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Gehirnerschütterung: Störungen der Gehirnfunktionen
Gehirnerschütterung: Störungen der Gehirnfunktionen

Die Gehirnerschütterung gilt als die leichteste Form des Schädel-Hirn-Traumas.

Durch äussere Gewalteinwirkung (Schlag, Unfall etc.) kommt es vorübergehend zu einer Fehlfunktion der Nervenzellen, was kurzfristige Störungen einiger Gehirnfunktionen zur Folge haben kann. Solange durch das Trauma keine Schäden oder Veränderungen am Gehirn feststellbar sind, spricht man von Gehirnerschütterung. 

Eine Gehirnerschütterung ist die Folge eines Schlages auf den Kopf, eines Sturzes oder eines sonstigen Unfalles, wo der Kopf heftig beschleunigt oder gebremst wird. Durch die Beschleunig prallt das Hirn an den Knochen (man spricht von "Coup") und auf der dem Aufprall gegenüberliegenden Seite wirken Reisskräfte (man spricht von "Contrecoup") auf das Gehirn. "Coup" und "Contrecoup" verursachen vorübergehende Störungen an den Nervenzellen oder können auch zu Mikroverletzungen führen, die mit den üblichen Nachweisverfahren nicht erkannt werden.  


Typische Symptome der Gehirnerschütterung sind kurze Bewusstlosigkeit und Kopfschmerzen. Im Verlauf können Gedächtnisstörungen, Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel auftreten. Sobald solche Beschwerden auftreten ist eine Gehirnerschütterung wahrscheinlich und der Schweregrad des Traumas sollte ärztlich abgeklärt werden.

In der Regel verschwinden die Beschwerden innerhalb Stunden oder Tagen. Ein Warnzeichen ist, wenn Symptome wie zunehmende Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, erst Stunden nach dem Schlag auftreten, nachdem zuerst gar keine Beschwerden vorhanden waren.  Dies spricht für eine Blutung.

Manche Patienten leiden in den ersten Wochen nach der Gehirnerschütterung am sogenannten "Postconcussion-Syndrom". Dies ist gekennzeichnet durch Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Lichtempfindlichkeit, Reizbarkeit und leichte Ermüdbarkeit.


Gehirnerschütterung: Röntgenaufnahme des Schädels
Gehirnerschütterung: Röntgenaufnahme des Schädels

Die Diagnose der Gehirnerschütterung kann im Prinzip erst nach einer gründlichen Untersuchung gestellt werden und wenn keine Verletzungen am Gehirn nachgewiesen werden können.

Bei Verdacht auf Gehirnerschütterung können leichte Orientierungsfragen gestellt werden (Geburtsdatum, Wochentag, Adresse etc). Beschwerden oder Bewusstseinsveränderungen, die erst abgeklungen waren und dann erneut auftreten, z.B. Übelkeit, Erbrechen, extrem starke Kopfschmerzen, müssen unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

Zu den Abklärungen gehören:

  • Krankengeschichte (Anamnese) unter Einbezug der Symptome; Zeugen oder Begleiter sollen ebenfalls nach dem Hergang und dem Zustand des Patienten befragt werden
  • Körperliche Untersuchung (vor allem Neurostatus)
  • Röntgenaufnahme des Kopfes zum Ausschluss einer Knochenverletzung am Kopf und eventuell eine Computertomographie bei Verdacht auf Hirnschädigung oder Blutung
Gehirnerschütterung: Strikte Bettruhe und Schonung des Gehirns
Gehirnerschütterung: Strikte Bettruhe und Schonung des Gehirns

Allgemeine Massnahmen

Patienten mit Gehirnerschütterung müssen während ca. 24 Stunden nach dem Ereignis beobachtet werden.

Nach einer Gehirnerschütterung soll sich der Patient schonen (Bettruhe). Fernsehen, Computerarbeit, Kino und Sport sollten vermieden werden.

Medikamente

  • Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen
  • Wirkstoffe gegen Übelkeit

Massnahmen, falls noch andere Körperstellen durch den Unfall oder den Sturz betroffen sind

Bei nahezu jeder akuten Sportverletzung kann nach dem PECH-Schema vorgegangen werden. Schnelles Handeln ist gefragt.

P = Pause - sofortiger Sportunterbruch
E = Eis - Kühlen der verletzten Stelle, sofern es sich nicht um eine offene Wunde handelt. Es muss nicht unbedingt Eis sein, auch kalte Umschläge können helfen
C = Compression - Druckverband wirkt der Schwellung entgegen; Achtung: Nicht zu fest anlegen, damit die Druchblutung der Extremität nicht unterbunden wird
H = Hochlagern - Bei Verletzungen, welche die Extremitäten (Arme, Beine) betreffen, wird der Rückfluss des Blutes und der Schwellflüssigkeit durch Hochlagern erleichtert. Natürlich gilt das nicht für Menschen, die bewusstlos sind und bei denen der Verdacht auf eine Kopf- Schulter- und Rückenverletzung besteht. Im Zweifelsfall Eiswickel machen oder die verletzte Extremität ruhig stellen und ab zum nächsten Arzt oder Spital.

Normalerweise bleibt eine Gehirnerschütterung folgenlos. Anhaltende Kopfschmerzen, Befindlichkeitsstörungen, vermindertes Leistungsvermögen oder depressive Verstimmung deuten auf  ein Postconcussion-Syndrom oder auf ein chronisches posttraumatisches Syndrom hin und müssen abgeklärt werden.
 
In einigen Fällen kann das Beschwerdebild (Schwindel, Sehstörungen, Müdigkeit, Lärmempfindlichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten) über mehrere Wochen andauern.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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