Bei der Adipositas geht es nicht nur um ein paar Kilos zu viel auf der Hüfte, Bauch oder Oberschenkeln. Adipositas ist eine Krankheit und bedeutet "krankhafte Fettleibigkeit oder Fettsucht" mit starkem Übergewicht und kann das Leben um 10 Jahre verkürzen. Adipositas betrifft alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen.
Adipositas führt zur Belastung der Psyche und des Körpers, mit verschiedenen, zum Teil gefährlichen Folgen für die Gesundheit. Resignation, depressive Verstimmungen, Herz- und Kreislauferkrankungen und Diabetes gehen häufig mit starker Adipositas einher. Aber es gibt Chancen für Betroffene: Laut aktuellem Stand der Wissenschaft ist ein operativer Eingriff die beste Methode bei krankhafter Fettleibigkeit, eine Befreiung aus der Resignation und eine drastische Reduktion der Gesundheitsrisiken zu erreichen. Bei bestehenden, massiven Begleiterkrankungen sowie nach zweijährigen erfolglosen Versuchen das Gewicht zu reduzieren, wird ein solcher Eingriff auch von der Krankenkasse übernommen.
Brachten 1980 etwa 850 Millionen Menschen weltweit zu viel auf die Waage, waren es 2013 bereits 2.1 Milliarden Menschen. Bis zum Jahr 2015 werden nach Prognosen 2.3 Milliarden Menschen übergewichtig oder sogar adipös sein. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht aufgrund dieser rasanten Zunahme von einer globalen Gesundheitsepidemie. Auch die Schweizer sind zu dick: Rund 2.5 Millionen Schweizer sind übergewichtig und rund 8% leiden an Adipositas.
Was ist Adipositas?
Adipositas ist gleichbedeutend mit starkem Übergewicht. Gemäss Definition der WHO leiden Menschen mit einem Body-Mass-Index von über 30 an einer behandlungsbedürftigen Adipositas.
Der Body-Mass-Index (BMI) berechnet sich aus der Körpergrösse und dem Gewicht. Die errechnete Formel gilt heute als Standard zur Anzeige, ob man von Übergewicht oder von schwerem Übergewicht (Adipositas, Fettleibigkeit, Fettsucht) sprechen muss.
Die heutigen geltenden Gewichtsnormen:
Die BMI-Werte gelten nur für Erwachsene.
- Normalgewicht: BMI zwischen 19 und 24 kg/m² für Frauen bzw. 20 und 24 kg/m² für Männer
- Übergewicht: BMI zwischen 25 und 30 kg/m²
- Fettleibigkeit (Adipositas): BMI von mehr als 30 kg/m²
Wie entsteht Adipositas?
Adipositas ist eine Krankheit, die leider immer häufiger auch Kinder und Jugendliche betrifft. Am Anfang der Adipositas steht meist eine zu hohe Energiezufuhr über die Ernährung einem geringeren Energieverbrauch gegenüber. Überschüssige Energie wird danach statt in Muskelmasse in Fett umgewandelt. Bei Betroffenen mit einer bestimmten Stoffwechselveranlagung wird dies oft noch zusätzlich begünstigt.
Körperliche und seelische Folgen der Fettsucht
Menschen mit Adipositas sind gleich mehrfach gestraft: Einerseits leiden sie unter den körperlichen Folgen und Begleiterkrankungen der Fettsucht. Andererseits beeinflussen die meist häufig erfolglosen Versuche zur Gewichtsabnahme die seelische Befindlichkeit. Die Folgen reichen von Mangel an Selbstwertgefühl, Depressionen, Isolation, Resignation bis hin zu Suizidgedanken.
Viele Fettleibige leiden besonders unter den psychosozialen Auswirkungen ihres Aussehens, wie Ausgrenzungen oder einer allgemein ablehnenden Haltung ihnen gegenüber, zum Beispiel auf der Suche nach einem neuen Job, nach neuen Freunden oder auch nur nach neuen Kleidern. Dies trifft Betroffene besonders hart und schränkt die Lebensqualität zusätzlich ein.
Die körperlichen Folgen der Fettsucht sind in der Regel nicht von einem Tag auf den anderen spürbar. Mit den Jahren, meist verbunden mit dem JoJo–Effekt bei Abnehmversuchen (Gewicht rauf, runter, rauf), zeigen sich die körperlichen Folgen der Adipositas. Und: Adipositas kann das Leben um bis zu 10 Jahre verkürzen, das ist wissenschaftlich belegt.
Begleiterkrankungen
Am häufigsten verursacht Adipositas Gefässerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und Störungen im Hormonhaushalt.
Gefässerkrankungen, wie Atherosklerose (Gefässverkalkung), verbunden mit erhöhtem Cholesterin (Hypercholesterinämie), sind der Beginn von gefährlichen Herzkreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall – alles Krankheiten, die tödlich enden können. Insbesondere das Bauchfett erhöht das Gesundheitsrisiko enorm.
Auch der Zuckerstoffwechsel wird durch Fettsucht gestört. In der Folge erhöhen sich die Blutzuckerwerte und es kann eine behandlungsbedürftige Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) entstehen, die ebenfalls als Herzrisikofaktor angesehen werden muss. Nebst dem Alkoholismus ist auch schweres Übergewicht eine häufige Ursache für die Fettleber oder für eine Fettleberentzündung.
Hohes Köpergewicht belastet mit den Jahren den gesamten Bewegungsapparat. Insbesondere die Kniegelenke und die Wirbelsäule werden durch zu viele Kilos stark belastet. In der Folge können degenerative und entzündliche Gelenk- und Rückenerkrankungen (z.B. Kniegelenkarthrose, Bandscheibenschädigungen) entstehen.
Immer häufiger zeigen Studien, dass starkes Übergewicht verschiedene Krebserkrankungen wie Brustkrebs, Gebärmutterkrebs, Gallenblasenkrebs, Darmkrebs und Nierenkrebs begünstigen kann. Adipositas beeinflusst auch den Hormonhaushalt, weshalb nicht wenige Schwergewichtige unter Unfruchtbarkeit leiden. Übermässiges Schwitzen sowie Atembeschwerden gehören zu den häufigen Klagen von adipösen Menschen. Starkes Schnarchen mit Atempausen (Schlafapnoe) stellt ein weiteres häufiges Gesundheitsproblem dar. Bei adipösen Schwangeren erhöht sich das Komplikationsrisiko ebenfalls.
Adipositas – was tun?
Genügt es, den Lebensstil radikal anzupassen (gesunde Ernährung und mehr Bewegung), um der krankhaften Fettleibigkeit zu Leibe zur rücken?
Das mag ausreichen, wenn nur einige Kilos runter sollen. Um mehr Gewicht zu verlieren, greifen viele Betroffene zunächst zu Diäten. Diätvorschläge und Schlankheitsmittel gibt es wie Sand am Meer. Aber Vorsicht: Die Gefahr, des sogenannten JoJo-Effektes ist bei Diäten besonders gross. Denn: Dem Körper werden während der Diät kleinere Portionen und insgesamt weniger Kalorien zugeführt. Damit schaltet er in den Hungermodus und lernt, mit weniger Essen auszukommen – die Pfunde purzeln. Nimmt man nachher wieder die alten Ernährungsweise auf, freut sich der Körper über das Ende der ''Hungersnot'' und nimmt was er bekommt, und zwar schnell. Das verlorene Gewicht geht wieder rauf, manchmal sogar höher als zuvor. Ein Teufelskreis, der zur Depression und Resignation führt, hat begonnen.
Bei Adipositas — also einem BMI über 30 — weiss man heute, dass weder Diäten, noch Sportprogramme auf Dauer helfen, das Normal- oder Wunschgewicht zu erreichen und zu halten. Statistiken zeigen, dass dies nur ganz wenigen Fettsüchtigen allein mit purer Willenskraft, mehr Bewegung und gesundem Essen gelingt. Spätestens nach ein paar Monaten stellt bei den meisten Fällen der JoJo-Effekt ein und das Gewicht erhöht sich wieder.
Adipositas – wann zum Arzt, wie behandeln?
Die medizinische Behandlung bei Fettsucht stützt sich heute auf zwei Säulen: nichtoperativ (konservativ) und operativ.
Ein BMI unter 35 wird nach wie vor konservativ behandelt. Hier stehen Ernährungsberatung, ein Sportprogramm und gegebenenfalls medikamentöse sowie psychotherapeutische Massnahmen im Vordergrund. In einigen Fällen kann ein Magenballon diese Massnahmen unterstützen.
Ein BMI über 35 gilt als schwere Fettsucht oder Fettleibigkeit. Eine sogenannte bariatrische chirurgische Behandlung wird Menschen ab einem BMI von 35 empfohlen. Meist haben diese Betroffenen zahlreiche erfolglose Diätversuche hinter sich und leiden an Begleit- oder Folgeerkrankungen der Adipositas.
Zu den bariatrischen Behandlungsmethoden bei Fettsucht gehören: Magenverkleinerung (Schlauchmagen), Magenband oder Magenbypass-Operation. Das gemeinsame Ziel all dieser Operationen ist die Unterbindung der zu grossen Nahrungsaufnahme, respektive ein schnelleres Sättigungsgefühl herbeizuführen.
Doch mit der Operation alleine ist es nicht getan! Gleichzeitig muss der Betroffene mit Unterstützung von Ernährungs- und Bewegungsexperten definitiv seine Ernährung umstellen und regelmässige körperliche Aktivitäten in seinen Alltag einbauen. Hier kommen auch moderne Methoden wie das DNA-basierte Ernährungs- und Trainingsprogramm, das die individuelle genetische Veranlagung berücksichtigt, zum Einsatz.
Nach erfolgreichem Gewichtsverlust – bei sehr stark Übergewichtigen von bis zu 150 Kilogramm weniger – hilft die plastische Chirurgie, überschüssiges Gewebe (sogenannte Hautschürzen, die sich als Folge der Fettleibigkeit gebildet hatten) abzutragen.
Nebst den sorgfältigen medizinischen Abklärungen vor der Operation, lassen heutige moderne Adipositas-Behandlungszentren ihre Patienten auch nach der konservativen oder chirurgischen Behandlung nicht allein. Zusätzlich zu den Nachkontrollen, werden die Betroffenen während mehreren Wochen in ein spezielles Ernährungs- und Trainingsprogramm eingeführt und begleitet. Danach erfolgt alle paar Jahre eine Nachuntersuchung.
Adipositas, schweres Übergewicht — Informationsübersicht
Auf den folgenden Seiten, erfahren Sie mehr und detailliert über die verschiedenen Begleit- und Folgeerkrankungen der unbehandelten Adipositas. Ausserdem stellen wir Ihnen die verschiedenen chirurgischen (Magenverkleinerung, Magenballon, Magenband, Magenbypass) und nicht-chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten vor und informieren Sie über neuste Studiendaten bei der Adipositastherapie sowie darüber, welche Behandlungen wann von der Krankenkasse übernommen werden.