Nikotinsucht: Bei Rauchstopp-Misserfolgen Unterstützung suchen
Rauchen erhöht unter vielem anderem das Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs und chronische Atemwegserkrankungen wie COPD. Der Grossteil der Raucher fasst irgendwann den Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören. Etwa der Hälfte dieser Personen gelingt der Nikotinverzicht ohne Hilfsmittel – allerdings sind dafür meist mehrere Versuche erforderlich. Experten empfehlen Rauchstoppwilligen fachmedizinische Unterstützung.
Tabakabhängigkeit ist eine Suchterkrankung. Viele Raucher benötigen Unterstützung, um dauerhaft auf Zigaretten zu verzichten – insbesondere, wenn die Tabakabhängigkeit stark ausgeprägt ist und die Verhaltensgewohnheit über einen langen Zeitraum besteht. Verschiedene Mittel und Massnahmen können die Tabakentwöhnung unterstützen und dazu beitragen, langfristig abstinent zu bleiben.
„Den ersten Rauchstopp sollte man zuerst selbst versuchen. Personen, die es aber nicht alleine schaffen, es sich alleine nicht zutrauen und noch keinen Aufhörversuch erfolgreich bewältigt haben, sollten professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Optimal ist eine verhaltenstherapeutische Raucherentwöhnung, die mit Medikamenten unterstützt wird“, berichtet Prof. Dr. Anil Batra, von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), die ihren Sitz in Berlin hat. „Die Verhaltenstherapie zielt darauf ab, eine langfristige Änderung des Verhaltens bei Rauchern zu erzeugen. Sie kann im Rahmen von Einzel- oder Gruppentherapien durchgeführt werden, wobei sich die Therapie in Gruppen als besonders günstig erwiesen hat, da der Effekt einer motivierenden Gruppendynamik hinzukommt.“
In der Therapie geht es dann zunächst darum, die Motivation zum Aufhören zu stärken, sowie die Beobachtung und das Bewusstmachen eigener Verhaltensweisen im Hinblick auf das Rauchen zu fördern. Raucher können alternative Verhaltensweisen zum Rauchen erlernen, die das ungesunde Verhalten ersetzen. In der Therapie wird auch auf typische Ängste eingegangen, die mit dem Rauchverzicht in Verbindung stehen wie etwa der Gewichtszunahme, dem Umgang mit Verlangensattacken oder Stresssituationen.
Arzneimittel können Entzugssymptome lindern
Mit Beginn des Nikotinverzichts können sich körp erliche Entzugssymptome, wie Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen einstellen. Ihre Ausprägungen sind unterschiedlich und variieren mit der Stärke der Nikotinabhängigkeit. Im Schnitt dauern sie zwischen 2 bis 6 Wochen an. Diese Symptome des Rauchstopps können ohne Medikamente überwunden werden. Gegen diese Beschwerden stehen aber auch verschiedene Mittel zu Verfügung, die es Menschen erleichtern können, auf Zigaretten zu verzichten. „Durch Nikotinprodukte wie Kaugummis, Pflaster, Lutschtabletten oder Inhalers können Entzugssymptome gelindert werden. Darüber hinaus stehen auch die verschreibungspflichtigen Medikamente Bupropion und Vareniclin zur Verfügung, die das Rauchverlangen dämpfen können. Da sie jedoch nicht frei von Nebenwirkungen sind, muss die Einnahme ärztlich begleitet werden“, ergänzt der Suchtexperte.
Persönliche Nikotinabhängigkeit hinterfragen
Schätzungen gehen davon aus, dass rund 50-60 Prozent der Raucher abhängig sind. Die Entwicklung der Abhängigkeit wird unter anderem durch Umgebungsfaktoren, die Konsumgewohnheiten, psychische Belastungsfaktoren, aber auch Gene und neurobiologische Prozesse, die durch die Wirkung des Nikotins an den Botenstoffen und Rezeptoren des Gehirns beeinflusst. Mit Hilfe des Fagerström-Tests auf der Website psychiater-im-netz.de können Raucher ermitteln, wie abhängig sie sind.
„Der Fagerström-Test kann zudem auch einen Anhaltpunkt dafür liefern, welche Dosierung bei der medikamentösen Therapie mit Nikotinersatzmitteln angebracht wäre. Die Kosten von Nikotinersatzprodukten zur Tabakentwöhnung werden bislang nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Einige Kassen bezuschussen aber Kurse zur Raucherentwöhnung im Rahmen von Präventionsleistungen.
Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass sich die Erfolgsrate bei langjährigen und abhängigen Rauchern durch eine Kombination von verhaltenstherapeutischen Strategien mit medikamentösen Verfahren zur Behandlung der Entzugserscheinungen steigern lässt. Hingegen werden Menschen, die ohne Hilfestellung mit dem Rauchen aufhören, häufiger rückfällig als Personen, die dabei mit Medikamenten und Psychotherapie unterstützt werden.
21.01.2015