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Häufiges oder vermehrtes Wasserlassen zeigt sich in der Zahl der Toilettengänge und/oder in der Urinmenge
Häufiges oder vermehrtes Wasserlassen zeigt sich in der Zahl der Toilettengänge und/oder in der Urinmenge

Vermehrtes Wasserlassen wird durch die Menge des ausgeschiedenen Urins und/oder über die Häufigkeit der Toilettengänge definiert.

Mehr oder häufigere Ausscheidung von Urin kann grundsätzlich entweder durch ein vermehrtes Angebot an Flüssigkeit, eine zu geringe Wiederaufnahme des Primärharns in der Niere oder durch Erkrankungen der ableitenden Harnwege zustande kommen. Folgende konkrete Leiden können dahinter stecken: Herzschwäche , Zuckerkrankheit , hormonelle Erkrankungen oder Entzündungen der ableitenden Harnwege. Bei Harnwegsinfekten ist die Gesamtmenge an Urin aber nicht erhöht, lediglich die Frequenz der Toilettengänge (im Fachjargon Pollakisurie genannt).

Vermehrtes Wasserlassen kann als folgende drei Phänomene auftreten, die auch zusammen bestehen können:

  • Polyurie : Statt der üblichen 1-2 Liter werden bis zu 3 Liter und mehr Urin in 24 Stunden abgegeben. Meist besteht auch ein starker Harndrang. Der Flüssigkeitsverlust bei Polyurie führt normalerweise zum erhöhten Durstgefühl und damit zu einer erhöhten Trinkmenge um die Flüssigkeitsverluste auszugleichen. Wenn allerdings mehr Wasser ausgeschieden als getrunken wird, kommt es zur langsamen Austrocknung des Körpers (Dehydratation).
  • Pollakisurie : Häufiges Wasserlassen, es werden aber jeweils nur geringe Harnportionen abgegeben. Die gesamte Harnmenge in 24 Stunden kann dabei erhöht aber auch normal sein.
  • Nykturie : Es muss regelmässig in der Nacht mehr als zweimal Wasser gelassen werden. Häufig kommt es zur Tagesmüdigkeit aufgrund der gestörten Nachtruhe. Bei älteren Menschen erhöhen die nächtlichen Toilettengänge auch die Sturz- und Verletzungsgefahr.

Je nach Ursache kann das vermehrte Wasserlassen mit weiteren Beschwerden verbunden sein:

Begleitsymptome: Schmerzen beim Wasserlassen, Blut im Urin, abgeschwächter Harnstrahl

Vermehrtes Wasserlassen steht oft im Zusammenhang mit einer grossen Trinkmenge, insbesondere von harntreibenden Getränken (Alkohol, Kaffee). Denn je mehr getrunken wird, umso mehr wird ausgeschieden. Auch Stress kann zu vermehrtem Harndrang führen. Vermehrtes Trinken aufgrund eines Durstgefühls kann aber auch auf ernste Erkrankungen hinweisen, allen voran die Zuckerkrankheit (Diabetes). Weitere Ursachen können Herz- oder Nierenkrankheiten oder die Einnahme harntreibender Medikamente (Diuretika) sein. Nächtlicher Harndrang tritt oft bei Harnwegsinfekten oder im Rahmen der chronischen Herzschwäche auf, da der Körper Wassereinlagerungen im Gewebe, die sich aufgrund der Herzschwäche währende des Tages bilden, in der Nacht besser abbauen kann.

Ursachen für häufiges Wasserlassen (Polyurie/Pollakisurie):

Vermehrtes Wasserlassen kann man nur bedingt vorbeugen. Im Vordergrund stehen präventive Massnahmen zur Vermeidung von Erkrankungen, die zum vermehrten Wasserlassen führen können.

Zu solchen Massnahmen gehören:

  • Frauen, die zu Harnwegsinfekten neigen sollen regelmässig und viel trinken (etwa 3 Liter pro Tag), am besten Wasser, verdünnte Säfte oder ungesüsste Kräutertees, das schwemmt die Erreger aus. Alkohol, Kaffee und schwarzen Tee vermeiden. Blase regelmässig und vollständig entleeren (Frauen: vor und insbesondere nach Geschlechtsverkehr), richtige Toilettenhygiene (von vorne nach hinten abwischen)
  • Nierensteine : viel Wasser trinken, begrenzter Konsum steinbildender Lebensmittel (Kochsalz, Fleisch und Eier sowie Oxalat-haltige Lebensmittel wie Spinat, Nüsse, Randen, Mangold und Rhabarber).
  • Blasenkrebs : Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, beruflichen Kontakt gegenüber krebsauslösenden Chemikalien minimieren, viel trinken (giftige Stoffe werden besser gelöst und ausgeschieden)
  • Nierenkrebs: Nikotinverzicht, Übergewicht reduzieren, gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung und Kontakt mit giftigen Chemikalien vermeiden.
  • Zuckerkrankheit: Risikofaktoren minimieren (Übergewicht reduzieren, Bluthochdruck und ungünstige Blutfettwerte behandeln), abwechslungsreiche und ausgewogene Kost mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, mässigem Fleisch- und Fettkonsum und regelmässige Fischmahlzeiten, regelmässige Bewegung/Sport.
  • Gesundenuntersuchungen, Männer: Prostatavorsorge
  • Nächtliches Wasserlassen: Harntreibende Getränke wie Alkohol, Kaffee oder Tee vor dem Zubettgehen meiden.
  • Führen eines Trinkprotokolls (wann, was und wieviel getrunken wird).
  • Bei Medikamenteneinnahme Beipackzettel lesen, ob übermässiges Wasserlassen eine Nebenwirkung sein könnte.

Vermehrtes Wasserlassen, das man sich nicht erklären kann, und dauerndes gesteigertes Durstgefühl sollen immer von einem Arzt abgeklärt werden. Es könnten ernsthafte Erkrankungen wie Diabetes oder Herzkrankheiten dahinter stecken.

Welcher Arzt ist zuständig?

Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zum Symptome vermehrtes Wasserlassen selbst: seit wann, plötzlich oder allmählich aufgetreten, Harnmenge, besteht das Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung, muss in der Nacht öfters die Toilette aufgesucht werden (wie häufig), besteht vermehrter Durst , tägliche Trinkmenge, gibt es weitere Beschwerden beim Wasserlassen, Schmerzsymptomatik, etc.
  • Begleitsymptome (siehe oben)
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Operationen
  • Bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen in der Familie
  • Allergien
  • Medikamenteneinnahme
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Ernährung, Bewegung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen), Stress, etc.

Körperliche Untersuchung
Es werden Blutdruck, Puls, Körpergewicht und Temperatur gemessen sowie Herz und Lunge abgehört. Bei der Inspektion der Haut und Schleimhäute wird auf Zeichen von Austrocknung oder von Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme ) geachtet. Ebenso wird der Bauch abgetastet und abgehört. Es werden auch die Nierenlager in den Flanken abgeklopft, die bei Entzündungen der Nieren schmerzhaft sein können. Bei Männern wird die Prostata mit dem Finger über den Enddarm getastet, bei Frauen erfolgt eine vaginale Untersuchung.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Blutuntersuchung: Nierenwerte, Elektrolyte (Blutsalze), Blutzucker
  • Urin-Schnelltest auf Eiweiss, Blut und Blutzucker
  • Miktionstagebuch (Miktion = Wasserlassen): Während 2-3 Tage werden vom Patienten die eingenommenen und über den Urin ausgeschiedenen Flüssigkeitsmengen protokolliert.
  • Ultraschalluntersuchung von Nieren, Blase, Prostata
  • Herzultraschall (Herzecho)
  • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)

Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbildern

Die Therapie bei vermehrtem Wasserlassen richtet sich immer nach der Ursache.

  • In erster Linie werden Grunderkrankungen wie Herzschwäche oder Zuckerkrankheit behandelt
  • Bei Harnwegsinfekten kommen Antibiotika zum Einsatz
  • Absetzen von harntreibenden Medikamenten nach Absprache mit dem behandelnden Arzt.
  • Bei Krebserkrankungen kommen Operation, Chemotherapie oder Strahlentherapie in Frage.
  • Zusätzlich gibt es bestimmte Medikamente, die Blase oder Harnröhre entspannen, sodass weniger häufig Wasser gelassen werden muss.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
   
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