Blutegel
Eines der ältesten Naturheilverfahren bei Stauungen aller Art ist die Blutegelbehandlung (Blutegeltherapie). Sie wurde bereits in nahezu allen vorchristlichen Kulturen als Heilverfahren eingesetzt. Mit dem auslaufenden 18. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hatten sich vor allem die europäischen Mediziner so sehr in diese Therapieform hineingesteigert, dass - nach dem Aderlass - die Blutegelbehandlung bei den meisten Krankheiten angewendet wurde.
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ging dieser übertriebene Einsatz von Blutegeln dann aber wieder zurück und die Schulmedizin widmete sich mehr den chemischen Medikamenten, die sie zielgerichteter einsetzen konnte.
Erst mit dem Einsetzen einer Rückbesinnung hin zu den natürlichen Heilverfahren in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts kam auch die Blutegelbehandlung wieder mehr in Mode. Mitausschlaggebend sind natürlich auch die guten Erfolge, die bisher mit dem Einsatz von Blutegeln erzielt worden sind.
Die Wirksamkeit der Blutegelbehandlung basiert auf nachfolgenden vier Punkten:
- Den Wirkstoffen, die der Egel beim Biss in das Blut abgibt. Vor allem ist hier das Hirudin mit seiner Blutgerinnung hemmenden Wirkung zu nennen. Es verfügt über einen hohen Anteil an Dicarbonsäure.
- Dem Bissreiz
- Der Bakterienflora des Blutegels
Der Ausleitung von Blut und Gewebsflüssigkeit, wobei der Egel selbst rund 10 ml aus einem Biss saugt, während weitere 40 bis 50 ml durch die Nachblutung ausgeleitet werden.
Zur Behandlung wird der Blutegel (Hirudo medicinalis) im Staugebiet angesetzt. Das durch den Biss ins Blut gelangende Hirudin führt zur Viskositätsverringerung des Blutes. So fliesst es schneller und durchblutet besser. Gleichzeitig kommt der gestaute Blutfluss wieder in Gang und der Stau kann abfliessen. Vorhandene Ablagerungen und Schlackenstoffe werden abgespült und ausgeleitet.
Der Blutegel erreicht seine für die Therapie nötige Grösse nach rund zwei Lebensjahren. Er kann bis zu 25 Jahre alt werden. Der Egel verfügt über einen vorderen und einen hinteren Saugnapf und er saugt erst, wenn er mit beiden Saugnäpfen festsitzt. Entgegen anderer Meinungen kann der Biss des Blutegels keine Infektionen verursachen. In mehreren Experimenten wurde bereits wissenschaftlich versucht, Keime über Blutegel-Bissstellen zu übertragen. Es gelang nicht.
Man geht davon aus, dass die dem Blutegel eigene Bakterienflora vor einer Infektion schützt. Blutegel werdenvor allem angesetzt bei Entzündungen aller Art, zur Beseitigung von Blutstockungen, besonders bei Entzündungen am Kopf, bei Quetschungen, Hämorrhoiden, Umlauf, Zahngeschwüren, hohem Blutdruck, Krampfaderknoten etc. Im Zweifelsfall überlasse man die Entscheidung dem Arzt.
06.05.2004