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Erektionsprobleme betreffen Mann und Frau
Erektionsprobleme betreffen Mann und Frau

Männer mit Erektionsproblemen können keine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion erlangen oder aufrecht erhalten. Tritt dies wiederholt auf, spricht der Arzt  von einer Erektilen Dysfunktion (ED). Die Diagnose ED wird gestellt, wenn regelmässig auftretende Erektionsprobleme vorliegen.  

Untersuchungen in verschiedenen Ländern zeigten: Erektionsprobleme sind viel weiter verbreitet als allgemein angenommen wird. Die Häufigkeit der ED ist sehr stark altersabhängig. In einer grossen Studie mit 28'000 Männern trat bei 7% der 20-29-Jährigen, bei 48% der 50-59-Jährigen und bei 64% der 70-79-Jährigen eine ED auf.

In der Schweiz gibt es schätzungsweise 300'000 Männer, die von Erektionsproblemen betroffen sind.

Erektionsprobleme: Verschiedene Ursachen
Erektionsprobleme: Verschiedene Ursachen

Noch vor wenigen Jahren galten psychische Umstände als Hauptursache für eine ED. Inzwischen weiss man, dass dies nicht zutrifft. Am häufigsten besteht eine Kombination verschiedener Probleme, z.B. psychosoziale Belastung, Hypertonie, Übergewicht, eventuell Diabetes oder Dyslipidämie. Diese Konstellation führt oft zu einer ED (ca. 80%).

Die organischen Ursachen (Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, hohe Blutfettwerte) führen zu einer Veränderung der Gefässwände, dadurch entsteht eine Vorstufe der Arteriosklerose oder eine Arteriosklerose der Penisarterien.

Andere mögliche organische Ursachen sind chirurgische Eingriffe im Becken bereich, sowie neurologische Erkrankungen, Medikamente und Hormonstörungen.

Verschlusskrankheiten der Gefässe wird oft mit ED assoziiert!

Arteriosklerotische  Gefässverengungen sind für eine unzureichende Füllung des Schwellkörpers des Penis verantwortlich. Risikofaktoren sind unter anderem erhöhte Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Diabetes mellitus sowie Rauchen. Diese Veränderungen an den Blutgefässen können neben der ED auch für Herzinfarkt (koronare Herzkrankheit) oder Hirnschlag verantwortlich sein.

Diabetes kann ED auslösen schon nach wenigen Jahren

Unter Diabetespatienten ist die Erektile Dysfunktion weit verbreitet. Die Zahlen zur ED-Häufigkeit bei Typ-2-Diabetes liegen je nach Studie altersabhängig zwischen 30 und etwa 70 Prozent. In rund der Hälfte der Fälle entwickelt sich die Erektionsstörung innerhalb von zehn Jahren nach Auftreten der Diabeteserkrankung. Bei zwölf Prozent der Betroffenen ist die Erektile Dysfunktion sogar das erste Symptom des Diabetes.

Erektionsstörungen durch Operationen im kleinen Becken

Operative Eingriffe im Becken können zur ED führen, wenn dabei die Nervenbahnen oder die Blutversorgung des Penis geschädigt wurde. An erster Stelle zu nennen sind die Prostatektomie bei Patienten mit Prostatatumoren.

Einige Medikamente können Erektionsprobleme verursachen

Rund ein Viertel aller Fälle von Erektionsproblemen werden durch Medikamente ausgelöst, mit denen andere Gesundheitsprobleme behandelt werden etwa Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder Depressionen. In diesen Fällen kann die Schwere der ED eventuell durch die Verwendung eines anderen Medikamentes verringert werden.

Neurologische Ursachen der Erektilen Dysfunktion

Auch nervenbedingte Ursachen spielen bei der ED eine wichtige Rolle, am häufigsten bei Diabetikern, die in der Folge ihres Leidens Nervenschäden ausbilden. Auch andere Nervschädigungen im Beckenbereich (z.B. durch exzessives Radfahren) können eine ED auslösen.

Querschnittsverletzungen des Rückenmarks führen sehr häufig zu Erektionsstörungen.

Neben diesen peripher nervalen Ursachen einer ED gibt es auch zentralnervöse Erkrankungen, die zu Erektionsstörungen führen können. Dazu zählt zum Beispiel die Multiple Sklerose.

Verletzungen als weitere mögliche Ursache 

Zu den weiteren möglichen Ursachen für eine Erektile Dysfunktion zählen Verletzungen des Penis, ein Beckenringbruch sowie stumpfe Traumata im Dammbereich. Weiterhin sind chronische Infektionskrankheiten sowie Strahlenbehandlungen im Bereich des kleinen Beckens zu nennen.

Mit zunehmendem Alter stellen viele Männer fest, dass es länger dauert, bis sie eine Erektion bekommen. Und/oder dass die Erektion nicht so hart ist wie früher. Oder dass sie länger benötigen, um zum Orgasmus zu kommen. Das alles ist normal und sollte nicht mit Erektionsproblemen verwechselt werden. Erektionsprobleme sind keine unausweichliche Folgen des Alterns.

Viele Männer haben gelegentliche Erektionsprobleme. In der Regel sind diese aber nur vorübergehend, ohne dass es zu einem chronischen Leiden kommt. Wird die Häufigkeit erektiler Funktionsstörungen immer häufiger, muss eine ED in Betracht gezogen werden.

Erektionsprobleme können in unterschiedlichem Ausmass auftreten. Das Erektionsvermögen wird wie folgt eingeteilt:

  • Keine ED: Die Fähigkeit, eine Erektion zu erlangen und aufrechtzuerhalten, ist nicht beeinträchtigt.
  • Leichte ED: Die Fähigkeit, eine Erektion zu erlangen und aufrechtzuerhalten, ist leicht beeinträchtigt. Betroffene Männer haben in der Regel meistens eine sexuelle Befriedigung.
  • Mittelschwere ED: Die Fähigkeit, eine Erektion zu erlangen und aufrechtzuerhalten, ist teilweise beeinträchtigt. Betroffene Männer haben in der Regel nur selten sexuelle Befriedigung. Die Mehrheit der Männer mit Erektionsproblemen leidet unter dieser mittleren ED.
  • Starke/schwere ED: Die Fähigkeit, eine Erektion zu erlangen und aufrechtzuerhalten, ist stark beeinträchtigt. Männer haben in solchen Fällen keine oder nur sehr selten sexuelle Befriedigung.

Verschiedene Ursachen können das komplexe Zusammenspiel mentaler und gefässspezifischer Mechanismen stören und so eine ED auslösen. In rund 70% der Fälle steht eine Beeinträchtigung der Gefässfunktion im Vordergrund.

Zur Diagnose der erektilen Dysfunktion werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:

  • Sexualanamnese
  • Untersuchung der Prostata und der Hoden
  • Blutdruckmessung
  • Blutuntersuchungen mit Messung von Blutzucker, Cholesterin und Geschlechtshormonen
  • Ultraschalluntersuchung des Penis



Erektionsprobleme: Medikamente und psychologische Beratung
Erektionsprobleme: Medikamente und psychologische Beratung

Je nach Ursache der Erektionsprobleme stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Medikamentös
  • Chirurgisch
  • Mechanisch
  • Psychologisch

Medikamentös

Grundsätzlich können drei Wirkprinzipien unterschieden werden:

  • Oral eingenommene Medikamente, die im Penis wirken (PDE-5-Hemmer)
  • Oral eingenommene Medikamente, die im Gehirn wirken (Apomorphin und Yohimbin), beide in der Schweiz nicht im Handel.
  • Medikamente, die direkt am Penis angewendet werden.
PDE-5-Hemmer

Beim Vorliegen einer erektilen Dysfunktion ist die Konzentration des für die Erektion zuständigen Botenstoffes im Penis nicht ausreichend. PDE-5 ist ein Enzym in den Gefässwänden des Penis, welches diesen Botenstoff abbaut.

Durch die Hemmung des PDE-5 Enzyms wird der Abbau vermindert, die Konzentration steigt an - die Erektion entsteht. Wichtig ist: Diese Medikamente wirken ausschliesslich bei sexueller Stimulation.

PDE-5-Hemmer sind heute die weltweit populärste Behandlung bei Erektionsproblemen geworden. Ihre Anwendung ist einfach und praktisch: Man nimmt sie im Allgemeinen kurz vor dem Geschlechtsverkehr ein. Diese Eigenschaften machen PDE-5-Hemmer zum Teil zu einer sehr spontanen und natürlichen Behandlungsmethode.

Andere orale Medikamente

Ein weiteres Medikament als Behandlungsoption heisst "Apomorphin". Es ist als Tablette verfügbar, die sich unter der Zunge auflöst. Anders als PDE-5-Hemmer wirkt Apomorphin auf einen Teil des Gehirns, der den sexuellen Trieb kontrolliert. Apomorphin ist allerdings in der Schweiz inzwischen nicht mehr erhältlich.

Lokal angewandte Medikamente

Diese Medikamente werden entweder direkt in den Penis gespritzt oder werden in die Harnröhre eingebracht, von wo sie resorbiert werden. Die Substanzen verteilen sich im Schwellkörpergewebe und bewirken dort eine Erschlaffung der glatten Muskulatur. Diese führen über einen vermehrten Bluteintritt nach etwa fünf bis zehn Minuten zur Erektion. Diese Therapieformen eignen sich für Patienten, bei denen eine orale Pharmakotherapie kontraindiziert ist oder nicht ausreichend wirkt.

Sprechen Sie bei Therapiewunsch mit Ihrem Arzt. Er kennt Ihre Krankengeschichte und wird gemeinsam mit Ihnen entscheiden können, welche dieser Methoden die für Sie richtige ist.

Chirurgisch

Dies umfasst folgende Methoden:

  • Verbesserung der arteriellen Durchblutung im Penis, dabei wird der venöse Abfluss vermindert.
  • Chirurgische Implantate. Hierbei handelt es sich um zylindrische Silikonimplantate, die entweder massiv sind oder aufgebläht werden, um eine Erektion zu erzeugen. Die zweite Form besteht aus einem Drei-Komponenten-System mit Flüssigkeitsreservoir im Bauchraum, Pumpe im Hodensack und künstlichen Schwellkörpern.

Seit der Einführung neuerer Medikamente für die Behandlung der erektilen Dysfunktion werden chirurgische Methoden immer seltener angewendet. Dieser Schritt soll auch reichlich überlegt werden, da Strukturen des Penis irreversibel zerstört werden.

Mechanisch

Vakuumgeräte

Bei dieser Methode wird eine Vakuumröhre vor dem Penis angebracht, um durch Saugen eine Erektion auszulösen. Zugleich hilft ein Ring, der um den Penisansatz gelegt wird, die Erektion aufrechtzuerhalten. Vakuumgeräte sind im Allgemeinen sicher in der Anwendung. Dennoch sollten sie nicht länger als während 30 Minuten verwendet werden der Penis könnte kalt werden und schmerzen.

Psychologisch

Beratung und/oder Psychotherapie. Sie (und Ihre Partnerin, Partner) sprechen mit einem Psychiater, einem Psychologen oder einem anderen Berater für psychische Probleme. Dabei sollten Sie über die Probleme reden sexuelle oder sonstige, die möglicherweise Einfluss auf Ihre Fähigkeit haben, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt; er wird Ihnen einen ausgebildeten Sexualberater oder Therapeuten empfehlen.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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