Übergewicht und hohe Blutzuckerwerte durch künstlich gesüsste Getränke
Man denkt, Fruchtzucker (Fructose) sei gesund: Ja, wenn er direkt von der Frucht stammt. Nein, wenn er in hohen Mengen als künstlicher Fruchtzucker in Süssgetränken konsumiert wird. Dann schadet Fructose ähnlich wie Haushaltzucker. Dies die Bilanz einer Studie der Universität Zürich.
Schon eine Dose gängiger Energy-Drinks enthält zwischen 25 und 30 Gramm Fructose. Für Süssgetränke wird der Geschmack so angepasst, dass vor allem Jugendliche diese schnell mal zu ihren Lieblingsgetränken machen.
Die Zürcher Forscher wollten wissen, ob Fructose in den Getränken (der Süssstoff, der in den Früchten und Gemüsen vorkommt), wirklich so gesund ist, wie gemeinhin angenommen wird.
29 junge, bis anhin gesunde Männer im Alter von 19 bis 25 Jahren nahmen an der Studie teil. Während 3 Wochen tranken sie täglich 600 ml Süssgetränke mit entweder Fructose, Glukose oder Saccharose, gemischt oder allein. Damit kamen sie auf täglich 40 Gramm konsumierte Fructose. Der durchschnittliche Fructosekonsum von Männern liege bei 16.1 Gramm freier Fructose, beziehungsweise bei 48.4 Gramm freier Fructose plus Fructose aus Saccharose, so die Forscher.
Nach 30 Tagen wiesen die Testdrinker bereits erste körperliche und gesundheitliche Veränderungen auf: Einen grösseren Bauchumfang, höhere Blutzuckerwerte und schlechtere Cholesterin-Werte als zu Beginn der Tests. Die Forscher stellten höhere LDL-Werte (so genanntes "schlechtes" Cholesterin) fest. Zu hohe LDL-Werte führen eher zu einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung), was ein Risiko für Herz-Gefäss-Erkrankungen darstellt.
Im Gegensatz zur Glukose kann die Fructose nicht im Körper gespeichert werden und wandelt sich direkt in Fett um. Trinkt jemand nun zu viel und über längere Zeit mit Fructose gesüsste Getränke, steigt in der Folge das Herzinfarkt- sowie das Diabetes-Risiko. Für Saccharose konnte dieser Effekt auf den Fettstoffwechsel nicht festgestellt werden.
Die herkömmliche Meinung, Fructose sei einfach nur gesund - "sie kommt ja schliesslich auch in Früchten vor" - stimmt demnach nicht. Und: Fructose wird viel zu selten richtig auf den Getränken deklariert, so der Studienleiter. Der Konsument könne aus den Mengenangaben nicht verifizieren, wie viel von welchem Süssstoff verwendet werde.
Wichtig sei, dass die Konsumenten wissen, dass Fructose - aufgenommen durch Früchte und Gemüse - gesund ist. In fructosegesüssten Getränken hingegen wird oftmals viel zu viel Fructose zu sich genommen - mit den oben erwähnten Resultaten.
Erklärungen zu den verschiedenen Zuckerformen
- Traubenzucker (Glukose) kommt in Trauben, in vielen süssen Früchten und im Honig vor. Industriell wird Traubenzucker aus Kartoffeln, Weizen und Mais hergestellt.
- Haushaltzucker (Saccharose) wird aus dem Saft vieler Pflanzen gewonnen. Industriell wird Saccharose aus Zuckerrüben und Zuckerrohr hergestellt. Im Darm wird Saccharose in Fruktose und Glukose gespalten.
- Stärke ist ein Vielfachzucker und setzt sich aus Tausenden von Traubenzuckermolekülen zusammen, welche der Stärke den süssen Geschmack geben. Den Zucker im Weizen spürt man z.B. wenn man Brot kaut. Im Speichel wird die Stärke gespalten und der Traubenzucker wird freigesetzt.
28.06.2011