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Die Haut besteht aus verschiedenen Schichten. Was wir davon sehen, ist die Oberhaut (Epidermis). Die zweite Schicht ist die Lederhaut (Corium) und die dritte die Subcutis (die Unterhaut).

  • Die Oberhaut (Epidermis) ist gefässfrei und setzt sich überwiegend aus Epithelzellen zusammen. Sie ist relativ dünn und wird ca. alle 15-30 Tage erneuert.
  • Die Lederhaut (Corium)  besteht aus Kollagen und Bindegewebszellen und bildet zusammen mit der Subcutis die Stützstruktur der Haut. Darin befinden sich Schweiss- und Talgdrüsen, Haarfollikel, feine Blutgefässe, Nerven und Empfindungszellen.
  • Die Subcutis besteht auch aus Binde-, aber vor allem auch aus Fettgewebe. Sie enthält Blutgefässe und dient als Aufprallschutz, Wärmeisolierung und als Kalorienspeicher.
Verbrennungen: Rötung, Schmerz, Hitze bis zur Blasenbildung
Verbrennungen: Rötung, Schmerz, Hitze bis zur Blasenbildung

Hitze kann zu Verbrennungen der Haut führen. Wirken innerhalb kurzer Zeit starke Temperaturen auf einen Hautbereich ein, kann sich die Wärme nicht schnell genug verteilen, es kommt zu Gewebeschädigungen. Bei der Hitzeeinwirkung durch heisses Wasser spricht man von Verbrühungen. Aber auch Chemikalien wie starke Säuren oder Basen können zu Verbrennungen führen.

Der Grad der Verbrennung hängt von der Dauer, der Intensität und der Ausbreitung der Verbrennung ab. Kleinere Verbrennungen (Grad 1) heilen in der Regel komplikationslos ab, ohne Narben zu hinterlassen.

Grossflächige Verbrennungen können entstellende und behindernde Narben hinterlassen. Bei sehr grossen Verbrennungen kann es zu einem lebensbedrohlichen Zustand (Verbrennungsschock) kommen.

Die häufigsten Verbrennungen passieren an den Händen. Verbrennungen an den Händen sind zwar nicht sehr grossflächig, gehören aber immer in medizinische Behandlung, da Verbrennungen an den Händen häufig tief gehen und neben der Haut schnell auch andere Strukturen wie Nerven und Sehnen schädigen können.

Alle Wärmequellen mit  hohen Temperaturen können zu Verbrennungen führen, wenn diese in Kontakt mit der Haut geraten. Dabei spielt die Kontaktdauer mit der Haut eine entscheidende Rolle. Je länger die Haut der übermässigen Hitze ausgesetzt ist, desto stärker die Verbrennung. Bei sehr kurzzeitigem Kontakt kann eine Verbrennung sogar gänzlich ausbleiben. Diesen Umstand machen sich die "Glutläufer" zu Nutze, die so rasch über die Glut schreiten, dass der Kontakt der Füsse mit der Glut jeweils zu kurz ist, um eine Verbrennung auszulösen. Neben Wärmequellen können auch aggressive Chemikalien wie Säuren oder Basen eine Verbrennung verursachen. Auch radioaktive Strahlung kann zu Verbrennungen führen. Die häufigsten Ursachen für Verbrennungen sind:

  • Grosse Hitze, Feuer
  • Starke Reibung (z.B. enge Schuhe können zu Blasen (kleinen ''Verbrennungen'') führen.
  • Strom, Blitzschlag
  • Heisse Flüssigkeiten oder Gegenstände
  • Heisser Dampf
  • UV-Strahlen (Solarium, Sonne)
  • Radioaktivität

Verbrennungen werden in Schweregrade eingeteilt. Der Schweregrad einer Verbrennung oder Verbrühung wird bestimmt durch die Stärke der Gewebeschädigungen.

Ein weiterer Faktor für die Prognose bei Patienten mit Verbrennung ist die Ausdehnung. Die Grösse der Handinnenfläche entspricht etwa einem Prozent der Körperoberfläche.

Die Tiefe der Verbrennung und damit der Schweregrad ist nicht immer unmittelbar nach der Verbrennung erkennbar. Die Schädigung kann innerhalb der ersten 24 bis 48 h Stunden noch fortschreiten. Der Grad einer Verbrennung sollte daher immer nach einem oder zwei Tage beurteilt werden.

Verbrennung Grad 1

Das ist die leichteste Verbrennungsform, die Verbrennung beschränkt sich auf die Oberhaut, die sogenannte Epidermis. Leichte Sonnenbrände sind zum Beispiel Verbrennungen 1. Grades.

Beschwerden
  • Rötung, Schwellung, Spannungsgefühl und Schmerzen
  • Die Haut ist weich, ev. leicht geschwollen
  • Nach ein paar Tagen heilt die Verbrennung ab, sie hinterlässt keine Narben

Verbrennungen Grad 2

Die Verbrennung betrifft die Oberhaut und den obersten Teil der Lederhaut. Typisches Zeichen für die Verbrennung 2. Grades ist die Entstehung von Blasen.

Beschwerden
  • Rötung, Blasenbildung
  • Die Blasen sind prall gefüllt mit Flüssigkeit; Platzen die Blasen, sieht man die hellrötliche und nässende Lederhaut
  • Starke Schmerzen
  • Haarwurzeln und Drüsen bleiben in der Regel intakt
  • Heilt in der Regel nach ca. 2 Wochen ohne Narbenbildung ab

Verbrennungen Grad 3

Betroffen sind die Oberhaut, Lederhaut, ev. tiefgreifende Schäden bis zur Unterhaut. Haarfollikel, Drüsengewebe, Blutgefässe sowie Nerven sind zerstört. Da die Nerven zerstört sind, schmerzt die Verbrennungswunde im Bereich der Verbrennung 3. Grades nicht. Da aber oft an den Randstellen der Verbrennung 3. Grades Verbrennungen 2. oder 1. Grades vorliegen, haben die Patienten trotzdem oft starke Schmerzen.

Beschwerden
  • Schmerzlose Verbrennungswunde mit tiefgreifender Zerstörung der Haut und Epidermisfetzen
  • Die Brandwunde erscheint meist weisslich
  • Starke Schmerzen rund um den Verbrennungsrand
  • Grosse Infektionsgefahr

Verbrennungen Grad 4

Verkohlung, hier sind auch Muskeln, Sehnen und evtl. Knochen betroffen.

Notfall

Bei ausgedehnten Verbrennungen 2. Grades und ab Verbrennung 3. Grades kann es zu einem Verbrennungsschock oder zur Verbrennungskrankheit kommen mit  starkem  Flüssigkeits-,  Eiweiss- und Salzverlust. Davon sind auch die inneren Organe betroffen. Lebensgefährlich wird es, wenn bei Erwachsenen bis zu 20% der Hautoberfläche verbrannt sind. Bei Säuglingen genügen schon 5%. Daher sind Säuglinge schon bei kleinflächigen Verbrennungen in Gefahr. Zeichen für die Verbrennungskrankheit sind:

  • Schweissausbruch, Übelkeit, Schwindel, Blässe, Herzrasen
  • Ev. Herzkreislauf-Zusammenbruch, Bewusstlosigkeit

Die Grösse der Fläche der Verbrennung und die Tiefe der Verbrennung bestimmen den Schweregrad und das weitere Vorgehen.

Der Arzt bestimmt den Schweregrad der Verbrennung und teilt die  Ausdehnung der Verbrennung in Prozente ein. Damit kann er eine ungefähre Heilungsprognose stellen. Dabei sind bestimmten Körperbereichen jeweils Prozentzahlen zugeordnet (1% = ca. Handtellergrösse).

  • Kopf und Hals: 9%
  • je Arm: 9%
  • Rumpf vorne: 18%
  • Rumpf hinten: 18%
  • je Bein: 18%
  • Handfläche: 1%
  • Genitalbereich: 1%

Mit der Grösse der Handfläche des Betroffenen, welche ca. 1% der Körperoberfläche entspricht,  kann man das Ausmass der Verbrennung ebenfalls abschätzen.

Bei Verbrennungen über 30% der Hautoberfläche sinkt die Überlebenschance auf unter 50%.

Behandlung grösserer Verbrennungen

Im Spital werden zuerst die vitalen Zeichen kontrolliert, überwacht und behandelt, der Flüssigkeitsverlust mit einer Infusion ausgeglichen. Die Behandlung richtet sich nach Verbrennungsgrad und nach dem Ausmass der Verbrennung.

  • Der Arzt kann die Brandblase punktieren, danach wird die Verbrennung steril abgedeckt.
  • Offene Verbrennungen müssen häufig chirurgisch behandelt werden. Bei grösseren Flächen kann es zu mehreren Operationen kommen.
  • Vorbeugende Behandlung gegen Infektionen
  • Schmerzbehandlung
  • Ev. Hauttransplantation
  • Kompressionsverbände gegen Narbenbildungen
  • Ev. kosmetische, ästhetische Korrekturoperationen
  • Ev. physio- oder ergotherapeutische Behandlungen
  • Ev. psychologische Behandlung
  • Tetanusimpfung (Starrkrampfimpfung)
Wann zum Arzt?
  • Ab Grad 2 oder wenn mehr als 10% der Hautoberfläche (bei Säuglingen sofort, bei Kindern über 5%) betroffen ist
  • Bei Hand, Fuss, Gesichts- und Genitalverbrennungen
  • Bei Arbeitsunfällen
  • Bei grossflächigen Verbrennungen muss die Rega alarmiert werden. Diese bringt den Verletzten in ein für Verbrennungen spezialisiertes Spital.

Notfallmassnahmen (Erste Hilfe)

Regel Nummer 1: Der Helfer darf sich selber nicht in Gefahr bringen. Bei Feuer Feuerwehr und Rettungsdienst alarmieren (Tel. 118, Tel. 144)

  • Löschen von Kleiderbränden: Flammen mit Decken oder Tüchern, wenns geht nass, ersticken. Betroffene auf dem Boden hin- und herwälzen und auch mit nassen Tüchern umwickeln oder mit Wasser abspritzen.
  • Feuerlöscher in erster Linie für Gegenstände einsetzen, da nicht alle Geräte für Menschen bestimmt sind. NICHT ins Gesicht spritzen.
  • Eingebrannte Materialien in der Haut belassen, sonst können noch stärkere Gewebsschädigungen entstehen.
  • Betroffene zudecken, damit sie nicht frieren.
  • Nach Rauchgas können Betroffene Halluzinieren: Personen nie allein lassen und in ständigem Kontakt bleiben.
  • Keine Flüssigkeit einflössen.
  • Bewusstsein, Atmung und Puls kontrollieren. ABCD Regel: Atemwege - Beatmung - Circulation/Compression - Defibrillation.
  • Bewusstlose mit ausreichender Eigenatmung in die stabile Seitenlage legen und die Beine hoch lagern. Bei fehlender Atmung in Rückenlage beatmen.
  • Bei Verbrühung Kleidung vorsichtig entfernen, falls für den Patienten erträglich.
  • Wundflächen mit laufwarmem Wasser kühlen und mit sterilen Verbänden abdecken, nicht kleben. Ein gebügeltes Haushalttuch geht auch. Keine Salben, Gels, Öl, Talgpuder auf offene Wunden geben. Nicht mit Eis kühlen

Behandlung leichter Verbrennungen (1.Grades), Verbrennungsfläche unter 10% bei Erwachsenen

  • Mindestens 15 Minuten unter fliessendes, laufwarmes Wasser halten
  • Kein Eis, Eiswasser oder Kältebeutel verwenden
  • Keine Hausmittel wie Öl, Butter oder Puder verwenden
  • Falls vorhanden, feuchten Verbrennungsverband (Hydrogel) auflegen
  • Desinfektion der Hautrötung mit einem Desinfektionsmittel
  • Wund- oder Brandsalbe auftragen
  • Steril abdecken und Verband regelmässig wechseln
  • Schmerzen können mit Schmerzmittel behandelt werden


Akute Komplikationen bei grossflächigen Verbrennungen oder tiefen Verbrennungen sind Infektionen, Flüssigkeitsverlust und die Entwicklung der Verbrennungskrankheit. Diese Komplikationen können lebensgefährlich werden. Bei jedem Brandopfer ist an ein Inhalationstrauma durch Russ zu denken (Husten, Atemnot, Sauerstoffarmut). Solche Patienten müssen mit Sauerstoff versorgt und evtl. sogar künstlich beatmet werden.

Nicht nur der Verbrennungsgrad, auch das Ausmass der Verbrennung sowie bestehende Vorerkrankungen (z.B. Diabetes, Nikotin- oder Alkoholerkrankung, schwere Stoffwechselerkrankungen etc.) bestimmen die Prognose. Bei schweren grossflächigen Verbrennungen erschweren diese Vorerkrankungen - vor allem im höheren Lebensalter - den Heilungsprozess.

Weder der Schweregrad noch die Ausbreitung der Verletzungen sind primär bestimmend für den Leidensdruck des Betroffenen. Selbst wenn nach einer Verbrennung 2. Grades nur 5% des Gesichtes verbrannt sind, wird damit unter Umständen die Lebensqualität drastisch beeinträchtigt. Der Grad der Narbenbildung ist nicht vorauszusehen. Ziehen sich Verbrennungen über Gelenke hinweg kann es zu Bewegungseinschränkungen kommen. Tast- und Gefühlsstörungen können zurückbleiben.

Langwierige Behandlungen und bleibende Schäden nach schweren Verbrennungen führen häufig zu starker psychischer Belastung. Oft wird zusätzlich eine psychologische Begleittherapie notwendig.

Bei mehr als 80% der Brandverletzungen sind die Hände betroffen. Obwohl die Hand lediglich ca. 3% der Gesamtkörperoberfläche einnimmt, werden Handverbrennungen von der "American Burn Association" (ABA) als sehr schwere Verletzungen eingestuft, da selbst kleinste Verbrennungen die Funktion der Hand stark einschränken können.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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