Nebenschilddrüsenunterfunktion (Hypoparathyreoidismus)
Ein Hypoparathyreoidismus ist eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse (Parathyreoidea) bei der zu wenig Nebenschilddrüsenhormone (Parathormon) produziert werden. Die Folge ist ein Kalziummangel im Körper, da das Parathormon den Kalziumspiegel im Körper reguliert.
Die Nebenschilddrüse besteht aus vier linsengrossen Drüsen, die paarweise am oberen und untern Pol der Schilddrüse liegen.
Fast immer ist eine Operation an der Schilddrüse die Ursache, bei der die Nebenschilddrüse ''versehentlich'' mitentfernt wurde. Grundsätzlich wird immer versucht, die Nebenschilddrüse bei einer Operation an der Schilddrüse zu erhalten. Aufgrund der räumlichen Nähe zur Schilddrüse, ist dies jedoch nicht immer möglich.
Andere Ursachen:
- Bestrahlungen am Hals
- Autoimmunerkrankung, bei der sich die körpereigene Abwehr gegen die Nebenschilddrüse richten und diese zerstören
- Starker Magnesiummangel über lange Zeit
Beschwerden, die auf eine Nebenschilddrüsenunterfunktion hindeuten können, sind unter anderem:
- Muskelkrämpfe (Tetanie) im Gesicht, Armen oder Beinen, die durch den erniedrigten Kalziumspiegel im Blut verursacht werden. Diese können wenige Minuten bis hin zu Stunden andauern.
- Auch die Muskeln anderer Organe wie Lunge, Darm oder Harnblase können betroffen sei und durch die Verkrampfung zu Beschwerden wie Atemnot, Durchfall oder Harndrang führen.
- Vorzeichen für Tetanien: Gefühlsstörungen in den Händen oder Mundregion; auch Angst, Reizbarkeit und Unruhe können Vorzeichen sein. Das Bewusstsein ist während einer Tetanie im Gegensatz zum epileptischen Anfall nicht beeinträchtigt.
Während einer Tetanie zeigen die Betroffenen durch die Muskelverkrampfungen oft ein typisches Erscheinungsbild: Pfötchenstellung, Spitzfussstellung und Fischmaulstellung.
Andere Anzeichen eines Kalziummangels können sein: Haarausfall, Grauer Star der Augenlinse (Katrarakt) oder trockene Haut.
Zur Diagnose einer Nebenschilddrüsenunterfunktion werden verschiedenen Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:
- Krankengeschichte unter Einbezug der Symptome (Beschwerden)
- Kalziumspiegel im Blut
- Bestimmung des Parathormonspiegels im Blut
Körperliche Untersuchung
Mit einfachen ärztlichen Untersuchungen kann die Neigung zur Tetanie erkannt werden:
- Chvostek-Zeichen: durch Beklopfen des Gesichtsnervs vor dem Ohr können bei einer Neigung zur Tetanie Zuckungen der Gesichtsmuskulatur ausgelöst werden.
- Trousseau-Zeichen: durch eine Stauung am Oberarm, z.B. mit einer Blutdruckmanschette, kann bei einer Neigung zur Tetanie eine Pfötchenstellung der Hand provoziert werden.
Weitere Abklärungen
- Augenärztliche Untersuchung (Grauer Star)
- Evtl. Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRI) des Schädels zum Ausschluss anderer Erkrankungen, die zu Krampfanfällen führen können.
Die Behandlung der Nebenschilddrüsenunterfunktion besteht in der Normalisierung des Kalziumspiegels.
Medikamente
- Vitamin D- und Kalzium - Präparate
- Während einer Tetanie kann die intravenöse Gabe von Kalzium den Anfall beenden.
Regelmässige Kontrollen des Kalziumspiegels sind notwendig.
Komplikationen entstehen durch schlecht behandelten Kalziumspiegel . Es können weiterhin Tetanien auftreten oder es kann sich ein Grauer Star (Katarakt) der Augenlinse bilden.