Gewichtsabnahme (Abmagerung, Gewichtsverlust, Kachexie, Untergewicht)
Eine Gewichtsabnahme bedeutet ganz allgemein eine Abnahme des Körpergewichts. Dies kann im Rahmen einer Diät gewollt sein oder ungewollt als Symptom einer Erkrankung auftreten. In der Medizin gilt ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 10% des Körpergewichts innerhalb eines halben Jahres als Warnsignal.
Ein ungewollter Gewichtsverlust wird zu Beginn oft gar nicht bemerkt oder sogar als positiv empfunden. Andere wiederum verdrängen die Gewichtsabnahme, aus Angst , dass eine bösartige Krankheit dahinter stecken könnte. Augenfällig wird der Gewichtsverlust, wenn die Körperfettreserven aufgebraucht sind und es zum Abbau von Muskelmasse kommt: man spricht von Untergewicht. Bei ausgeprägtem Gewichtsverlust besteht oft zusätzlich eine Mangelernährung. Ein sehr starker Gewichtsverlust im Rahmen von schweren Erkrankungen (z.B. Krebs ) nennt man Kachexie ("Auszehrung").
Generell unterscheidet man eine Gewichtsabnahme bei normalem oder gesteigertem Appetit von einer Gewichtsabnahme bei vermindertem Appetit. Meist bestehen neben dem ungewollten Gewichtsverlust auch weitere Beschwerden, die bereits Hinweise auf die Ursache geben. Beispiele dafür sind:
- Problematisches Essverhalten wie Heisshunger-Attacken und selbst herbeigeführtes Erbrechen bei einer Essstörung (Ess-Brechsucht, Bulimie ).
- Schwitzen, Unruhe, Durchfall oder Kropfbildung bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).
- Starker Durst , häufiges Wasserlassen, Müdigkeit und schlecht heilende Wunden bei Diabetes (Zuckerkrankheit).
- Fieber und Nachtschweiss bei Krebserkrankungen oder chronischen Infektionen (z.B. Tuberkulose ).
Ein Gewichtsverlust kann vielfältige Ursachen haben, die von einer mangelhaften Ernährung über körperliche oder seelische Erkrankungen bis hin zu Alkoholmissbrauch oder Medikamentennebenwirkungen reichen können.
Ursachen für Gewichtsabnahme mit normalem oder gesteigertem Appetit
- Stoffwechselstörungen: Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose ), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Magen -Darminfektionen und Durchfallerkrankungen
- Wurminfektionen des Darms (z.B. Rinder-oder Fischbandwurm)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Morbus Chron oder Colitis ulcerosa )
- Gestörte Nahrungsverwertung bei Zöliakie oder Glutenintoleranz
- Nahrungsmittelallergien (Lactoseintoleranz , Fructoseintoleranz )
- Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
Ursachen für Gewichtsabnahme mit vermindertem Appetit
- Chronische Infektionen (z.B. Tuberkulose , AIDS )
- Fortgeschrittene Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Nierenschwäche (Niereninsuffizienz )
- Nebennierenrindeninsuffizienz (Addison Krankheit)
- Tumorerkrankungen
- Medikamentennebenwirkung
- Essstörungen: Anorexie (Magersucht ), Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
- Psychische Erkrankungen: Depression, Borderline-Syndrom
- Psychische Belastungen, Stress
Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmässiger Bewegung, sowie mässig Alkohol und Nikotinverzicht fördert die körperliche und seelische Gesundheit und hilft Krankheiten vorzubeugen, die mit Gewichtsverlust einhergehen können.
Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen (inklusive Krebsvorsorgeuntersuchungen) sollten grundsätzlich wahrgenommen werden. Ist bereits ein krankheitsbedingter Gewichtsverlust aufgetreten, dann gilt es zunächst das Körpergewicht zu stabilisieren und den Verlust möglichst wieder auszugleichen. Dabei helfen Arzt oder Ernährungsexperten.Eine leichte Gewichtsabnahme ist meist harmlos und erklärt sich häufig durch veränderte Ernährungs- oder Lebensgewohnheiten. Eine ungewollte und unerklärliche Gewichtsabnahme hingegen ist immer verdächtig und sollte vom Arzt abgeklärt werden. Insbesondere dann, wenn in relativ kurzer Zeit viel an Gewicht verloren ging oder wenn zusätzliche Begleitsymptome bestehen. Ein extremer Gewichtsverlust aufgrund einer Essstörung (Magersucht) kann unbehandelt sogar zum Tod führen.
Das Normalgewicht ist grob definiert über den BMI (Body-Mass-Index) und soll zwischen 18 und 25 liegen. Liegt das Körpergewicht 15% oder mehr unter dem Normalgewicht, sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.
Welcher Arzt ist zuständig?
- Hausarzt
- Internist
- Gastroenterologe
- Endokrinologe
- Onkologe
- Psychologe/Psychotherapeut
- Ernährungsmediziner
Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.
Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
- Fragen zum Gewichtsverlust selbst: seit wann, wie viel Gewicht wurde verloren, in welchem Zeitraum, kontinuierliche Abnahme oder zwischendurch Phasen mit stabilem Gewicht bzw. sogar mit Zunahme, wie ist der Appetit, zugeführte Kalorienmenge, etc.
- Essgewohnheiten, Nahrungsumstellung, Änderung der körperlichen Aktivitäten
- Stuhlgang, Probleme beim Wasserlassen
- Begleitsymptome (siehe oben)
- Vor- und Begleiterkrankungen: z.B. Infektionskrankheiten, Diabetes, Schilddrüse nerkrankung, Herz- oder Lungenerkrankung, Tumoren, Krebstherapien
- Bedeutsame Erkrankungen/Todesursachen in der Familie
- Allergien
- Psychisches Befinden
- Medikamenteneinnahme
- Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
- Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen), Stress, etc.
Körperliche Untersuchung
Körpergewicht und die Körpergrösse werden gemessen und daraus der BMI (Body-Mass-Index ) berechnet. Der Arzt beurteilt den Ernährungszustand und achtet auf Zeichen eines Nährstoffmangels. Es folgt eine sorgfältige und umfangreiche internistische und neurologische Untersuchung . Bei älteren Menschen wird der Zahnstatus kontrolliert, da auch ein schlecht sitzendes Gebiss zu verminderter Nahrungsaufnahme und damit zum Gewichtsverlust führen kann.
Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen
- Blutuntersuchung en: Blutbild , Entzündungswerte, Blutzucker , organspezifische Werte (Schilddrüse, Nieren, Leber, Bauchspeicheldrüse)
- Stuhlprobe (z.B. bei Wurmverdacht)
- Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl (Hämokkult-Test)
- Ultraschall der Bauchorgane
- Bildgebende Diagnostik: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)
Die Behandlung der Gewichtsabnahme richtet sich immer nach der Ursache. Wird die Ursache behoben, dann kommt es in der Regel auch wieder zur Gewichtszunahme.
- Anpassungen der Essgewohnheiten bei falscher Ernährung oder wenn generell zu wenig gegessen wird.
- Behandlung von körperlichen Erkrankungen, die für den Gewichtsverlust verantwortlich sind
- Bei einer psychischen Ursache wie bei der Magersucht, ist meist eine zusätzliche psychologische Betreuung nötig, um das Bewusstsein für Ernährung und Körper wieder herzustellen.
Um einen weiteren Gewichtsverlust zu verhindern, beziehungsweise um das Normalgewicht wieder herzustellen, braucht es oft eine zusätzliche Ernährungstherapie. Je nach Ausmass und Ursache des Gewichtsverlustes sind folgende Massnahmen möglich:
- Kalorien- und eiweissreiche Normalkost
- Zusätzliche Trinknahrung
- Sondenkost über Magen-Sonde
- Künstliche Ernährung über eine Vene