Sprunggelenksverstauchung: Gips oder Verband?
Eine kürzlich erschienene Studie untersuchte drei verschiedene Methoden zur Behandlung der Sprunggelenkverstauchung. Ein Experte der Orthopädischen Uniklink Balgrist erklärt, wie heute behandelt wird.
Englische Mediziner gingen der Frage nach, welche Therapie bei schwerer Knöchelverstauchung die besten Resultate bringt. Es scheint, dass der Gipsverband – Ruhigstellung für mindestens 10 Tage - den besten Erfolg brachte.
Den Leiter der Fuss-Sprunggelenkchirurgie Orthopädische Uniklinik Herr Dr. med. Norman Espinosa befragten wir zu heutigen Behandlungsmethoden der Sprunggelelenksverstauchung. Die Verletzung des Sprungelenkes gilt als eine der häufigsten Sportverletzungen.
Legende zum Interview
- Was genau passiert bei der Verstauchung des oberen Sprungelenkes?
- Welches sind die typischen Beschwerden?
- Wann muss der Verletzte einen Arzt/Spital aufsuchen, wann nicht
- Eine ganz aktuelle Studie zeigt, dass ein zehntägiger Gipsverband die
besten Resultate erzielen soll. Welche Therapie empfehlen Sie?
Sprechzimmer: Herr Espinosa, was genau passiert bei der Verstauchung des oberen Sprungelenkes?
Herr Dr. med. Norman Espinosa
Beim Stehen ist das obere Sprunggelenk hauptsächlich durch die knöcherne Führung stabilisiert, während unbelastet vor allem die Bänder zur Stabilität beitragen. Am häufigsten geschieht die Verletzung in der !Übergangsphase von der unbelasteten in die belastete Phase. Der Fuss wird dabei sehr oft in einer nach unten gekippten und nach innen gedrehten Position gehalten. Die äusseren Bänder, welche dieser Kraft entgegenwirken, werden zunehmend belastet, gedehnt und können im Extremfall reissen.
Sprechzimmer: Welches sind die typischen Beschwerden?
Herr Dr. med. Norman Espinosa
Patienten berichten häufig über Schmerzen, Schwellung und z.T. Blutergüsse, die auf der Aussenseite des oberen Sprunggelenks auftreten können. Gelegentlich macht sich das Reissen eines Bandes als Knallgeräusch bemerkbar. Unter Umständen können die Betroffenen nicht mehr auf ihren Füssen abstehen.
Sprechzimmer: Wann muss der Verletzte einen Arzt aufsuchen, wann nicht?
Herr Dr. med. Norman Espinosa
Leichtgradige Schwellungen mit geringen Schmerzen und Ausbleibender Instabilität können durchaus selbst behandelt werden (Salben, Bandagen, kurzzeitige Schonung), da whs. nur eine minimale Zerrung oder lokale Überdehnung stattgefunden hat. Bei Blutergüssen, Schmerzen oder gar Unmöglichkeit auf dem verletzten Fuss abstehen zu können, wird eine Arztkonsultation mit evtl. weiteren Abklärungen notwendig. Patienten, die schon mehrere Male eine Verstauchung des oberen Sprunggelenkes erlitten haben, leiden möglicherweise an einer chronischen Instabilität. In solchen Fällen ist eine weitere ärztliche Abklärung angezeigt.Sprechzimmer: Eine ganz aktuelle Studie zeigt, dass ein zehntägiger Gipsverband die besten Resultate erzielen soll. Welche Therapie empfehlen Sie?
Herr Dr. med. Norman Espinosa
Die eben erst erschienene Studie untersucht drei Methoden zur primären Behandlung von schweren Bandverletzungen des oberen Sprunggelenkes und kommt zum Schluss, dass die Gipsbehandlung am effektivsten ist. Auch wir haben bei schweren Bandverletzungen die Erfahrung gemacht, dass eine kurzzeitige Gipsbehandlung zu sehr guten Resultaten führen kann, ohne dass eine massgebliche Einschränkung der Funktionalität nachgwiesen werden konnte. Bei leichteren bis mittelgradigen Verletzungen ist es auch möglich, funktionelle Behandlungen, z.B. mit speziellen Bandagierungen (Taping-Verbände) vorzunehmen, die in solchen Fällen ebenfalls mit sehr guten Resultaten abschneiden.Wir danken Herr Dr. med. Norman Espinosa für das spontane Interview herzlich. Das Interview erscheint am 24.02.09 in der Pendler-Zeitschrift NEWS.
Dr. med. Norman Espinosa ist Leiter Fuss-Sprunggelenkchirurgie Orthopädische Uniklinik Balgrist, Zürich www.balgrist.ch
19.02.2009