Sommerhitze erhöht das Risiko von Infektionserkrankungen und Unfällen - insbesondere bei Kindern
Sommerhitze und feucht-warmes Klima begünstigen bakterielle oder virale Infektionen. Auch die Zahl der Unfälle (im Verkehr und im Wasser) steigt an, wie ein Experte für Kinder- und Jugenderkrankungen, gegenüber dem Fachblatt Medscape berichtet.
Der Deutsche Kinder- und Jugendarzt Dr. Klaus Rodens erklärt im Interview, welche Krankheiten und Unfälle und welche andere Gefahren insbesondere im Sommer bei Kindern und Jugendlichen einen Besuch beim Arzt notwendig machen. Lesen Sie im Folgenden eine Zusammenfassung.
Hautprobleme durch zu viel Sonne und ein Anstieg von Infektionen
Zuviel Sonne und ein ungenügender Hautschutz können zu schweren Sonnenbränden führen, die medizinisch behandelt werden müssen. Hut und viel Schatten sowie genügend Trinken sind für Alle, aber in erster Linie für Kinder und Jugendliche ein Muss. Durch Spielen an der Sonne und zu wenig Trinken erleiden vor allem kleine Kinder schnell mal einen Sonnenstich oder einen Hitzschlag durch Austrocknen (Dehydration).
Das Risiko für Hautinfekte ist in der Sommerzeit ebenfalls hoch. Zurzeit grassiert auch in der Schweiz die Hand-Fuss-Mundkrankheit, die unter anderem mit infektiösen Ekzemen einhergeht. Hochansteckend und besonders im Sommer häufig sind bakterielle Magen-Darminfektionen, die via Tröpfchen oder Schmierinfektionen weitergegeben werden.
Pollenallergien – vor allem auf bestimmte Gräser – sowie Insektengiftallergien haben jetzt Hochsaison. Bei bekannten Allergien sollten vorbeugende Massnahmen (Notfallset bei sich tragen!) getroffen werden.
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- Fokus Haut- und Sonnenschutz
- Fokus Verdauung, Verdauungsstörung - Durchfall
- Krankheit – Insektengiftallergie
- Krankheit – Magen-Darminfektion
- Krankheit – Hand-Fuss-Mundkrankheit
Unfälle – zu Hause und im Strassenverkehr
Laut deutschen Unfallstatistiken sind Kinder besonders im Juli für leicht- bis schwerverlaufende oder sogar tödliche Unfälle gefährdet. Säuglinge und Kleinstkinder sterben dabei oft an den Folgen eines Schädel-Hirntraumas (z.B. durch Fallen vom Wickeltisch). Bei Kleinkindern und Säuglingen ist die Todesgefahr durch Ertrinken in der Badewanne oder am Wasser am grössten.
Kinder und Wasser = Gefahr
Kleine Kinder gehören rund um Wasser beaufsichtigt, auch wenn sie Schwimmhilfen (Flügeli) tragen. Denn: Die Gefahr, dass Kleinkinder ertrinken ist bei niedrigem Wasserstand (bis zu 30cm) am grössten. Laut der Statistik ist Ertrinken bei 5- bis 15-Jährigen die zweithäufigste, nicht natürliche Todesursache – gefolgt von tödlichen Verkehrsunfällen. Kleine Kinder, die einen Badeunfall überleben, können durch einen - wenn auch nur kurzen Sauerstoffmangel im Gehirn – im schlimmsten Fall schwere, lebenslange Behinderungen davontragen.
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Tod durch Ersticken – trockenes Ertrinken
Wie hoch das Risiko für trockenes Ertrinken bei Kindern ist, weiss man nicht genau. Am häufigsten passiert Ersticken durch Einatmen von chemischen Substanzen, bei Säuglingen und Kleinkindern z.B. oft durch Ätherische Öle. Taucher können an Wassertropfen ebenfalls ersticken. Eine weitere Erstickungsgefahr besteht durch Allergien, z.B. bei einem Asthmaanfall. Diese Gefahr erhöht sich an heissen Tagen mit hohen Ozonwerten für Kinder mit Asthma. Auch vorgeschädigte Schleimhäute (z.B. durch Passivrauchen), grosse Polypen oder Mandeln können zu Erstickungsfanfällen führen.
Unfälle und Notfälle bei chronisch kranken Kindern – wer trägt welches Risiko?
Hitze, zu wenig Trinken und zusätzlicher Stress (z.B. Reisen etc.) kann den Blutzucker durcheinanderbringen, was für Diabetiker zu einer lebensgefährlichen Unterzuckerung führen kann.
Kinder mit einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADHS) sind das ganze Jahr, in der Sommerhitze jedoch vermehrt durch Unfälle im Strassenverkehr oder im Wasser gefährdet. Die Hitze macht sie noch unaufmerksamer und risikobereiter als sonst.
Verletzungen und Vergiftungen – Gefahren in der Natur und im Garten
Holzsplitter im Fuss, Hautverletzungen durch Steine, Dosen oder Scherben passieren häufig beim Barfusslaufen. Wichtig ist, dass die Kinder durch eine Starrkrampfimpfung (Tetanus) geschützt sind.
Ein Glück: schwere Vergiftungen durch Pflanzen sind eher selten. Gelegentlich kommt es nach dem Verzehr von bestimmten Blättern, Blüten oder Früchten zu Übelkeit, Durchfall, in schlimmeren Fällen zu Herzrhythmusstörungen oder zu Bewusstlosigkeit und Krampfanfällen.Zu den giftige Pflanzen, die in Gärten oder an Strassenborden zu finden sind gehören: Engelstrompete, Dieffenbachia, Blauer Eisenhut, Maiglöckchen und Tollkirsche. Das besondere Merkmal dieser Pflanzen sind die leuchtenden Farben, von denen sich insbesondre Kleinkinder magisch angezogen fühlen.
Bei Vergiftungserscheinungen (z.B. bei starker Übelkeit,
Bewusstseinstrübungen, Halluzinationen) kann das Toxikologische Institut Toxi (Notfallnummer 145) Auskunft geben; ansonsten gehört das Kind sofort zum Arzt oder in eine Klinik. Wichtig ist, dass man weiss, von welcher Pflanze, Blüte, Beere das Kind eingenommen hat und ungefähr wieviel. Beim Grillieren sollen flüssige Anzündhilfen oder Lampenöl gut gesichert oder weit von der Kinderhand entfernt sein. Beide Flüssigkeiten sind meist farblos und können von Kindern als gefahrlos eingestuft werden.
Sommerzeit – Grillzeit – Verbrennungsgefahr
Kinder sind sich oft der Gefahr eines Feuers oder eines Grills nicht bewusst und halten sich auch gerne in der Nähe auf. Eine besondere Gefahr stellt dabei das Anzünden von Holzkohle mit Sprit oder anderen flüssigen Anzündhilfen dar. Das Luft-Dunstgemisch ist extrem brennbar und Kinder können sich schlimmste Verbrennungen (insbesondere an Gesicht und Händen) hinzuziehen. Auch Zigarettenkippen haben auf dem Boden nichts verloren. Barfussspringende Kinder können sich daran verbrennen. Kleinkinder nehmen diese oft auch in den Mund, was zu schweren Vergiftungserscheinungen führen kann. Siehe Gefahren im Garten und in der Natur.
14.08.2014