Bauchfellentzündung (Bauchhöhlenentzündung, Peritonitis)
Bei der Bauchfellentzündung (auch Bauchhöhlenentzündung) handelt es sich um eine Entzündung des Bauchfells (Peritoneum).
Meistens wird sie durch Bakterien hervorgerufen, wenn Flüssigkeit aus einem erkrankten oder geschädigten Bauchorgan (z.B. Magen, Darm, Gallenblase) in die Bauchhöhle gelangt. Am häufigsten sind Durchbrüche im Magendarmtrakt für Bauchfellentzündungen verantwortlich.
Die Infektion kann örtlich (lokal) begrenzt sein oder kann sich über den Blutweg über den gesamten Körper ausbreiten (Sepsis).
In den meisten Fällen muss eine Peritonitis operativ behandelt werden. Die Art der Operation, der Verlauf und die Heilungsdauer hängen von der Ursache und dem Allgemeinzustand des Betroffenen ab.
Bei älteren Menschen und bei Personen mit einem schwachen Immunsystem kommen häufig Komplikationen vor. Unbehandelt kann die Bauchfellentzündung zu einer lebensgefährlichen Gesamtinfektion und zum Tod führen.
Man unterscheidet zwischen der lokal begrenzten Peritonitis und der generalisierten (diffusen) Peritonitis, bei der sich die Infektion über die Blutwege im ganzen Körper ausbreitet (Sepsis).
Bei der generalisierten Peritonitis handelt es sich um ein schweres, lebensbedrohendes Krankheitsbild, das eine sofortige Behandlung erfordert.
Ohne Behandlung ensteht aus der lokalen Bauchfellentzündung meist relativ schnell eine generalisierte Infektion (Sepsis). Deshalb muss auch eine lokale Bauchfellentzündung rasch behandelt werden.
Im akuten Stadium lässt sich die Ursache der Bauchfellentzündung oft nicht eindeutig feststellen. Man bezeichnet solche Fälle als " Akutes Abdomen ".
Primäre Peritonitis
Sie ist eine seltene Form, die vor allem Kinder und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem betrifft. Die Entzündung des Bauchfells entsteht dabei durch Verschleppung der Bakterien über die Blutbahn oder durch einen Infekt der Beckenorgane, der in den Bauchraum aufsteigt.
Sekundäre Peritonitis
Dies ist die weitaus häufigste Form. Die Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) entsteht meist dadurch, dass ein Bauchorgan (z.B. Magen, Darm, Gallenblase, Blinddarm) durchbricht und sich dessen Inhalt in die Bauchhöhle entleert. Andere Ursachen wie Verletzungen, Darmverschluss, Durchblutungsstörungen des Darms, Einklemmung von Brüchen und Undichtwerden von Operationsnähten sind seltener.
Weitere Ursachen für eine Peritonitis:
- Durchbruch von Geschwüren
- Perforationen durch operative Eingriffe oder nach Unfällen (Verkehrsunfälle, Messerstiche)
- Tumore
- Fremdkörper
- Entzündliche Darmerkrankungen: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Blinddarmentzündung (Appendizitis)
- Eileiterentzündung
- Chemische Substanzen (z.B: Kontrastmittel bei einer Röntgenaufnahme) (selten)
Beschwerden, die auf eine Bauchfellentzündung hindeuten können, sind unter anderem:
- Starke Bauchschmerzen
- Abwehrspannung bis hin zur brettharten Bauchdecke: Der Betroffene liegt am liebsten in gekrümmter Stellung, um die Schmerzen zu vermindern und die Spannung der Bauchdecke zu lösen.
- Übelkeit, Erbrechen
- Fehlender Stuhl und Windabgang
- Patient ist ängstlich, blass und unruhig.
- Zeichen eines Schocks (= akuter, lebensbedrohlicher Zustand!): Pulsanstieg, Blutdruckabfall, kalter Schweiss, Fieber, verminderte Urinausscheidung (Nierenversagen)
Die Untersuchungen werden sehr zügig durchgeführt, da der Patient sich in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet.
- Krankengeschichte unter Einbezug der Beschwerden: Die Art, wie sich die Beschwerden entwickelt haben, gibt Hinweise über die mögliche Ursache.
- Körperliche Untersuchung:
- Abtasten, Abklopfen: Überprüfung der Elastizität der Bauchdecke und Ort des stärksten Schmerzes.
- Abhören: Darmgeräusche sind oft vermindert oder man hört keine mehr.
- Untersuchung des Enddarms: Mittels Finger kann der Arzt Blutungen, Tumore oder Stuhlverhalt ertasten.
- Temperaturmessung, Puls- und Blutdruckmessung, Abhören von Herz und Lunge
- Blutuntersuchungen
- Ultraschall (Nachweis von Flüssigkeit im Bauchraum)
- Röntgenaufnahme des Bauchraumes (Abdomen)
- Bei unsicherem Befund: Operative Eröffnung des Bauches.
Wichtigstes Ziel: Beseitigung des Infektionsherdes. Meist ist die Operation des Grundleidens der erste Schritt (z.B. bei einer Blinddarmentzündung oder bei einem Blinddarmdurchbruch wird zunächst der Blinddarm entfernt).
Da es sich um eine bakterielle Infektion handelt, wird vor dem operativen Eingriff bereits eine Behandlung mit Antibiotika begonnen.
Der Umfang, die Dauer und die Gefahren der Operation hängen von der Ursache der Peritonitis ab. Wichtig ist, dass entzündliches oder abgestorbenes Gewebe entfernt wird; in manchen Fällen muss auch das geschädigte Organ entfernt werden (z.B. Teil des Darmes). Oft ist eine Operation nicht ausreichend. Es gibt Situationen, wo die Bauchhöhle nur provisorisch geschlossen wird, um einen möglichst freien Abfluss von Wundsekret zu gewährleisten. Nach 48 Stunden wird dann eine zweite Operation vorgenommen. Oft muss der Patient danach auf der Intensivstation behandelt und betreut werden.
Die Bauchhöhle wird mit oder ohne Zusatz eines Antibiotikums / Antiseptikums gespült (Lavage).
Bei Entfernen eines grösseren Darmabschnittes wird häufig das Legen eines künstlichen Darmausganges (Anus praeter) notwendig. Nach ein paar Wochen kann dieser aber meist wieder entfernt werden.
Die Dauer der vollständigen Ausheilung hängt vom Ausmass der Bauchfellentzündung und vom allgemeinen Zustand des Betroffenen ab.
Bei Älteren und Menschen mit einer chronischen Erkrankung treten eher Komplikationen auf als bei jungen, sonst gesunden Menschen.
Gefürchtete Komplikation sind nebst des lebensbedrohlichen Schockzustandes:
- Die Bildung von Abszessen in Bauchorganen und im Bauchraum
- Entzündungsreaktionen und Verklebungen des Darms; Folge: Mechanischer Darmverschluss (Ileus)
- Entzündungen durch giftige Stoffe führen ebenfalls zu Darmpassagestörungen; Folge: Darmlähmung (paralytischer Darmverschluss)
- Jede Form eines Darmverschluss kann wiederum einen Schock zur Folge haben; in ca. 50% der Fälle kommt es zudem zu einem weiteren Darmverschluss innerhalb von 4 Jahren.
Komplikationen von Operationen
- Trotz grösster Sorgfalt können bei der Operation Nerven und Blutgefässe verletzt oder durchtrennt werden. Das Ausmass der Operation hängt von der Schwere der Bauchfellentzündung ab. Erweiterung der Operation und Entfernung von Organen, ev. Folgeoperationen können notwendig werden (z.B. Stillen von Nachblutungen, Versorgung undichter Nähte).
- Undichte Stellen bei operierten Darmteilen können zu Fisteln (Eitergängen) führen, was wiederum eine Operation erfordert.
- Wundinfektion: Hier muss oft die Naht wieder geöffnet werden, um den Eiter abfliessen zu lassen.
Wie bei andern Operationen können zusätzlich auch andere Komplikationen auftreten, z.B. Lagerungsschäden an Nerven und Weichteilen, Haut- und Gewebsschäden, Verwachsungen im Bauchraum und damit verbundene Schmerzen, Thrombosen und Embolien .