Chronische Niereninsuffizienz (Chronische Nierenerkrankungen, Nierenfunktionsstörung, Nierenschwäche, Nierenversagen chronisch)
Der gesunde Mensch besitzt zwei funktionstüchtige Nieren.
Die Hauptaufgaben der Nieren sind:
- Filterung des Blutes und Harnproduktion, der über die ableitenden Harnwege (Blase und Harnleiter) ausgeschieden wird.
- Die Nieren kontrollieren die Zusammensetzung des Urins und regulieren dadurch den Säure-Basen-Haushalt und den Salzhaushalt (Elektrolyte) des Körpers.
- Weitere Funktionen: Bildung verschiedener Hormone, die für den Blutdruck, die Bildung der roten Blutkörperchen und den Knochenstoffwechsel wichtig sind. Die Nieren kontrollieren die Zusammensetzung des Harnes und regulieren dadurch den Säure-Basen-Haushalt und den Salzhaushalt (Elektrolyte) des Körpers..
Beim chronischen Nierenversagen kommt es zu einem dauerhaften, über Monate und Jahre langsam fortschreitenden Funktionsverlust der Nieren. Im Gegensatz zum akuten Nierenversagen ist die chronische Form nicht mehr rückgängig zu machen. Hauptursachen sind meist andere chronische Erkrankungen, die zur dauerhaften Schädigung der Nieren führen. In der Regel sind beide Nieren betroffen.
Ein chronisches Nierenversagen ist häufig die Folge einer fortlaufenden Nierenschädigung durch langjährige Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Bluthochdruck (Hypertonie). Andere Ursachen sind seltener. In manchen Fällen bleibt die Ursache auch unklar.
Die häufigsten Ursachen einer chronischen Nierenschädigung sind:
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Chronische Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
- Erbliche Zystennieren: Zahlreiche flüssigkeitsgefüllte Zysten durchsetzen die Nieren und schädigen im Laufe der Zeit immer mehr gesundes Nierengewebe.
- Chronische Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
- Schmerzmittelmissbrauch
Ein chronisches Nierenversagen kann über Jahre hinweg praktisch ohne Symptome verlaufen. Allenfalls klagen Betroffene über unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit oder Leistungsabfall und gelegentlich fällt ihnen ein schaumiger Urin (erhöhte Eiweissausscheidung) oder ein bräunlicher Urin (Ausscheidung von Blutbestandteilen) auf.
Bei fortgeschrittener Erkrankung kommt es zu einer Reihe von Störungen die praktisch alle Organsysteme betreffen. Es kommt zum Anstieg von Abfallprodukten des Stoffwechsels im Blut wie Harnstoff, Harnsäure oder Kreatinin, die in höheren Konzentrationen giftig sind. Normalerweise werden diese Substanzen von den Nieren aus dem Blut gefiltert und über den Urin ausgeschieden.
Ausserdem treten Störungen im Wasser-, Elektrolyt- sowie Hormonhaushalt auf. Die Folgen sind Blutarmut, Bluthochdruck und ein Knochenabbau (nierenbedingte Osteoporose). Ohne künstliche Blutwäsche (Dialyse) endet ein chronisches Nierenversagen tödlich.
Typische Symptome einer chronischen Nierenschwäche im Endstadium (terminales Nierenversagen) sind:
- Schwer einstellbarer Bluthochdruck
- Sistieren der Urinproduktion
- Überwässerung des Körpers: Beinödeme, Lungenödem
- Luftnot (Wasseransammlung in der Lunge)
- Harnvergiftung (Urämie): Die fehlende Entgiftungsfunktion der Nieren führt zur Harnvergiftung mit Störungen in nahezu allen Organsystemen: Unwohlsein, Appetitlosigkeit, Mundgeruch nach Urin (urämischer Fötor), Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen bis hin zu Bewusstseinsstörungen und Koma.
Zur Diagnose einer chronischen Niereninsuffizienz werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:
- Krankengeschichte unter Einbezug der Beschwerden (Symptome)
- Blutuntersuchungen: Kreatin und Harnstoff (je höher der Wert umso schlechter die Nierenfunktion), mit der sogenannten Kreatinin-Clearance wird geprüft, wie effizient die Nieren das Kreatinin ausscheiden. Ein niedrigerer Wert bedeutet eine schlechte Filterfunktion der Nieren.
- Urinuntersuchung: meistens findet man Eiweiss oder rote Blutkörperchen oder beides im Urin als Zeichen der Nierenschädigung
- Lungenröntgen (Wasseransammlung in der Lunge Zeichen einer Herzschwäche)
- Ultraschall der Nieren
- Computertomographie (CT) der Nieren
- Nieren-Gewebeentnahme (Nierenbiopsie)
Bei einem chronischen Nierenversagen müssen alle Risikofaktoren, die das Fortschreiten der Nierenschädigung begünstigen, entsprechend behandelt werden:
- Optimale Blutdruckeinstellung bei Bluthochdruck
- Normalisierung des Blutzuckers bei Zuckerkrankheit
- Behandlung von Fettstoffwechselstörungen
- Eiweissarme Diät, da Eiweiss die Nieren belastet (nur sinnvoll solange keine Dialyse durchgeführt werden muss)
- Behandlung einer Blutarmut: Eisengabe und medikamentöse Anregung der Blutbildung
- Behandlung von Infektionen
- Nierenschädigende Medikamente meiden (vor allem Schmerzmittel, bestimmte Antibiotika, Röntgenkontrastmittel)
- Rauchstopp: Nikotin führt zu Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes und beschleunigt ein Nierenversagen.
Dialyse (künstliche Blutwäsche), Transplantation
n der Regel mündet jedes chronische Nierenversagen früher oder später in eine Dialysebehandlung. Ohne Dialyse kommt es zum Tod. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt, kann die Dialyse in vielen Fällen um Jahre oder sogar Jahrzehnte hinausgezögert werden. Bei geeigneten Patienten kommt auch eine Nierentransplantation in Frage. Allerdings besteht generell ein Mangel an Spendernieren.
Bei spätem Behandlungsbeginn haben meist auch andere Organe bereits Schaden genommen. Im schlimmsten Fall kommt es zum sogenannten Multiorganversagen (Funktionsausfall mehrerer lebenswichtiger Organe), das häufig zum Tod führt.
Menschen mit chronischer Nierenschwäche haben generell eine verkürzte Lebenserwartung, besonders wenn sie zuckerkrank sind. So ist das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzmuskelschwäche deutlich erhöht. Zudem ist aufgrund der nierenbedingten Blutarmut die Leistungsfähigkeit der Patienten erheblich reduziert.
Zur Prävention der beiden häufigsten Ursachen eines chronischen Nierenversagens, der Zuckerkrankheit und dem Bluthochdruck, ist auf eine generell gesunde Lebensweise zu achten.
Kommt es dennoch zum Diabetes oder Bluthochdruck, kann durch eine entsprechende Behandlung und regelmässige ärztliche Kontrollen der Verlust der Nierenfunktion verhindert werden. Ausserdem sollen nierenschädigende Medikamente vermieden werden, insbesondere eine unsachgemässe Einnahme von Schmerzmitteln. Besonders wichtig ist auch der Rauchstopp, da Nikotin ein Nierenversagen beschleunigt.