Morbus Bechterew (Bechterew-Krankheit, Spondylitis ankylosans)
Der Morbus Bechterew (medizinischer Name: Spondylitis ankylosans) gehört zu den chronisch entzündlich rheumatischen Erkrankungen, die vorwiegend die Wirbelsäule betreffen. Aber auch Knochen und Sehnenansätze der Arme und Beine und andere Organe können betroffen sein.
Den Namen verdankt die Erkrankung dem russischen Wissenschaftler (Neurologe) Wladimir Bechterew, der anfangs des 19. Jahrhunderts die Krankheit zum ersten Mal wissenschaftlich definierte.
Ca. 70% der Betroffenen sind Männer. Die Krankheit beginnt meist vor dem 40. Lebensjahr. Heilbar ist der M. Bechterew bisher nicht.
Die Ursachen der Erkrankung sind weitgehend unbekannt. Wahrscheinlich führen verschiedene Faktoren (genetische Veranlagung, Umwelteinflüsse) zur Entstehung der Krankheit.
Eine genetische Veranlagung scheint auf jeden Fall eine wichtige Rolle zu spielen. Bei 95% der Betroffenen ist ein bestimmtes Oberflächenmolekül an den Zellen vorhanden. Dieses sogenannte HLA-B27 spielt bei der Immunabwehr eine Rolle und kommt in manchen Familien gehäuft vor.
Die Krankheit verläuft in Schüben, Schmerzphasen wechseln sich mit Ruhephasen ab.
- Rückenschmerzen während über 3 Monaten, die sich durch Bewegung verbessern
- Typische, nächtliche Ruheschmerzen, vorwiegend im Kreuz- und Beckenbereich; der Patient muss aufstehen und sich bewegen
- Morgensteife
- Zunehmende Unbeweglichkeit vorwiegend der Lendenwirbelsäule und des Kreuz-Darmbein-Gelenkes (Iliosakralgelenk), das die Wirbelsäule mit dem Beckenknochen verbindet.
- Zunehmende Streck- und Beugeeinschränkungen der Wirbelsäule (Messung des Finger-Bodenabstandes).
Begleiterkrankungen bei Morbus Bechterew
- Augenentzündung
- Ausdehnung der Beschwerden auf Hüfte, Schultern, Knie, Fuss
- Selten Beteiligung von Herz-Atemzentrum oder Nieren
Zur Diagnose des Morbus Bechterew werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:
- Krankengeschichte unter Einbezug der Beschwerden (Symptome)
- Überprüfung des Finger-Bodenabstandes bei Beugung nach vorne
- Wirbelsäule Test (Menellsche Zeichen): Patient liegt auf dem Bauch; der Arzt hält mit der Handfläche das Kreuzbein fest, mit der andern Hand wird ein Bein angehoben
- Röntgenbild der Lendenwirbelsäule
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Labor: Entzündungsparameter, HLA-B27; dieses Molekül kommt bei den meisten M. Bechterew Patienten (ca. 95%) vor und ist ein gesicherter Hinweis dafür, dass es sich um einen Bechterew handelt.
Die Behandlung des M. Bechterew erfolgt meistens beim Spezialisten (Rheumatologen).
Da die Ursachen des Morbus Bechterew bis heute weitgehend unbekannt sind, gibt es auch keine Möglichkeit, die Ursachen direkt zu behandeln. Es können nur die Beschwerden gelindert werden. Hauptziel der Behandlung ist, die Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten. Zur Therapie werden verschiedene Massnahmen eingesetzt.
Allgemeine Massnahmen
- Regelmässiges spezielles Rückentraining, ev. zu Beginn stationär; Patient muss die Übungen regelmässig (täglich) zu Hause ausführen
- Physiotherapie, Massagen
- Elektrotherapie
- Abschwellende und schmerzlindernde Wickel
Medikamentös
- Nicht-steroidale Antirheumatika und Kortison
- Rhematische Basismedikamente, evtl. immunsuppressive Substanzen
- Bei schwerer Erkrankung werden neuere entzündungshemmende Medikamente, sogenannte TNF-alpha-Hemmer, erfolgreich eingesetzt
Operativ
- Synovektomien (Enfernung der Gelenkinnenhaut)
- Bei fortgeschrittener Erkrankung Gelenkersatz (meistens der Hüfte)
- Bei massiver Kyphose (Krümmung der Wirbelsäule nach vorne) kann eine Operation zur Aufrichtung der Wirbelsäule notwendig werden
Alternative Therapiemöglichkeiten
(Vorschläge der Schweizer Vereinigung Morbus Bechterew)
- Homöopathie
- Neuraltherapie
- Traditionelle Chinesische Medizin
- Behandlung mit Pflanzenpräparaten
- Ernährungsberatung
- Autogenes Training