Prostatakrebs: Knochenableger, Knochenmetastasen
Metastasen sind die wichtigste Todesursache von Betroffenen mit Prostatakrebs
Das Risiko für Prostatakrebs-Patienten an Knochenmetastasen zu erkranken ist gross: 20% der Betroffenen haben bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose Metastasen. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium erhöht sich die Zahl auf rund 70%.
Studien haben gezeigt, dass Metastasen die wichtigste Todesursache von Betroffenen mit Prostatakrebs sind. Die frühzeitig eingesetzte Therapie kann den Verlauf der Krankheit deshalb günstig beeinflussen.
- Was ist metastasierter Krebs?
- Wie sieht der normale Knochenstoffwechsel aus?
- Was bewirken die Knochenmetastasen im Knochen?
- Wie stellt der Arzt Knochenmetastasen fest?
- Beschwerden bei Knochenmetastasen
- Knochenmetastasen Behandlung
- Was kann der Patient selbst tun?
Wie entstehen Knochenmetastasen?
Knochenmetastasen sind die Ursache für Veränderungen und Schädigungen des Knochens, zum Teil bis zur Zerstörung.
Im Laufe der Zeit können sich Tumorzellen des primären Brustkrebses ablösen und in das Lymphsystem, oder noch häufiger, in die Blutbahn gelangen. So gelangen die Zellen in andere Körperregionen, wo sie sich ansiedeln und zu wachsen beginnen. Sobald ein primärer Krebs sich in andere Körperregionen ausgebreitet hat, spricht man von einem metastasiertem Krebs.
Einige Krebsarten, insbesondere Brustkrebs und Prostatakrebs, sowie Lungenkrebs und Nierenkrebs, breiten sich bevorzugt in den Knochen aus.
Knochenmetastasen sind die Ursache für Veränderungen und Schädigungen des Knochens, die bis zur Zerstörung des Knochens führen können.
Langsam sinkendes Rückfallrisiko
Erfahrungsgemäss zeigt sich ein Rückfall nach zunächst erfolgreicher Behandlung von Brustkrebs meist innerhalb der ersten fünf Jahre. Danach sinkt das Risiko, es bleibt aber, anders als bei vielen anderen Tumorerkrankungen, weiter vorhanden: Metastasen können auch noch Jahrzehnte später entdeckt werden. Waren Lymphknoten in der Achselhöhle befallen, muss die Patientin mit einem höheren Rückfallrisiko rechnen. Auch die biologischen Eigenschaften der Tumorzellen spielen eine das Risiko bestimmende Rolle, zum Beispiel das Ansprechen auf Hormonentzug oder die Empfindlichkeit für Wachstumssignale.
Wie sieht der normale Knochenstoffwechsel aus?
Im gesunden Knochen herrscht ein Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau.
Obwohl uns der Knochen als sehr kompakt erscheint, ist nur die äussere Knochenschicht eine feste Masse. Sie umgibt den inneren Kern aus Knochenbälkchen.
Sie bilden ein schwammartiges Füllmaterial, das den Knochen äusserst stabil macht, ohne dass er schwer wird. Das Knochenmark ist in den Hohlräumen der grossen Knochen eingelagert.
Normalerweise befindet sich das Knochensystem in einem permanenten, geregelten Umbau. Auf diese Weise kann es sich unterschiedlichen Belastungen und körperlichen Veränderungen anpassen und älteres Knochenmaterial kann durch neues ersetzt werden.
Im gesunden Knochen herrscht ein Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau durch Zellen, die Osteoblasten heissen und Knochenabbau durch Zellen, die Osteoklasten heissen.
Was bewirken die Knochenmetastasen im Knochen?
Bei Prostatakrebs bewirken die Tumorzellen zum einen, erhöhten Knochenaufbau und zum anderen, einen erhöhten Knochenabbau.
Im folgenden Artikel informieren wir über die Wechselwirkung zwischen:
- Erhöhtem Knochenabbau
- Erhöhtem Knochenaufbau
Erhöhter Knochenabbau durch Metastasen bei Brustkrebs
Die Tumorzellen sind nicht in der Lage, den Knochen selbst abzubauen. Sie benutzen dafür die körpereigenen Knochenabbauzellen (Osteoklasten). Dadurch zerstören sie das natürliche Gleichgewicht zwischen Osteoklasten und Osteoblasten. Die Tumorzellen veranlassen, dass die Osteoklasten vermehrt Knochen abbauen, um sich so Platz für ihr Wachstum zu schaffen. Aus dem abgebauten Knochen werden Substanzen freigesetzt, die das Wachstum der Tumorzellen fördern. So entsteht ein Teufelskreis aus Knochenabbau und Wachstum der Tumorzellen.
Läsionen
Es entstehen "Löcher" im Knochen, sogenannte osteolytische Läsionen.
Erhöhter Knochenaufbau durch Metastasen bei Prostatakrebs
Beim Prostatakrebs ist gleichzeitig die Aktivität der knochenaufbauenden Zellen erhöht.
Der Knochenaufbau ist jedoch nicht wie beim gesunden Knochen in Ort und Menge an die abgebauten Stellen gekoppelt.
Beim gesunden Knochen werden die entstandenen Lücken von den knochenaufbauenden Zellen wieder geschlossen.
Bei Knochenmetastasen ist die Aktivität der knochenaufbauenden Zellen örtlich und mengenmässig nicht an den vorherigen Knochenabbau gekoppelt.
Über den Löchern im Knochen entstehen Bereiche mit erhöhter Knochendichte oder "Anbauten", die über die normale Knochenoberfläche hinausgewachsen sind.
Beschwerden bei Knochenmetastasen?
Knochenmetastasen schwächen den Knochen und führen häufig zu Schmerzen und zu eingeschränkter Beweglichkeit.
Knochenmetastasen können aber auch schwere Komplikationen wie Knochenbrüchen oder Spinalkanalkompression (schmerzhafte Quetschung des Rückenmarkkanals) zur Folge haben.
Folgende Skelettschäden oder Beschwerden können auftreten:
- Knochenschmerzen
- Knochenbrüche
- Spinalkanalkompressionen
- Hyperkalzämie
Knochenschmerzen
Die meisten Patienten mit Knochenmetastasen leiden unter ausgeprägten Knochenschmerzen, die in den verschiedensten Körperregionen auftreten können. Die Schmerzen können konstant sein oder kommen und gehen.
Besonders bei neu aufgetretenen Knochenschmerzen ist es daher wichtig, den behandelnden Arzt zu informieren.
Knochenbrüche
Bei Knochenbrüchen, die aufgrund von Knochenmetastasen auftreten, spricht man auch von pathologischen Frakturen.
Diese Frakturen treten nämlich, da der Knochen durch die Metastasen geschwächt ist, bereits nach Ereignissen auf, denen ein gesunder Knochen standhalten würde.
Spinalkompression
Eine solche Quetschung (Spinalkanalkompression) kann Schmerzen und Nervenschädigungen hervorrufen.
Hyperkalzämie
Durch die beschleunigte Auflösung des Knochens kann es zu einer erhöhten Freisetzung von Kalzium führen, bei der das Blut mit Kalzium überschwemmt wird. Von einer Hyperkalzämie können viele Organe betroffen sein und es kann bei schweren Fällen bis zu Herzrhythmusstörungen kommen.
Durch die verbesserten Therapiemöglichkeiten mit Bisphosphonaten ist das Auftreten von Hyperkalzämien jedoch heute sehr selten geworden.
Wie stellt der Arzt Metastasen im Knochen fest?
Je früher Knochenmetastasen entdeckt werden, desto günstiger ist der Verlauf der Prostatakrebserkrankung.
Dem Arzt stehen verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Es sind dies einerseits bildgebende Verfahren und anderseits Labor- und Knochenmarksanalysen.
Die verschiedenen Untersuchungsmethoden sind im Folgenden beschrieben.
Bildgebende Diagnoseverfahren
Röntgen
Die beschädigten Bereiche stellen sich normalerweise als dunkle Flecken auf dem Röntgenfilm dar. Oft sind Knochenmetastasen jedoch nicht auf der Röntgenaufnahme sichtbar, wenn der Krebs nicht ungefähr die Hälfte des Knochengewebes in diesem Bereich zerstört hat.
Aufgrund eines Röntgenbildes ist es jedoch nicht möglich zu beurteilen, wie stark der Knochen in seiner tragenden Funktion und Stabilität beeinträchtigt ist.
Knochenscan (Knochenszintigramm)
Zur Durchführung eines Knochenscans wird dem Patienten eine geringe Menge eines radioaktiven Stoffs (eine viel geringere Menge, als sie bei einer Strahlentherapie verabreicht wird) injiziert. Der markierte Stoff reichert sich für eine kurze Zeit in den Knochenarealen an, die einem erhöhtem Knochenumbau unterliegen. Da Knochenmetastasen beim Prostatakarzinom zu einem erhöhtem Umbau des Knochens führen, kann man mit Hilfe der Knochenszintigraphie Knochenmetastasen diagnostizieren.
Computertomografie (CT-Scan)
Ein Computer fasst dann die Aufnahmen in einem einzigen Bild zusammen um aufzuzeigen, ob sich der Krebs auf den Knochen ausgebreitet hat. Die Computertomografie erweist sich als besonders nützlich zur Visualisierung osteolytischer Metastasen, die in einem Knochenszintigramm möglicherweise nicht erfasst werden.
Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie; MRT)
MRTs verwenden Radiowellen und starke Magneten anstatt Röntgenstrahlen, um Bilder der Knochen und des Gewebes zu liefern. Sie sind besonders zur Aufnahme der Wirbelsäule geeignet.
Laboranalysen
Blutuntersuchungen
Knochenmetastasierung kann dazu führen, dass eine Reihe von Stoffen, die beim Knochenaufbau und -abbau eine Rolle spielen, in höheren Mengen als normal ins Blut freigesetzt werden. Auf diese Stoffe ausgerichtete Blutuntersuchungen können als Hilfsmittel zur Diagnose von Knochenmetastasierung eingesetzt werden.
Die Ärzte können auch die Konzentration dieser chemischen Stoffe im Zeitablauf messen, um die Reaktion des Patienten auf eine Behandlung zu überwachen. Erhöhte Werte dieser Substanzen können neben Metastasierung auch andere Erkrankungen anzeigen.
Knochenmarkaspiration
Nachweis von Krebszellen im Knochenmark
Der Nachweis von Krebszellen allein ist jedoch nicht ausreichend, um bereits von einer Knochenmetastase zu sprechen.
Behandlung bei Knochenmetastasen?
Behandlung von Knochenmetastasen hängt davon ab, wie ausgeprägt die Beschwerden sind und wie weit die Knochenmetastasen fortgeschritten sind.
Die Entscheidung welche Therapie für den einzelnen Patienten in Frage kommt, kann nur der behandelnde Arzt individuell entscheiden.
Es gibt verschiedene Therapiealternativen:
Bisphosphonate
Bisphosphonate legen sich wie eine Schutzschicht über den Knochen. Sie hindern die Osteoklasten daran, den Knochen abzubauen und stabilisieren das Gleichgewicht zwischen Osteoklasten und Osteoblasten.
Strahlentherapie
Hochenergetische Röntgenstrahlen werden benutzt, um die Krebszellen zu zerstören, bzw. das weitere Wachsen zu verhindern. Bestrahlung wird meist eingesetzt, wenn die Skelettkomplikationen sehr schmerzhaft oder besonders ernsthaft sind (z.B. an den Wirbelkörpern).
Chemotherapie
Die schnell wachsende Krebszellen können auch durch Medikamente zerstört werden. Durch eine Chemotherapie ist es möglich Krebszellen im gesamten Körper anzugreifen. Chemotherapeutika werden meist in Kombination eingesetzt.
Antihormonelle Therapie
Bei einigen Patienten reagiert der Krebs auf den Entzug von wachstumsfördernden Hormonen mit einem Wachstumsstillstand. Bei Prostatakrebs wird häufig eine Therapie mit sogenannten Aromataseinhibitoren iniziiert. Diese hemmen einen Schritt in der Östrogenbildung. Dieser Östrogenentzug wirkt sich auch auf den Knochenstoffwechsel durch eine verstärkte Abnahme der Knochendichte aus.
Was kann der Patient selber tun?
Für Krebspatienten ist es besonders wichtig auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Es sollte ausreichend Kalzium und Vitamin D enthalten, da diese Stoffe wichtig für den Knochenaufbau sind.
Es ist empfehlenswert nicht zu rauchen. Auch eine leichte sportliche Betätigung wirkt sich positiv auf die Stabilität der Knochen aus.
Doris Zumbühl
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