Blutdruck hoch bei Kindern und Jugendlichen
Hohe Blutdruckwerte werden zunehmend auch bei Kindern und Jugendlichen festgestellt.
Dies kann sowohl auf die zunehmende Häufigkeit von Übergewicht (Fettleibigkeit, Adipositas) als auch auf die verstärkte Beachtung dieser Erkrankung zurückgeführt werden.
Wichtig sind die frühe Diagnose sowie die Behandlung erhöhter Blutdruckwerte. Ansonsten können sich Langzeitkomplikationen, z.B. Schäden an verschiedenen Organen, entwickeln.
Empfohlen wird, den Blutdruck bei allen Kindern ab drei Jahren routinemässig bei jedem Arztbesuch zu messen. Ein vorübergehender Anstieg des Blutdrucks heisst nicht unbedingt, dass es sich bereits um einen krankhaften Bluthochdruck handelt. Durch Stress oder Angst, aber auch durch Koffein, kann der Blutdruck auch bei Kindern vorübergehend über die Normalwerte hinaus klettern.
Erst wenn drei verschiedene Messungen bei drei verschiedenen Arztbesuchen erhöhte Blutdruckwerte ergeben, wird von einem Bluthochdruck gesprochen.
Blutdruckwerte bei Erwachsenen
Beschreibung |
Obere (systolische) Werte | Untere (diastolische) Werte |
Optimale Werte | 120-129 mmHg | 80-84 mmHg |
Hoch-Normale Werte (Prä hypertonie) | 130-139 mmHg | 85-89 mmHg |
Hoher BD Grad I | 140-159 mmHg | 90-99 mmHg |
Hoher BD Grad II | 160-179 mmHg | 100-109 mmHg |
Hoher BD Grad III | über 180 mmHg | über 110 mmHg |
Erhöhte Blutdruckwerte bei Jugendlichen hängen von Alter, Geschlecht und Körpergrösse ab.
Faustregeln:
- Oberer (systolischer) BD (1- 17 Jahre): 100 + (Alter in Jahren x 2).
- Unterer (diastolischer) BD (1 - 10 Jahre): 60 + (Alter in Jahren x 2).
- Unterer (diastolischer) BD (11- 17 Jahre): 70 + (Alter in Jahren).
Bei Kindern vor der Pubertät ist ein erhöhter Blutdruck häufig auf eine andere Krankheit zurückzuführen (=sekundäre Hypertonie). Am häufigsten ist dies eine Erkrankung der Nieren. Seltenere Ursachen sind Erkrankungen des Herzens (Verengung der Hauptschlagader, Aortenstenose) oder hormonelle Ursachen (z.B. Schilddrüsen, Nebenniere).
Ursachen für hohe Blutdruckwerte bei Jugendlichen
Bei Jugendlichen ist (wie auch beim Erwachsenen) ein hoher Blutdruck oft ein eigenständiges Krankheitsbild, d.h. es kann keine organische Ursache dafür gefunden werden (= primäre Hypertonie).
Risikofaktoren bei ansonsten gesunden Jugendlichen für hohen Blutdruck sind:
- Übergewicht, vor allem dicker Bauchumfang
- Bluthochdruck in der Familie (ca. 50% der Fälle)
- Medikamente (z.B. die Pille zur Verhütung, Asthmamittel, bestimmte nicht rezeptpflichtige Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel)
- Schlafapnoe-Syndrom (nächtliches Schnarchen mit Atempausen)
- Andere Stoffwechselstörungen, die häufig mit einer Hypertonie zusammen auftreten wie: erhöhte Cholesterinwerte oder Insulinresistenz (Vorstufe des Diabetes mellitus).
- Ein vorübergehender Bluthochdruck kann durch Stress, Angst oder Koffein hervorgerufen werden.
Die Kinder sind in der Regel beschwerdefrei. Der erhöhte Blutdruck wird daher meist erst bei Routineuntersuchungen entdeckt.
Erste Warnsignale können sein:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Nasenbluten
- Herzrasen und Unruhe
- Übelkeit und Erbrechen
- Brustschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Sehstörungen
Zur Diagnose von einem erhöhten Blutdruck bei Kindern werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:
- Krankengeschichte unter Einbezug der Beschwerden: Nachfragen nach familiärem Bluthochdruck, Herzerkrankungen, hohen Cholesterinwerte, Übergewicht.
- Nachfragen nach Schlafstörungen
- Nachfragen nach Leistungssteigernden Substanzen, Drogen, Nikotin, Nahrungsergänzungsmitteln
- Gewicht: BMI (Body-Mass-Index)
- Blutdruckmessung: Zur Diagnose müssen mindestens an drei verschiedenen Arztbesuchen jeweils ein erhöhter Blutdruck gemessen werden
- Evtl. Augenuntersuchung
- Laboruntersuchungen: Blutzucker, Cholesterin, Urinuntersuchungen
- Bei Verdacht auf andere Erkrankungen: Ultraschall, Elektrokardiogramm (EKG), Herzultraschall, Angiographie (Darstellung von Gefässen mit Kontrastmittel)
Je früher erhöhte Blutdruckwerte behandelt werden, desto besser ist der Schutz vor Langzeitkomplikationen.
Allgemeine Massnahmen
Bei Kindern und Jugendlichen mit Prähypertonie (Hoch-Normale Werte) und Bluthochdruck Grad I werden Änderungen der Lebensweise empfohlen:
- Senkung des Gewichts und regelmässige Gewichtskontrollen
- Regelmässige Bewegung
- Ernährungsumstellung: fettarme Ernährung, evtl. Reduktion des Salzkonsums (Natrium beschränkung von 1200 mg/Tag.
- Sofortiger Rauch-, Alkohol- und Drogenstopp
Medikamentöse Behandlung
Bei folgende Faktoren wird nebst den allgemeinen Massnahmen, eine medikamentöse Behandlung, empfohlen:
- Bei Beschwerden
- Bei nachweisbaren Organschäden durch Bluthochdruck an Herz, Nieren oder Augen
- Bei Bluthochdruck, der durch eine andere Krankheit entstanden ist
- Bei Bluthochdruck und Diabetes
- Bei Bluthockdruck Grad 1, der nicht auf eine Änderung der Lebensweise anspricht
- Bei Bluthochdruck Grad 2
Als Medikamente werden eingesetzt:
- ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorantagonisten (wirken auf Hormone, die für die Regulation des Blutdrucks verantwortlich sind).
- Harntreibende Medikamente (Diurektika): Flüssigkeit und Salze (Natrium) werden aus dem Körper geschwemmt. Dadurch wird das Blutvolumen verringert und der Druck fällt.
- Betablocker (Verminderung der vom Herzen ausgeworfenen Blutmenge und Reduktion der Herzfrequenz).
- Alphablocker (Drucksenkung durch Gefässentspannung).
- Kalziumblocker (senkt die Gefässspannung, das Herz kann leichter arbeiten).
Kinder mit unbehandelten Bluthochdruck haben ein erhöhtes Risiko im Erwachsenenalter eine arterielle Hypertonie zu entwickeln. Ein Bluthochdruck kann auf die Dauer gefährlich werden, denn der hohe Blutdruck ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen und kann auf Dauer Gehirn, Nieren, Herz und Augen schädigen.
Arterienverkalkung ist zwar ein altersbedingter Prozess, wird aber durch Bluthochdruck stark gefördert. Daraus resultierende Erkrankungen können sein:
- Hirnschlag (Schlaganfall)
- Angina pectoris, Herzinfarkt
- Nierenschädigungen
- Augenleiden
Wichtig sind regelmässige Blutdruckkontrollen beim Arzt und zu Hause. Dabei hilft es ein Blutdrucktagebuch zu führen.
Ebenso wichtig ist die Umstellung auf eine gesündere Lebensweise. Dazu gehören:
- Vermeidung von Nikotin, Alkohol und anderen Drogen.
- Abwechslungsreiche Ernährung: viel Gemüse und Obst, salz- und fettarme Kost.
- Regelmässiges, moderates Ausdauertraining z.B. Schwimmen, Walken, Wandern, Radfahren.
- Üben von Entspannungstechniken und damit Stress- und Angstreduktion.