Laktoseintoleranz (Lactoseintoleranz, Milchzuckerunverträglichkeit)
Die Milchzuckerunverträglichkeit ist keine Nahrungsmittelallergie und damit nicht zu verwechseln mit einer Kuhmilchallergie.
Bei der Milchzuckerunverträglichkeit kann Milchzucker (Lactose) nicht ausreichend verdaut werden. Der Grund dafür ist ein Mangel an einem Verdauungsenzym (Laktase) im Dünndarm, das den Milchzucker aufspaltet. Der Milchzucker kommt vorwiegend in der Kuhmilch vor. Bei der Kuhmilchallergie besteht eine allergische Reaktion auf das Protein in der Kuhmilch.
Die Lebensmittelindustrie setzt Lactose aber aus technologischen Gründen auch in andern Nahrungsmitteln ein, z.B. in Wurstwaren. Unverdaut gelangt die Lactose bei Betroffenen einer Laktoseintoleranz in den Dickdarm, gärt und verursacht Blähungen, Durchfall und Magenschmerzen.
Epidemiologie der Laktoseintoleranz
Europa
- Skandinavien: 2%
- Sizilien: 70%
- Schweiz 29%
USA
- Weisse 15%
- Mexikaner 53%
- Schwarze: 80%
Weltweit
ca. 2/3 der Bevölkerung
Bei den meisten asiatischen Menschen fehlt das Verdauungsenzym. Dadurch verdauen sie Milch- und Käseprodukte sehr schlecht.
Patienten mit einer Milchzuckerunverträglichkeit leiden oft auch unter anderen Beschwerden: z.B. unter Nahrungsmittelallergien oder unter einem Reizdarmsyndrom. Dies erschwert oft das Erkennen der eigentlichen Ursache der Symptome.
Bei gesunden Menschen spaltet das Enzym den Milchzucker in zwei Teile auf: Glukose und Galaktose. Damit kann der Milchzucker im Dünndarm problemlos aufgenommen werden.
Bei Menschen mit einer angeborenen Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) nimmt die Aktivität der Laktase im Laufe des Lebens immer mehr ab. Daher treten die Beschwerden meist erst im Erwachsenenalter auf. Die meisten Säuglinge und Kleinkinder verdauen den Milchzucker ausreichend.
Die erworbene Milchzuckerunverträglichkeit entsteht als Folge anderer Krankheiten wie Reizdarm (Colon irritabile), Morbus Crohn oder Zöliakie. Auch nach Dünndarmerkrankungen oder grösseren Dünndarmoperationen kann eine Milchzuckerunverträglichkeit auftreten.
Eine vorübergehende Milchzuckerunverträglichkeit kann man bei Erwachsenen auch nach Infektionen beobachten.
Bei der Milchzuckerunverträglichkeit können verschiedene, meist unspezifische Beschwerden auftreten:
- Magenknurren
- Blähungen und Völlegefühl
- Durchfälle, die chronisch werden
- Bauchkoliken, Bauchschmerzen
- Säuglinge nehmen nicht kontinuierlich an Gewicht zu
Viele Betroffene klagen neben Verdauungsstörungen auch über Müdigkeit, Schwindel, innere Unruhe, unreine Haut, depressive Verstimmung und Konzentrationsmangel.
Selbsttest:
Verzicht auf Kuhmilchprodukte für ein paar Tage, Wiederaufnahme der gewohnten Ernährung unter Beobachtung der Symptome.
Beim Arzt:
- Atemlufttest nach Einnahme von Milchzucker
- Schleimhautproben aus dem Dünndarm
- Lactose in Wasser gelöst trinken, danach Blutzuckermessung (sogenannter Lactose-Toleranztest)
Die Milchzuckerunverträglichkeit ist nicht heilbar. Aber man kann die Beschwerden lindern. Am besten verzichten Betroffene so weit wie möglich auf Kuhmilchprodukte.
Allgemeine Massnahmen
- Verzicht auf Kuhmilchprodukte; es gibt Betroffene, bei denen bereits ein Tropfen Milch im Kaffee Beschwerden hervorruft; bei anderen treten die Beschwerden erst bei grösseren Mengen auf.
- Joghurt wird von Erwachsenen meistens gut vertragen, da diese bereits das Enzym Laktase enthalten.
- Säuglinge brauchen Spezialmilch.
- Laktosefreie Diät nach Anweisung einer Diät-Assistentin.
Welche Lebensmittel enthalten Laktose?
- Kuhmilch und deren Produkte (Butter, Käse, Milchpulver, Joghurt)
- Backwaren (Inhaltsangabe oder Angaben des Bäckers)
- Schokolade
- Andere Lebensmittel wie Wurstwaren (Angaben sollten deklariert sein)
- Viele Medikamente enthalten Laktose, z.B. auch homöopathische Kügelchen
- Fertigprodukte (z.B. Fertigpizzas)
Medikamentös
Bei leichtem Laktasemangel kann Laktase als Medikament zugeführt werden.
Unter Verzicht auf milchzuckerhaltige Produkte gehen die Beschwerden meist weg.
Bei Säuglingen können massive Durchfälle nach Laktoseverabreichung lebensbedrohlich werden.
Der Verzicht auf Milchprodukte kann auf längere Sicht zu einem Kalziummangel führen, was das Risiko für eine Osteoporose (Knochenschwund ) erhöht. In diesem Fall werden Kalziumpräparate notwendig. Kalzium in Nahrungsmitteln: Blattgemüse, Kokosmilch, Sesam.