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Schmerzen beim Wasserlösen sind meist das Zeichen einer Infektion
Schmerzen beim Wasserlösen sind meist das Zeichen einer Infektion
Beschwerden beim Wasserlösen werden häufig als Brennen bezeichnet. Die häufigsten Ursachen sind Entzündungen des Urogenitalsystems, zum Beispiel  Blasen-, Prostata-, oder Scheidenentzündung . Andere Gründe können Tumorerkrankungen oder Harnwegssteine sein. Oft bestehen zusätzliche Symptome bei diesen Erkrankungen wie erschwertes Wasserlassen - manchmal können nur einige Tröpfchen Urin ausgeschieden werden. Bestehen diese Symptome über eine längere Zeit, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Schmerzen oder Brennen beim Wasserlösen (medizinisch Algurie) treten je nach Ursache bereits schon zu Beginn oder erst am Ende des Wasserlassens auf. Meist bestehen auch zusätzliche Beschwerden bei der Blasenentleerung (= Miktion ), die allesamt zu den sogenannten Miktionsbeschwerden zählen.

Die häufigsten Miktionsbeschwerden sind:

  • Algurie: schmerzhaftes Wasserlassen
  • Dysurie: erschwerte Harnentleerung
  • Pollakisurie : häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen (typisch für die " Reizblase")
  • Strangurie: schmerzhafter Harndrang , mit Entleerung von nur wenig Harntropfen

Mögliche Begleitsymptome: Brennen, Jucken , Harndrang, häufiges Wasserlassen, Unterbauchschmerzen , Blut im Harn, Ausfluss, ungewollter Harnverlust , abgeschwächter Harnstrahl, Fieber

Am häufigsten werden Schmerzen beim Wasserlösen durch Infektionen der unteren Harnwege (Harnröhre, Blase) sowie der männlichen Geschlechtsdrüsen (Prostata, Samenblase) verursacht. Auch Erkrankungen der oberen Harnwege (Nieren, Harnleiter) können zu Harnbrennen führen, da die unteren Harnwege meist mitbetroffen sind. Auch Geschlechtskrankheiten und viele weitere Ursachen kommen für Schmerzen beim Wasserlassen in Frage.

Erkrankungen der Harnwege

Erkrankungen der Prostata/Samenblase

Weitere Ursachen für Schmerzen beim Wasserlassen

Der häufigste Grund für Schmerzen beim Wasserlösen sind Harnwegsinfekte. Bei ersten Anzeichen einer Harnwegsinfektion, aber auch zur Prävention, sollte man folgendes beachten:

  • Ausreichende Trinkmenge schwemmt die Bakterien aus (Wasser, ungezuckerte Tees, spezielle Blase- oder Nierentees). Ungeeignet sind Kaffee, Schwarztee, Alkohol und saure Fruchtsäfte, da sie die Blasenschleimhaut zusätzlich reizen.
  • Wärmeanwendungen bei Schmerzen (Wärmeflasche auf den Unterbauch)
  • Keine übertriebene Intimhygiene mit parfümierten Seifen oder Intimsprays, da sie die natürliche Scheidenflora zerstören.
  • Vermeiden von chemischen Verhütungsmittel wie Scheidendiaphragma oder Spermiziden
  • Regelmässige und vollständige Entleerung der Blase, insbesondere nach dem Geschlechtsverkehr (eventuell eingedrungene Bakterien werden frühzeitig wieder ausgeschwemmt)
  • Richtige Stuhlhygiene: Nach dem Stuhlgang von vorne nach hinten abwischen.

Neu auftretende, länger anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen beim Wasserlösen sollen immer ärztlich abgeklärt werden, denn nicht immer steckt eine harmlose Blasenentzündung dahinter. Aber auch eine zunächst "harmlose" Blasenentzündung kann bis in die Nieren aufsteigen und zu ernsthaften Komplikationen führen.

Dringlich ist der Gang zum Arzt, wenn zusätzlich Blut oder Eiter im Urin bemerkt werden oder weitere allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber oder Schmerzen (Unterbauchschmerzen , Rückenschmerzen , Flankenschmerzen) auftreten.

Welcher Arzt ist zuständig?

Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zum Symptom Schmerzen beim Wasserlösen selbst: seit wann, plötzlich oder allmählich aufgetreten, erstmalig oder bereits früher aufgetreten, kürzlich zurückliegender Virusinfekt, möglicher Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr, welche Intimhygiene, etc.
  • Begleitsymptome (siehe oben)
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Unfälle, Operationen: z.B. bekanntes Steinleiden, Diabetes , Fehlbildungen der Harnwege , etc.
  • Bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen in der Familie
  • Allergien
  • Medikamenteneinnahme
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen, Stress, etc.)

Körperliche Untersuchung
Es werden die Bauchorgane abgetastet und die Flanken rechts und links wo sich die Nieren befinden abgeklopft. Eine klopfempfindliche Nierengegend deutet auf eine mögliche Nierenentzündung hin. Zudem werden der äussere Genitalbereich, der Harnröhrenausgang, die Haut und Schleimhaut der Umgebung sowie beim Mann die Prostata (Tastuntersuchung mit dem Finger über den Enddarm) inspiziert. Auch die Körpertemperatur wird gemessen.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Urinuntersuchung auf Blut, Eiter, Bakterien oder Pilze mittels Teststreifen und unter dem Mikroskop
  • Urinkultur bei Harnwegsinfekten: welche Bakterien sind verantwortlich und auf welches Antibiotikum sind sie empfindlich
  • Blutuntersuchung : Nierenwerte, Entzündungszeichen
  • Ultraschalluntersuchung der Harnwege mit Restharnbestimmung (Urinmenge, die nach dem Wasserlassen in der Blase zurückbleibt)
  • Blasenspiegelung (Zystoskopie)
  • Röntgen des Bauchraums, evtl. mit Kontrastmittel
  • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Bauchraums

Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbildern

Die Therapie bei Schmerzen beim Wasserlösen richtet sich immer nach der Ursache, wobei folgende Behandlungsmöglichkeiten in Frage kommen:

  • Gegen die Schmerzen selbst helfen Schmerzmittel oder krampflösende Medikamente.
  • Bei harmlosen Blasenentzündungen sind Blasen- oder Nierentees, viel Flüssigkeit zur Ausschwemmung der Erreger sowie pflanzliche Präparate aus der Apotheke oft ausreichend. In ausgeprägten Fällen sind zusätzlich Antibiotika notwendig.
  • Andere bakterielle Infektionen (z.B. Geschlechtskrankheiten) erfordern ebenfalls Antibiotika
  • Ein Vaginalpilz wird mit Antipilzmittel in Form von Cremes, Vaginalzäpfchen oder Tabletten behandelt.
  • Blasen- oder Harnleitersteine werden endoskopisch entfernt, grössere Steine werden zuvor mit Ultraschallwellen zertrümmert.
  • Eine gutartige Prostatavergrösserung wird bei leichten Beschwerden medikamentös und bei stärkeren Beschwerden operativ behandelt.
  • Bei anderen Erkrankungen wie eine Harnröhrenverengung ist ebenfalls oft eine Operation notwendig.
  • Bösartige Tumoren erfordern eine entsprechende Krebsbehandlung mit Operation, Chemotherapie oder Bestrahlungen.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
   
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