MS-Therapie: Deutlich bessere Überlebenschance dank frühzeitiger Interferon-Behandlung
Forscher verglichen über einen Zeitraum von 21 Jahren MS-Betroffene, welche früher mit Interferon beta-1b behandelt wurden, mit einer Patientengruppe, die anfänglich ein Scheinmedikament (Placebo) erhielt. Resultat: Die von Beginn an mit Interferon behandelte Gruppe hatte ein um fast 40% niedrigeres Sterberisiko.
Es handelt sich um die längste bisher durchgeführte Beobachtungsstudie in der Therapie der Multiplen Sklerose, welche am 26. Kongress des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) vorgestellt wurde.
Hauptpunkt der Studie war das Nutzen-Risikoprofil von Interferon beta-1b im Vergleich zu Placebo. 21 Jahre nach Beginn der Studie konnten von 366 der ursprünglich 372 teilnehmenden Patienten Informationen über den Vitalstatus erhoben werden; dies sind mehr als 98% der ursprünglichen Studienteilnehmer.
"Diese wegweisenden Ergebnisse liefern uns die ersten aussagekräftigen Erkenntnisse zur Lebenserwartung unter dem Einfluss einer MS-Therapie. Sie zeigen einen deutlichen und klinisch relevanten Überlebensvorteil für diejenigen Patienten, die am Anfang des Beobachtungszeitraums mit Interferon beta-1b behandelt wurden", erklärte Dr. Anthony Reder, Professor für Neurologie und Direktor der MS-Klinik an der Universität Chicago.
Diese Ergebnisse würden die Bedeutung der Frühtherapie – das heisst Therapiebeginn bei den ersten Anzeichen von MS-Symptomen – deutlich aufzeigen, so die Forscher. Denn: Pro acht behandelte Patienten konnte dadurch - über einen Zeitraum von 21 Jahren - ein Todesfall verhindert werden.
Im Allgemeinen liegt die Lebenserwartung von MS-Patienten um etwa 7 bis 14 Jahre unter der der Normalbevölkerung. Diese verminderte Lebenserwartung trifft Menschen "in den besten Jahren", nämlich zwischen Ende 40 und Mitte 50.
Immer mehr klinische Studien belegen immer deutlicher, dass der Zeitpunkt des Beginns der MS-Therapie eine entscheidende Rolle für den weiteren Verlauf der Krankheit spielt. Aber auch viele andere Daten sprechen eindeutig für einen frühen Therapiebeginn. Denn: Je früher die Entzündungsaktivität und Schädigung der Axone mittels MS-Medikation (zum Beispiel Interferon beta) verhindert respektive abgeschwächt werden, desto eher kann sich die Entwicklung von Behinderungen verzögern. Und: Eine möglichst frühe Therapie vermindert Schübe und Behinderungen im späteren Verlauf der MS. Die Schubrate im frühen Krankheitsverlauf weist nämlich auf das zukünftige Fortschreiten sowie den Behinderungsstatus hin.
Diese Daten sowie die neusten Erkenntnisse aus der 21-Jahrestudie, welche sogar zeigen, dass die frühzeitige Behandlung mit Interferon beta das Sterberisiko senken kann, sprechen ganz klar für den möglichst frühzeitigen Beginn der Therapie und zwar beim Auftreten der ersten MS-Symptome.
26.10.2010