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Lippen-, Kiefer- und/oder Gaumenspalten sind angeboren
Lippen-, Kiefer- und/oder Gaumenspalten sind angeboren

Lippen-, Kiefer- und/oder Gaumenspalten sind eine der häufigsten kindlichen Fehlbildungen. Dabei werden während der embryonalen Entwicklung, Teile des Gesichtes nicht vollständig geschlossen. Die Fehlbildungen können einzeln oder in Kombination vorkommen.

Nebst den körperlichen Beschwerden, wie Beeinträchtigungen bei der Ernährung, Atmung, beim Hören und beim Sprechen, belasten die Fehlbildungen der Gesichtsentwicklung das Kind und die Eltern seelisch stark.

Die genauen Ursachen für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten sind nicht geklärt. Diskutiert werden genetische Veranlagungen sowie verschiedene, die Entwicklung des Emryos störende Faktoren.

Buben sind häufiger betroffen als Mädchen. Umgangssprachliche Bezeichnungen sind: Hasenscharte oder Wolfsrachen bei beidseitigem Auftreten.

Ca. 15% von Gesichts-Fehlbildungen kommen gehäuft in der gleichen Familie vor, so dass genetische Ursachen anzunehmen sind.

Andere Einflüsse die für Störungen in der Gesichtsentwicklung verantwortlich gemacht werden:

  • Nikotinkonsum während der Schwangerschaft gilt als häufigster Risikofaktor
  • Alkoholkonsum
  • Sauerstoffmangel
  • Vitaminmangel
  • Überdosierungen der Vitamine A und E
  • Mangelernährung

In den ersten Embryonalwochen entwickelt sich das Gesicht. Wenn in dieser Zeit irgendwelche Einflüsse die normale Entwicklung stören, kann dies zu Spaltbildungen führen.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten: körperliche und psychische Beeinträchtigungen
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten: körperliche und psychische Beeinträchtigungen

Psychische Komponenten

Kinder mit Gesichtsfehlbildungen sind häufig Hänseleien, wenn nicht gar Eckeläusserungen ausgesetzt. Eine kritische Phase ist die Pubertät. In dieser Zeit spielt die Ästhetik beim Teenager eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zusätzlich bedeuten ständige Therapie- und Klinikaufenthalte störende Einschnitte im Alltag und im Sozialleben.

Körperliche Komponenten

  • Nahrungsaufnahme: die offene Verbindung zwischen Mundraum und Nase erschwert das Essen, Trinken und Atmen. Bei der Lippenspalte verhindert das zusätzliche Verschlucken von Luft ein effizientes Trinken. Beim unvollständigen Verschluss des Nasenrachens gelangt beim Trinken Flüssigkeit in die Nase.
  • Hals-Nasen-Ohren-Erkankungen: durch den unvollständigen Verschluss kommt es häufig zu Ohrenentzündungen oder zu Flüssigkeitsansammlungen. Unbehandelt kann auch eine Schwerhörigkeit entstehen, was wiederum die Sprachentwicklung beeinträchtigt. Behindert ist ebenfalls die Nasenatmung.
  • Sprachentwicklung: sie ist vor allem bei der Gaumenspalte erschwert. Der richtig ausgebildete Gaumen ist zusammen mit der Zunge für eine richtige Lautbildung notwendig.
  • Zahnentwicklung: Oftmals ist die Zahnpflege durch Zahnfehlstellungen deutlich erschwert.
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Ultraschalluntersuchung
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Ultraschalluntersuchung

Ab der 18.-20. Schwangerschaftswoche kann - im Rahmen einer Vorgeburts-Diagnostik - mittels Ultraschall eine Lippenspalte erkannt werden. Das genaue Ausmass der Gesichtsfehlbildungen wird allerdings erst nach der Geburt sichtbar.

Der Kinderarzt wird den Säugling nach andern Erkrankungen (z.B. Herz, Nieren, Lungen) genau untersuchen.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Verschiedene Fachspezialisten behandeln
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Verschiedene Fachspezialisten behandeln

Die Behandlung dauert lange und fordert von Kind und Eltern viel Geduld und Ausdauer. Das Ziel der intensiven Behandlung ist ein möglichst optimales Erscheinungsbild sowie die normale Atem-, Sprech- Schluck- und Kaufunktion.

Die Behandlung erfordert ein Höchstmass an Zusammenarbeit zwischen den Eltern und Ärzten verschiedener Fachrichtungen (Kinderarzt, Kiefer- und Gesichtschirurg, Kieferorthopäde, Zahnarzt , Hals-Nasen-Ohrenarzt) sowie Therapeuten (Logopäde, Psychologe, Psychotherapeut).

Naturgegeben  - das Gesicht verändert sich im Verlaufe des Wachstums - ziehen sich die Therapien weit über das Erwachsenenalter hinaus.

Mögliche Therapien

  • Es werden mehrere operative Eingriffe notwendig. Damit der Säugling normal atmen und trinken kann, beginnen die ersten Operationen bereits wenige Tage nach der Geburt.
  • Behandlung von andern Erkrankungen.
  • Spätere Korrekturoperationen
  • Regelmässige Kontrollen des Gehörs
  • Lauten- und Sprachbildung durch den Logopäden
  • Zahnpflege sowie Kieferkorrekturen durch den Zahnarzt, respektive den Kieferorthopäden
  • Psychologische Hilfestellungen für das Kind sowie für die Eltern

Heutige Operations- und Therapieverfahren bringen sehr gute ästhetische und funktionelle Ergebnisse. Die intensive Betreuung erlaubt den meisten Betroffenen ein normales Leben.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten werden heute je nach Ausprägung als Schwerbehinderung anerkannt und medizinische Leistungen werden von der IV entsprechend abgegolten.

Da die Ursachen noch nicht geklärt sind, sind Empfehlungen zur Vorbeugung begrenzt vorhanden.

Während der Schwangerschaft sollte sich die Mutter ausgewogen ernähren - mit viel Obst und Gemüse - und die Risikofaktoren Nikotin, Alkohol möglichst meiden.

Über zusätzliche Vitamingaben kann der Arzt informieren. Neuere Studien ergaben, dass die Zugabe von Folsäure während der Schwangerschaft das Risiko für Gesichtsfehlbildungen senken kann.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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