Atemwegsinfekte: Spätere Antibiotikagaben senken den Verbrauch
Akute Atemwegsinfektionen sind häufig und werden oft und relativ rasch mit Antibiotika behandelt. In einer Studie untersuchten Forscher, ob es notwendig ist, baldmöglichst mit Antibiotika zu behandeln, oder ob eine spätere Abgabe bei akuten, unkomplizierten Atemwegsinfektionen die Beschwerden verschlimmert.
Spanische Forscher berichten im Fachblatt JAMA Internal Medicine über eine Studie an 398 Patienten mit einer akuten, unkomplizierten Atemwegsinfektion wie zum Beispiel Rachenentzündung (Pharyngitis), Nasenschleimhautentzündung mit Entzündung der Nasennebenhöhlen (Rhinosinusitis), akute Bronchitis oder Verschlechterung einer leichten bis mittelschweren chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD, auch Raucherlunge). Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 45 Jahren, etwas über ein Drittel der Patienten waren Männer. Die meisten waren Nichtraucher und hatten keine bevorstehende Lungenerkrankung.
Die Teilnehmer wurden in vier Therapiegruppen eingeteilt: zweimal verzögerte Antibiotikatherapie, einmal sofortige Antibiotikatherapie und einmal gar keine Antibiotikagaben. Verzögerte Antibiotikatherapie meinte: Entweder durfte das Rezept erst bei Verschlechterung oder fehlender Verbesserung der Symptome eingelöst werden oder das Antibiotikarezept konnte nach 3 Tagen beim Arzt abgeholt werden.
Es zeigte sich, dass sowohl bei Patienten mit verzögerter Antibiotikatherapie als auch natürlich ohne Antibiotikagaben der Antibiotikaverbrauch deutlich kleiner war, ohne die Symptome wesentlich zu verstärken oder die Erkrankungsdauer signifikant zu verlängern. Patienten mit verzögerter Abgabe und jene, die keine Antibiotika bekamen, zweifelten ausserdem deren Wirksamkeit häufiger an. Die Zufriedenheit über die Therapie war in allen Gruppen etwa dieselbe.
Fazit: Bei Patienten mit akuter, unkomplizierter Atemwegsinfektion scheint eine verzögerte Antibiotikatherapie die Krankheit nicht wesentlich zu verschlimmern oder zu verlängern – senkt aber die Einnahme von Antibiotika deutlich.
12.01.2016