Alkohol und seine Wirkung auf die Gesundheit
In geringen Mengen (0.2 Liter Bier, 0.1 Liter Wein) wirkt er anregend, bei höherer Dosierung dämpfend auf das Zentralnervensystem. Diese Beruhigung entspricht aber nicht zwangsläufig dem, was der Trinkende stimmungsmässig bei sich feststellt.
Alkohol macht nicht direkt lustig, sondern wirkt erst über den Umweg des Abbaus von Hemmungen stimmungsverbessernd.
Alkohol - ab wann ist Alkohol gesundheitsschädigend?
Alkohol ist ein schädliches Zellgift
Zerstörerische Auswirkungen treten wahrscheinlich ab einer täglichen Menge von ca. 40 g reinem Alkohol auf, das entspricht 0.8 Liter Bier bzw. 0.4 Liter Wein. Bei grösseren Mengen kommt es zu einem Anstieg der Nebennierenhormone (u.a. Cortison), so dass Alkohol zwar die Seele beruhigt, aber im Organismus eine Stressreaktion bewirkt.
40 bis 60 Gramm Alkohol täglich bewirken beim Mann schon eine deutliche Leberschädigung, bei der Frau reichen bereits 20 Gramm täglich. Bei täglich 70 Gramm kommt es beim Mann zu einer Verdoppelung, bei der Frau sogar zu einer Verhundertfachung der Leberzirrhose-Häufigkeit!
Bis heute ist die Wirkungsweise des Alkohols auf das Gehirn noch nicht restlos erforscht. Man weiss jedoch, dass Alkohol, wie Medikamente mit Suchtpotential und Drogen, in das komplizierte Gleichgewicht der Neurotransmitter (hemmende und aktivierende Botenstoffe) im "Belohnungszentrum" des Gehirns eingreift.
Der Teufelskreis
Dabei tritt eine sofortige, deutlich ausgeprägte angenehme Wirkung ein, die aber nur von kurzer Dauer ist, nämlich nur solange wie der Blutalkoholspiegel im Körper ansteigt. Danach setzt langsam und gering ausgeprägt, eine lang anhaltende unangenehme Wirkung ein, weil durch den Abbau in der Leber der Alkoholspiegel wieder zu sinken beginnt.
Durch erneute Zufuhr einer Menge Alkohol kann diese Wirkung wieder in eine angenehme umgekehrt werden und unter Umständen zu einem schlimmen "Teufelskreis" führen, da diese "Erfahrung" eine starke Versuchung darstellt, immer wieder erneut von diesem Suchtmittel zu nehmen. Das führt dann schliesslich zu den bekannten Entzugserscheinungen wie Zittern, Schwitzen, Erbrechen und Kreislaufstörungen.
Grundstein zur Abhängigkeit
Eine leichte Entzugserscheinung ist der "Kater", der je nach Situation mit Kopfschmerzen, Unlust, Unruhe, Gereiztheit, Verstimmung und Deprimiertsein einhergeht. Ursache dafür ist ein Abbauprodukt des Alkohols, das äusserst giftige Acetaldehyd.
Wie schädigt Alkohol die Gesundheit
In genügend hoher Konzentration schädigt Alkohol jede Körperzelle, weil er den Zellen Wasser entzieht. Es kann hier nur auf die gravierendsten Schäden eingegangen werden.
Gehirn
Bei jedem Rausch sterben Gehirnzellen ab. Bei ständigem Konsum kommt es zu einer allmählichen Schrumpfung des Gehirns (Atrophie). Dies bleibt lange Zeit ohne Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit, da wir ca. 100 Milliarden Hirnzellen haben. Die Aufgaben der abgestorbenen Zellen werden von "Reservezellen" übernommen, die diese Aufgaben jedoch erst "lernen" müssen. Der Vorrat an Reservezellen wird durch Alkoholtrinken systematisch verringert. Hirnschäden durch Alkohol sind die häufigsten und bedeutendsten, sie sind viel ernster zu nehmen als z.B. Leberschäden.
Mundschleimhaut/Kehlkopf
Schon 1 Liter Bier pro Tag erhöht das Risiko für Krebs der Mundschleimhaut, des Kehlkopfes und der Speiseröhre, insbesondere in Verbindung mit Rauchen.
Herz/Kreislauf
Entgegen weitläufiger Meinung, Alkohol reduziere das Infarkt-Risiko, erhöhen schon geringe Mengen Alkohol täglich den Blutdruck. Bei vielen Bluthochdruckpatienten ist Alkohol die wesentliche oder sogar einzige Ursache. Erhöhter Blutdruck ist wieder Risikofaktor für Schlaganfälle. Ausserdem erhöht Alkohol die Blutfette (sog. Triglyzeride) und führt wegen des hohen Kaloriengehaltes zu Übergewicht. Damit sind Herz/Kreislaufkomplikationen geradezu vorprogrammiert.
Magen
Besonders bei regelmässig Trinkenden und bei Alkoholabhängigen besteht fast immer eine Magenschleimhautentzündung (Magenschmerzen, vermehrte Übelkeit). durch kleinere Blutungen kann es zu "kaffeesatzartigem" Erbrechen und auch Erbrechen von hellem Blut bei Entzündungen im oberen Magenbereich kommen. Magengeschwüre sind nicht selten durch die Wechselwirkung Alkohol-Stress-Alkohol. Schmerzmittel wie "Aspirin" oder "Alka Seltzer" erhöhen das Risiko noch zusätzlich.
Bauchspeicheldrüse
Leber
Die Leber ist das chemische Labor unseres Körpers. Sie muss Giftstoffe und sog. "harnpflichtige Stoffe" umwandeln und abbauen. Wird ihre Leistungskapazität ständig überschritten verlaufen die Schäden über folgende drei Stadien:
1. FettleberFett als Abbauprodukt des Alkohols kann nicht mehr vollständig abtransportiert werden und wird zwischen den Leberzellen eingebaut. Das Volumen der Leber kann sich verdoppeln. Da die Leber keine Schmerzzellen hat, bleibt dies oft unbemerkt, kann aber an den erhöhten Gamma-GT-Werten erkannt werden (normal ggt 8-28, erhöht über 30 bis über 100-200), der Arzt kann die Vergrösserung ertasten. Bei Abstinenz bildet sich die Fettleber vollständig zurück.
2. LeberentzündungEs besteht eine grosse Bandbreite von relativer Beschwerdelosigkeit über Gelbsucht (Hepatitis) bis zum lebensbedrohlichen Leberversagen durch das giftige Abbau-Zwischenprodukt Acetaldehyd. Leberzellen sterben ab und werden nicht wieder ersetzt. Anstieg mehrerer Leberwerte (sog. Transaminasen). Bei Abstinenz Stillstand, jedoch keine vollständige Heilung.
Krankheitsbild Leberentzündung >>
3. Leberzirrhose
Durch Weitertrinken entwickelt sich aus einer Leberentzündung eien Leberzirrhose. Massives Absterben von Leberzellen und Ersatz durch hartes Narbengewebe, Leberschrumpfung. Weitere Folgen: Krampfader-Bildung in der Speiseröhre (Blutsturz beim Aufplatzen), Wasserstau, dadurch Entwicklung eines "Wasserbauches", Selbstvergiftung des Körpers durch Ammoniak im Blut, qualvoller Tod. Einzige Überlebenschance: Strikte Abstinenz! (ca. 18'000 Tote jährlich durch Zirrhose!)
Krankeitsbild Leberzirrhose >>
Nerven
Als Zellgift schädigt Alkohol direkt das Nervenmark. Durch den bei Abhängigen häufigen Vitamin-B-Mangel kommt es ausserdem zu Schädigungen der Nervenscheide. Folge: Polyneuropathie, Schmerzen in den Beinen und Oberarmen, Wadenkrämpfe, Kribbeln oder Ausfall des Hautgefühls, Unsicherheit beim Gehen, Lähmungserscheinungen. Diese Schäden können sich bei Abstinenz erst nach vielen Monaten zurückbilden. Einzige Therapie: Gabe von Vitamin-B-Präparaten.
Weitere Schädigungen
Darmentzündung, Sexualhormone, Lunge, Haut, Knochen und Gelenke.
Folgeschäden
DeliriumBei plötzlichem Absetzen des Alkohols (z.B. nach einem Unfall in der Klinik) kann es nach 2-6 Tagen zu einer dramatischen Fehlschaltung im Gehirn kommen. Das sog. Delirium tremens ist somit eine besonders schwere Form von Entzugserscheinungen. Merkmale: Halluzinationen ("weisse Mäuse", Einbildung von "Stimmen"), Unruhe, d.h. aufgeregt, orientierungslos, "nestelnde Bewegungen", Gefahr von Kreislaufkollaps. Ca. 20% der Delirien verlaufen tödlich.
KrampfanfälleDie Anfälle gleichen denen der Epilepsie. Sie treten ebenfalls häufig bei plötzlichem Entzug (bei 20-30% der Abhängigen) auf, allein oder als Begleiterscheinung des Deliers. Es gibt auch "nasse" Krämpfe während der Trinkphasen. Ist einmal ein Krampfanfall aufgetreten, bleibt die Neigung dazu chronisch. Bei jedem epileptischen Anfall kommt es zu einem Massensterben von Gehirnzellen.
Korsakow-Syndrom
Damit bezeichnet man die schwerste Form der Gehirnschädigung durch Alkohol. Benannt wurde sie nach dem russischen Psychiater Sergei Korsakow, der diesen Zustand erstmals 1854 beschrieb. Durch das Absterben bestimmter Gehirnregionen erleidet der Betroffene einen weitgehenden Gedächtnis- und Orientierungsverlust. Das heisst, für ihn gibt es im Extremfall überhaupt kein "gestern" und kein "morgen" mehr.
Er weiss nicht mehr, wer oder wo er ist, und kann manchmal auch engste Bezugspersonen nicht wiedererkennen. Dieser Zustand ist in der Regel durch Abstinenz kaum noch heilbar. Die meisten Korsakow-Patienten werden für immer auf einer geschlossenen Psychiatriestation untergebracht. Falls ein Alkoholiker nicht rechtzeitig aufhört zu trinken oder vorher stirbt, ist das Korsakow-Syndrom der zwangsläufige Endzustand.