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Schwindel bedeutet ein Drehgefühl oder ein plötzliches Schwanken mit Gangunsicherheit
Schwindel bedeutet ein Drehgefühl oder ein plötzliches Schwanken mit Gangunsicherheit

Unter Schwindel - in der Medizin Vertigo genannt - versteht man das Empfinden eines Drehgefühls oder Schwankens oder das Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit. Häufig kommen andere vegetative Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Schweissausbruch hinzu.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Schwindel: vestibulärer oder nicht vestibulärer Schwindel.

Vestibulärer Schwindel entsteht durch Krankheiten des Gleichgewichtsorgans (Bogengänge im Innenohr). Beispiele: Der gutartige Lagerungsschwindel, Morbus Menière, Entzündungen des Gleichgewichtsnervs, Durchblutungsstörungen oder eine spezielle Form der Migräne - Basilarismigräne genannt.


Schwindel kann in unterschiedlichen Formen auftreten:

  • Drehschwindel : Gefühl, das man sich selbst oder die Umgebung dreht
  • Schwankschwindel : Empfinden, dass die Umgebung schwankt
  • Fallneigung : Gefühl nach vorne oder zur Seite zu kippen
  • Benommenheitsschwindel : Schwindelgefühle, die nur ungenau beschrieben werden können. Dazu gehören: Unsicherheit auf den Beinen ("schummriges Gefühl"), allgemeine Unsicherheit oder Benommenheit, Gang- oder Standunsicherheit, Schwäche, Kraftlosigkeit, Verschwommensehen sowie Schwarzwerden vor den Augen.
  • Gutartiger Lagerungsschwindel : kurze Drehschwindelanfälle, die bei Kopflagewechsel auftreten wie Hinlegen, Kopfwenden, Hoch- und Runterneigen des Kopfes oder Aufstehen aus dem Liegen.

Schwindel kann als anfallsartige und vorrübergehende Schwindelattacke für Sekunden bis Stunden auftreten oder als Dauerschwindel über Tage bis Wochen bestehen.

Ein länger anhaltender Schwindel führt oft zu Übelkeit und Erbrechen. Häufig bestehen bei Schwindel auch Gleichgewichtsstörungen mit Sturzgefahr. Schwindelanfälle sind eine typische Alterserscheinung, können aber in jedem Lebensalter auftreten,

Mögliche Begleitsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Ohrgeräusche (Tinnitus ), Hörminderung , Kopfschmerzen , Fallneigung, Sehstörungen (Verschwommensehen oder Doppeltsehen), Herzklopfen , Herzschmerzen , Atemnot , Konzentrationsstörungen , Blässe , Bewusstseinsstörung, Lähmungen , Gefühlsstörungen Arme oder Beine, Gesichtslähmung, Verwirrtheit , Krampfanfälle, und viele mehr.

Schwindel tritt auf bei Erkrankungen des Innenohrs (Sitz des Gleichgewichtsorgans) oder des Gleichgewichtszentrums im Gehirn. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen im Gehirn, Nervenentzündungen, Stoffwechselstörungen oder psychische Leiden können zu Schwindel führen. Daneben gibt es noch viele andere Gründe, z.B. Schwindel als Nebenwirkung einer Medikamenteneinnahme, nach übermässigem Alkoholkonsum oder im Rahmen einer Reisekrankheit. Nicht immer lässt sich die Ursache eines Schwindels zweifelsfrei finden.

Folgende Erkrankungen/Störungen können Schwindel verursachen:

Bei Menschen mit Schwindel besteht eine erhöhte Sturz- und Verletzungsgefahr, aber auch eine Gefährdung Dritter (z.B. im Strassenverkehr). Daher ist es wichtig, im Schwindelanfall richtig zu reagieren. Folgende Tipps können dabei helfen:

Tipps für den akuten Schwindelanfall :

  • Hinsetzen, hinlegen oder sich gut festhalten (z.B. auch an einer Wand)
  • Mit den Augen einen festen Punkt fixieren, damit zumindest der Sehsinn einen festen Bezugspunkt hat.
  • Ruhig und tief atmen, hektisches Ein- und Ausatmen verstärken den Schwindel

Allgemeine Tipps für Menschen mit Schwindel :

  • Der Gleichgewichtssinn kann durch regelmässige Bewegung (z.B. Tanzen, Ballspiele) und gezielte Gleichgewichtsübungen unter Anleitung trainiert werden (z.B. auf einem Bein stehen oder auf einer gedachten Linie balancieren)
  • Langsames Aufstehen bei Lagerungswechsel, Kopf falls nötig nur langsam drehen
  • Im Badezimmer für ausreichende Haltemöglichkeiten und griffigen Boden sorgen
  • In der Wohnung verletzungsträchtige Gegenstände und Stolperfallen beseitigen
  • Menschen mit niedrigem Blutdruck sollen nur langsam aus dem Sitzen oder Liegen aufstehen
  • Verwendung von Gehhilfen und geeignetes Schuhwerk
  • Fahrtauglichkeit kritisch überprüfen

Ein plötzlich auftretender Schwindel, den man sich nicht erklären kann, sollte immer von einem Arzt abgeklärt werden. Insbesondere bei älteren Menschen kann Schwindel ein Vorbote für einen Schlaganfall sein. Gleiches gilt, wenn der Schwindel über längere Zeit anhält oder sehr ausgeprägt ist oder bei zusätzlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen , Seh- oder Hörstörungen , Benommenheit, Übelkeit oder Erbrechen oder Fallneigung.

Welcher Arzt ist zuständig?

Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zum Symptom Schwindel selbst: seit wann, Art des Schwindels (Dreh- Schwank- oder Benommenheitsschwindel), Dauer des Schwindels (Schwindelanfälle oder Dauerschwindel), Auslösbarkeit bzw. Verstärkung des Schwindels (in Ruhe, beim Gehen, bei Kopfdrehung, beim Husten oder Pressen, in bestimmten Situationen), Fallneigung, etc.
  • Begleitsymptome (siehe oben)
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Unfälle, Operationen
  • Bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen in der Familie
  • Allergien
  • Medikamenteneinnahme
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen), Stress, etc.

Körperliche Untersuchung
Blutdruck und Puls werden gemessen, sowie die Reaktionsfähigkeit der Pupillen, die Augenbeweglichkeit und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule geprüft. Ebenso prüft der Arzt das Gleichgewicht, das Gehör und die Koordination, da Hörfähigkeit und Gleichgewichtssinn vom gleichen Nervenstrang bedient werden. Er wird auch nach einem unwillkürlichen Augenzittern (sogenannter Nystagmus ) fahnden, der im Zusammenhang mit bestimmten Schwindelformen auftritt.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Hörprüfung (Audiometrie) und Gleichgewichtsprüfung
  • Apparative Messung des Nystagmus (Elektronystagmographie, kurz ENG)
  • Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRI)
  • Psychologische/Psychiatrische Abklärungen

Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbildern

Die Therapie bei Schwindel richtet sich immer nach der Ursache, wobei folgende Behandlungsmöglichkeiten in Frage kommen:

Behandlung der Grunderkrankung
Tritt der Schwindel im Rahmen einer körperlichen Erkrankung auf (z.B. Migräne oder Bluthochdruck ), so wird diese Grunderkrankung gezielt behandelt und damit auch der Schwindel behoben.

Medikamentöse Behandlung
Spezielle Medikamente gegen Schwindel - sogenannte Antivertiginosa - können bei akutem und starkem Schwindel helfen. Die Ursache wird damit aber nicht behoben. Je nach Ursache können auch verschiedene andere Medikamente, z.B. entzündungshemmendes Kortison oder Medikamente gegen Krampfanfälle (Antiepileptika ) zum Einsatz kommen.

Physiotherapie : Gleichgewichtsübungen und Lagerungsübungen
Mit speziellen Gleichgewichtsübungen lassen sich leichte Fehlleistungen des Gleichgewichtssystems verbessern. Bei einer speziellen Schwindelform - dem gutartigen Lagerungsschwindel - kann eine einfach durchzuführende Bewegungsabfolge erlernt werden, mit der sich die Schwindelanfälle beheben lassen.

Psychotherapie
Bei psychisch bedingtem Schwindel hilft eine psychotherapeutische Behandlung (z.B. Verhaltenstherapie bei Angst- oder Panikstörungen). Manchmal ist auch hier eine zusätzliche medikamentöse Behandlung notwendig (z.B. Antidepressiva bei Depressionen).

Operation
Ein bösartiger Tumor erfordert eine spezielle Krebstherapie mit Operation, Chemotherapie oder Bestrahlungen.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
  
 
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