Urin-Therapie
Bereits Paracelsus schätzte und empfahl den Urin zur Diagnose und Therapieanwendung. Das Trinken des eigenen oder fremden Urins gehört in einigen Kulturen zu den ältesten "Therapien" überhaupt. In der Moderne geriet die Anwendbarkeit des Eigenurins, wohl aufgrund anderer Möglichkeiten und eines unterschiedlichen Empfindens bezüglich Appetittlichkeit, etwas in Vergessenheit.
Die Therapie mit dem eigenen "goldenen Brunnen" findet seit kurzem wieder etliche Anhänger. Eigenharn ist kostenlos, jederzeit frisch vorhanden und leicht anzuwenden. Bekannt ist seine antiseptische Wirkung, weshalb er früher auch als überall präsentes Desinfektionsmittel geschätzt wurde. Natürlich stammt dies aus der Zeit vor den Errungenschften der modernen Medizin.
Dennoch sind erfreuliche Heilerfolge nicht von der Hand zu weisen, und das Vorhandensein einer "Inneren Apotheke" fasziniert eine zahlreiche Anhängerschar. Es gibt drei mögliche Anwendungsmöglichkeiten für den Eigenharn: Äusserliche Anwendung, Trinken, Injektionen.
Das Spektrum der möglichen Einsatzgebiete wird von der Anhängern der Methode sehr breit gefasst: Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Akne; aber auch Parodontose, Migräne, Arteriosklerose, Allergien bis hin zu Krebs und AIDS. Frei von Nebenwirkungen ist der "ganz besondere Saft" jedoch nicht, folgende Nebenwirkungen können auftreten: Durchfall, Hautausschlag, Erbrechen, Fieber und Schwäche.
Äusserlich angewandt soll der Harn wundheilende Wirkung entfalten. Er enthält osmotisch wirksamen Harnstoff, der das Wachstum von Krankheitserreger verhindern und das Wundmilieu optimieren soll. Auch viele Hautcremes enthalten Harnstoff, der Wasser an sich bindet und die Haut, z. B. bei Neurodermitis-Patienten, geschmeidiger macht.
Doch hier ist die Harnstoffmenge genau auf die Therapie angestimmt. Im eigenen Urin schwankt sein Gehalt in Anhängigkeit von der aufgenommenen Nahrung. Ausserdem warnen Hautärzte vor möglichen bakteriellen Verunreinigungen des Harns, die zu Hautausschlag und Entzündungen führen können.
Als Getränk soll Urin harntreibend wirken. Andere Inhaltsstoffe, wie Antikörper, Antigene oder Melatonin, sollen ganz generell das Immunsystem stärken. Kritiker, warnen vor einer möglichen Verkeimung des Urins und wundern sich, wieso es Menschen für sinnvoll halten, Stoffwechselgifte dem Körper mit dem Urin wieder zuzuführen, die die Niere vorher ausgeschieden hat.
Auch als Injektion versprechen sich die Anwender der Urin-Therapie eine immunstärkende Wirkung. Der Urin enthält unter anderem Krankheitskeime. Wenn diese dem Körper wieder zugeführt werden, wirkt das ihrer Meinung nach wie eine Schutzimpfung.
Bisher gibt es keine wissenschaftliche Studie, die eine Wirkung des Urins bewiesen hat, egal in welcher Form er angewendet wird. Das Verfahren ist darüber hinaus mit einem nicht unerheblichen Infektionsrisiko behaftet. Urin-Injektionen soll nur der Arzt oder Heilpraktiker anwenden.
Das Trinken von Urin oder seine äusserliche Anwendung wird zwar vielfach in Büchern und anderen Medien als wahres Allheilmittel angepriesen, doch aus hygienischen Gründen (Infektionsgefahr, Geruch) sollten Sie andere Verfahren bevorzugen. So erhalten sie in der Apotheke harnstoffhaltige Haut-Cremes und Salben, die den hohen Qualitäts-Anforderungen an Arzneimittel entsprechen und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit geprüft sind.
06.05.2004