ursache kommen Stress, extreme sportliche Belastung, starkes Fasten oder Essstörungen (Anorexie) in Betracht.
Weitere Ursachen für Blutungen ausserhalb des Zyklus können sein:
- Leberfunktionsstörungen
- Komplikationen bei einer Frühschwangerschaft (Fehlgeburt, Schwangerschaft ausserhalb der Gebärmutter)
- Autoimmunerkrankungen
- Medikamente z.B. Hormonpräparate oder Medikamente zur Blutverdünnung
Wann zum Arzt?
Eine Kontrolluntersuchung wird notwendig bei:
- Sehr starker Blutung
- Blutungsdauer länger als acht bis zehn Tage
- Sich wiederholenden Blutungen ausserhalb des "regulären" Zyklus
- Blutungen nach Geschlechtsverkehr
- Braunem, blutigem oder fleischfarbenem Ausfluss
- Bei sich wiederholenden überzähligen Blutungen oder völligem Ausbleiben der Menstruation
Erstes Ziel der Diagnosestellung bei Zyklusstörungen ist es, organische Ursachen auszuschliessen. Dazu gehört eine genaue Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) unter Einbezug der Beschwerden und der Entwicklung des Monatszyklus von Beginn der Pubertät an. Ebenso wichtig ist die Familiengeschichte bezüglich Stoffwechselerkrankungen, Neigungen zu Fehlgewicht (Über- oder Untergewicht).
Häufig wird zur genauen Diagnosestellung die Frau gebeten, über ein paar Monate ein Regeltagebuch zu führen, mit Angaben über Blutungshäufigkeit, Blutungsstärke, Schmerzen, Zwischenblutungen und Eisprung.
Klinische Untersuchungen
- Gynäkologische Untersuchung
- Gewicht, Körperproportionen, Behaarung
- Entwicklungszustand der Geschlechtsorgane
- Seelischer Zustand
- Basaltemperatur
- Untersuchung des Gebärmutterhalsschleims (Zervix-Schleim)
Labortests
- Blutgerinnung
- Schilddrüsenfunktion
- Leberfunktion
- Hormonbestimmungen
Weitere diagnostische Möglichkeiten
- Ultraschall
- Abstrich des Gebärmutterhalses
- Spiegelung der Gebärmutter (Hysteroskopie)
- Gewebeprobe der Gebärmutterschleimhaut
- Spezielle Röntgenaufnahmen der Gebärmutter mit Kontrastmittel (Hysterosalpingographie)
Beim Vorliegen einer organischen Ursache wie z.B. einem Tumor oder einer Entzündung wird zunächst diese Ursache behandelt.
Wird keine Ursache gefunden und besteht kein Kinderwunsch, kann eine Hormonbehandlung (Pille, Hormonpflaster, Hormonspirale) den Menstruationszyklus wieder günstig beeinflussen.
Zur Linderung von Schmerzen vor oder während der Menstruation:
- Wärmeflasche, Wärmwickel
- Massage, Entspannungsbad
- Autogenes Training
- Mönchspfeffer oder spezielle Tees (Frauenmänteli, Schafgarbe)
- Homöopathie, Aromatherapie
- Akupressur oder Akupunktur
Phytopharmaka (pflanzliche Medikamente) wie Mönchspfeffer können regulierend auf die Regelblutung wirken.
Liegt keine organische Ursache vor und besteht ein Kinderwunsch, wird in der Regel hormonell behandelt.
Allgemeines zur Behandlung
Bei chronischem Blutverlust kann das Allgemeinbefinden der Frau durch den entstehenden Eisenmangel reduziert werden. Es entwickelt sich langsam die sogenannte Eisenmangelanämie (Blutarmut durch einen Eisenmangel). Hier können Eisenpräparate helfen. In erster Linie muss natürlich die zu Grunde liegende Ursache (chronische Blutung) behoben werden.