Helicobacter pylori-Infektion: Welche Krankheiten können entstehen?
Zwei australischen Forschern (Barry Marshall und Robin Warren) wurde der Medizin Nobelpreis überreicht und zwar für ihre Arbeiten zum Bakterium "Helicobacter pylori“. Bereits vor 20 Jahren konnten die beiden Mediziner belegen, dass das Bakterium wesentlich an der Entstehung für Magengeschwüre beteiligt ist.
Es brauchte noch viele Jahre bis die Fachwelt überzeugt werden konnte, dass nicht wie angenommen, die Übersäuerung des Magens die Entstehungsursache für Magengeschwüre ist.
Weltweit wird geschätzt, dass rund die Hälfte der gesamten Bevölkerung mit dem Bakterium infiziert ist. Etwa die Hälfte der Infizierten leiden unter Beschwerden.
Heute ist man sicher, dass das Helicobacter pylori (Hp) wesentlich an der Entstehung von Magengeschwüren und an derjenigen von Magenkrebs beteiligt ist.
Was ist das Helicobacter Pylori?
Beim Helicobacter Pylori handelt es sich um ein Bakterium, das im menschlichen Magen vorhanden ist und sich vermehren kann. Lange war man der Meinung, dass die Magensäure das Überleben eines Bakteriums gar nicht ermöglicht, insbesondere da die Magensäure etwa 1000x saurer ist als z.B. Zitronensäure.
Trotzdem finden sich im menschlichen Magen solche Bakterien, aber nicht bei allen Menschen entstehen daraus Infektionen mit Folgeproblemen (Magengeschwür, chronische Magenentzündungen, Magenkrebs).
Wie infiziert man sich mit dem Bakterium?
Die genaue Ursache für die Verbreitung des Bakteriums ist bis heute nicht bekannt. Das Hp-Bakterium wird allerdings in den Entwicklungsländern viel häufiger festgestellt. Dies erhärtet die Vermutung, dass unhygienische Verhältnisse die Übertragung begünstigen. Über verschmutzte Lebensmittel oder Fäkalienverschmierungen kommen die Bakterien in den Mund und von dort gelangen sie in den Magen, wo sie sich vermehren.
Ob eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch (durch Körperkontakt, Küssen etc.) möglich ist, konnte bis heute nicht belegt werden. Die Übertragung kann aber auch bei normalen hygienischen Verhältnissen stattfinden, sehr wahrscheinlich bereits im Kindesalter. Sicher ist, dass das Helicobacter pylori bei keinem andern Lebewesen in der Natur gefunden wurde.
Welche Krankheiten können durch Helicobacter pylori entstehen?
Etwa die Hälfte der Menschen, bei denen das Bakterium festgestellt wird (die Dunkelziffer ist dabei sehr hoch), haben praktisch keine Beschwerden. Häufig verursacht das Bakterium chronische Magenentzündungen ("Gastritis"), wobei diese aber häufig praktisch keine Beschwerden verursacht.
Wie oben beschrieben wird das Helicobacter pylori im wesentlichen für die Entstehung von Magengeschwüren verantwortlich gemacht, aus denen wiederum Magenkrebs entstehen kann. Diese beiden Krankheitsbilder werden separat behandelt unter Magenkrebs, Magengeschwüre, respektive Zwölffingerdarmgeschwüre.
Sind beim Mensch gleichzeitig noch andere Faktoren vorhanden, z.B. einseitige, zu fetthaltige Ernährung, Nikotinabhängigkeit oder auch eine familiäre Magenkrebs-Vorgeschichte, kann das Bakterium das Magenkrebsrisiko erhöhen. Selten führt die Hp-Infektion zu chronischen Magenschleimhautentzündungen oder zu Tumoren im lymphatischen Gewebe (MALT-Lymphom).
Jahrelang wurde Stress als Ursache für die Entstehung von Magengeschwüren gehandelt. Dann entdeckten die Forscher, dass die Helicobacter pylori-Infektion eine der Hauptursachen für Magengeschwüre ist. Chronischer Stress kann aber dazu beitragen, dass sich das Immunsystem zu wenig gegen die Bakteriumattacken wehren kann.
Behandlungsmöglichkeiten einer Helicobacter pylori-Infektion
Nicht jede Hp-Besiedlung muss behandelt werden. Eine Behandlung wird dann notwendig, wenn die Beschwerden das Leben stark beeinträchtigen oder wenn sich Geschwüre im Magen oder im Zwölffingerdarm gebildet haben. Falls bei einer Magenspiegelung aber lediglich eine "Gastritis" (Schleimhautentzündung) festgestellt wird, braucht es keine spezielle Therapie.
Ansonsten wird die Hp-Infektion mit einer speziellen Antibiotika-Kombination behandelt. Die Therapie dauert ein bis zwei Wochen und ist bei ca. 90% der Behandlungen erfolgreich. Eine Wiederinfektion (Reinfektion) kann vorkommen, der prozentuale Anteil ist aber sehr klein.
Das Bakterium kann in der Atemluft, im Blut oder im Gewebe festgestellt werden. Zur Sicherung der Diagnose kann nebst der Magenspiegelung eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen werden. Welche Untersuchung angezeigt ist, wird der Spezialist (Gastro-Enterologe) entscheiden.
17.04.2007